Der skeptischste aller deutschen Skeptiker, E.G. Beck, war ja zum Kolloquiums-Vortrag an die Uni Bayreuth eingeladen und euer ergebener Klimaberichterstatter auf Primaklima war neugierig genug und hat versucht herauszubekommen, wie es dazu kommen konnte. Zur Erinnerung: der kurz vor oder nach der Pensionierung stehende männliche Teil der deutschen Klimaskeptiker (also fast alle) hat sich in einem losen Verband zusammengeschlossen und die wissenschaftliche Expertise dieses Verbands bündelt sich im wesentlichen in der Person Ernst-Georg Becks.
Bild 1: Bayreuth hat mehr zu bieten als das Abschlachten unschuldiger Drachen (endangered species!) durch besessene Siegfrieds (white male 20-30): 1) EG Beck richtet die unschuldige Wissenschaft oder 2) (je nach Sichtweise) die mafiöse Mehrheitsmeinung räumt den aufrechten Kämpfer für Wissenschaft und Wahrheit aus dem Weg.
Beck beschäftigt sich ausser mit der Zurückweisung von so gut wie alles und jedem im Zusammenhang mit der Klimaforschung (siehe seine Webseite hier) insbesondere aber mit dem Anstieg des CO2 in der Atmosphäre. Er bewertete historische Messungen, die auf Titrationsverfahren beruhen und als solche schon lange bekannt waren, neu und kam so zum Schluss, dass die atmosphärische CO2 Konzentration riesige Anstiege und Abschwünge in kürzester Zeit zeigen könne. Ich hatte bereits mehrmals darauf hingewiesen, was daran alles falsch ist (hier) und andere taten es ebenfalls (hier). Nun gibt es in der Wissenschaft sicher so manchesmal Fehler (und ich weiss wovon ich rede, ächz) und oft auch blanken Unsinn. Die Hoffnung bleibt, dass im Lauf der Jahre, diese Stück für Stück gefunden und wegsortiert werden, und schliesslich der Prozess der Wissenschaft so etwas wie “Wahrheit” (lassen wir mal für den Moment alle erkenntnistheoretischen Probleme dieses Begriffs aussen vor) produziert. Müsste ich mich entscheiden, in welche Kiste ich denn nun die Beckschen Thesen einordne, würde ich heute ohne zu zögern die Kiste, auf der Unsinn steht, wählen. Klar, dass damit nicht jeder wirklich glücklich ist und so liess sich leider nicht jede Polemik zu dem Thema vermeiden.
Die kurze Einleitung schien mir nötig, um jetzt zum Wesentlichen zu kommen. Nach einiger E-Mail Korrespondenz, war schliesslich derjenige, der Herrn Beck in Bayreuth eingeladen hatte, bereit, diesen elektronischen Briefwechsel öffentlich zu machen. Es handelt sich um Professor Hartmut Franck, Lehrstuhlinhaber für Umweltchemie und Ökotoxikologie an der Universität Bayreuth. Er machte schnell klar, dass ihn Becks Thesen im wesentlichen überzeugt haben und dass er die verschiedenen Zurückweisungen, die die These Becks erfahren hat, wie die von Ralph Keeling, von Harold Meijer, vom Kolloquiumsmitorganisator und Bayreuther Kollegen Dr. Lüers oder die meine, für falsch und unfair hält. Insbesondere meine Darstellung von Becks Arbeiten habe für ihn einen “stalinistischen Beigeschmack”.
Ich werde im folgenden versuchen Franks wissenschaftliche und politischen Thesen zu diskutieren und teilweise Zitate aus unserem e-Mail Austausch beifügen. Ziel ist es, die interessanteren Punkte aus diesem Austausch öffentlich zumachen und hier zur Diskussion zu stellen (gerne kann Hartmut Frank auch selber hier noch einmal Stellung beziehen und das eine oder andere erläutern, wenn er möchte). Ich werde mich bemühen die “Gegenseite” fair darzustellen und nur Teile der e-Mails veröffentlichen, die nicht dem privaten Charakter eines Briefaustauschs entsprechen und sozusagen mir veröffentlichbar erscheinen.
Franks Argumente beziehen sich hauptsächlich auf drei Punkte:
1) Er ist überzeugt, dass die heutigen CO2 Eiskernmessungen falsch sind und keinerlei Gewicht, bei der Diskussion um die historischen CO2 Messungen des 19ten und 20ten Jahrhunderts haben. Eine Doktorarbeit an seinem Institut soll sich mit den systematischen “Fehlern” dieser Messungen beschäftigen.
2) Er hält die historischen CO2 Messungen für hinreichend präzise und repräsentativ (Becks Hauptthese).
3) Er sieht den Wissenschaftsbetrieb als Ganzen nicht mehr in der Lage zu einem “politisierten” Thema wie Klimaforschung überhaupt noch objektive Forschung zu betreiben.
In loser Folge wird es hier auf Primaklima um diese drei Punkte gehen und als erstes um ein Thema, mit dem ich bei meiner wissenschaftlichen Arbeit öfter zu tun habe, nämlich die Qualität der CO2 Messungen im antarktischen Eis.
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