Die Klimadebatte von acht Nobelpreisträgern unter der Leitung von Hans Joachim Schellnhuber vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) heute, war ein Meisterlehrstück dafür, dass es kaum etwas bringt, ein Expertenpanel aus Teilexperten zu berufen. So schön die Hoffnung auch ist, dass diese am Ende zu neuen Ideen kommen könnten, Physiker sind nicht per se Klimaexperten.
Auf dem Panel von links: Hartmut Michel, Jack Steinberger, Douglas D. Osheroff, Fricke, John Schellnhuber, Carlo Rubbia, Klaus von Klitzing, Ivar Giaever, Johann Deisenhofer.
Alle Nobelpreisträger sind sicher sehr beachtenswerte Meister ihrer Disziplin, doch äußerste etwa Ivar Giaever den bemerkenswerten Satz: „I did a little research on google to prepare for this panel”. Soviel zur profunden Vorrecherche, die dann zu der Erkenntnis führte, dass die wärmsten Jahre in den USA zuletzt 1998 und 1934 waren. Und außerdem, naja, man könne nicht viel tun gegen den steigenden Energieverbrauch der Erde siehe China und überhaupt. Trotzdem sei es sinnvoll, Energie zu sparen und wir könnten ganz viel Kernenergie nutzen.
Nun Ivar Giaever wusste noch viel mehr und äußerte vor allem sehr viel pointierte Meinungen an denen sich viele dann erquicklich reiben konnten. So startete er in der Eröffnungsrunde lakonisch, er sei Norweger, „weshalb sollte ich Angst vor mehr Wärme haben?” Dem setzte Klaus von Klitzing später leicht verärgert gegenüber: „Man kann doch nicht sagen, wir sind froh, wenn es im Norden endlich wärmer wird.”
Und später äußerte der streitlustige Giaever, auf Grönland liege nun immer mehr Eis… Diesmal griff John Schellnhuber ein und klärte, dies sei ein anderer Effekt. Wenn es nämlich wärmer werde, schneie es mehr auf Grönland und daraus wird dann Eis.
Zwischen diesem Aufflackern kleiner Streitigkeiten äußerte sich etwa Hartmut Michel dezidiert gegen Biodiesel und Co – wegen geringer Energieeffizienz, der Welternährungsproblematik, dem Abholzen von Regenwäldern und vielem mehr. Das war wenigstens eine klare Meinung.
Und Jack Steinberger verwies darauf, dass es absolut sinnlos sei, auf die Kernfusion zu hoffen: Edward Teller habe schon im Jahre 1955 davon gesprochen, die Kernfusion werde es in zehn Jahren geben. Daraus wurde offenbar nichts und Steinberger glaubt auch in absehbarer Zeit nicht daran. Deshalb sollten wir uns auf anderes konzentrieren.
Carlo Rubbia mahnte schließlich: „Wir müssen darüber nachdenken, welche Energiequellen wir in einem vernünftigen Zeitraum nutzen können.” Aber dann fielen ihm nur ganze zwei ein: Solarenergie und Nuklearenergie. Das ist schon frappierend. Überhaupt war Kernenergie heute sehr en vogue.
Als am Ende schließlich eine der Fragen der Jungstudenten lautete „Können wir sicher sein, dass der Klimawandel von Menschen verursacht ist?“, sprang Schellnhuber den Laureaten nach einigem hin und her am Ende zur Seite und meinte, man könne die Frage nicht eindeutig beantworten. Dafür spielten zu viele Ergebnisse aus zu vielen verschiedenen Fachgebieten eine Rolle. „Wir haben aber rund 60 Prozent Sicherheit.” Und dann bringt er eines seiner schönen anschaulichen Bilder. Wenn etwa ein Pilot seinen Passagieren beim Einsteigen in ein Flugzeug sagen würde: „Wir haben nur 60 Prozent Sicherheit, dass wir heute einen Crash haben werden”, dann werden die meisten wohl lieber nicht einsteigen.
Wer die Stimmen aller Panellisten im Original sucht, dem sei bald dieser Mitschnitt empfohlen (Link folgt demnächst). Video des Panels
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