Ammoniumperchlorat gehört zu den Chemikalien die man als temperamentvoll bezeichnen könnte. Es zerfällt in seine gasförmigen Bestandteile. Sauerstoff, Stickstoff und Chlor. Der Wasserstoff des Ammoniumions reagiert mit dem Sauerstoff sofort zu Wasser. Dabei wird nicht nur Energie frei. Sauerstoff und Chlor sind auch ganz nützlich um noch weitere Brennstoffe zu verbrennen.

Ammoniumperchlorat ist deswegen der wichtigste Bestandteil des Treibstoffs von Feststoffraketen, wie sie auch beim Space Shuttle verwendet wurden. Jeder Feststoffbooster des Space Shuttles hatte über 500 Tonnen Treibstoff, der zu 70% aus Ammoniumperchlorat bestand (zusammen mit Aluminium und einem Bindemittel). Als 1986 das Space Shuttle Challenger explodierte, wurde das Programm für über 2 Jahre eingestellt. Die Verträge zur Produktion von Ammoniumperchlorat liefen aber weiter, genauso wie die Produktion selbst.

Ohne ein Space Shuttle um den Treibstoff zu verbrauchen, mussten die Bestandteile gelagert werden. Auf dem Gelände der Firma Pepcon standen zuletzt 4500 Tonnen Ammoniumperchlorat. Zum Glück war das Gelände genau darauf ausgelegt. Riesige Mengen wurden säuberlich getrennt und gut überwacht, sicher gelagert. Weit weg von anderen Menschen und Fabriken. So wie man es mit Feuerwerk tun würde. Nur gut. Man hätte ja auch auf die Idee kommen können, dass man ein paar Tausend Tonnen Ammoniumperchlorat in Plastikfässern unter freiem Himmel lagert.

Dummerweise war es auch tatsächlich genau das, was man tat. Nur ein paar hundert Meter von einer Marshmellowfabrik entfernt. Über Jahre hat es damit keine Probleme gegeben. Nur jetzt, zum ungünstigsten Zeitpunkt, kam es zu einem Feuer. Das Feuer wurde der Feuerwehr gemeldet, die schaffte es rechtzeitig, die Gegend zumindest weitgehend zu evakuieren. Was dann passierte, kann man sich hier in einem Video anschauen, das meistens nur in kurzen Ausschnitten gezeigt wird:

Der zweifellos beliebteste Ausschnitt fängt ungefähr bei 2:50 an. Noch kurz davor kann man hören, dass die Leute die dort filmen selbst in der Nähe waren und von der Feuerwehr evakuiert wurden. Die Explosion hatte eine Stärke die ungefähr 1000 Tonnen TNT entsprach. “Nur” zwei Menschen wurden getötet. Gebäude im Umkreis von 15km wurden beschädigt und dabei über 200 Menschen verletzt.

Mit Sicherheit war es eine gute Leistung der Feuerwehr, die selten wirklich gewürdigt wird. So kamen weniger Menschen zu schaden, als etwa bei der Explosion in einer Düngemittelfabrik in Texas vor zwei Jahren.

Man sollte natürlich nicht beschönigen, dass es zu dem Unfall nur aus extremer Nachlässigkeit kommen konnte. Die Schuldfrage ist ziemlich unkontrovers, außer insofern, als dass man den Vertrag hätte ändern sollen. Hätte man schlicht eine Entschädigung gezahlt um die Produktion ruhen zu lassen, wäre es nicht zu dem Dilemma gekommen, derart große Mengen Ammoniumperchlorat lagern zu müssen.

Aber immerhin waren alle Beteiligten über die gefährlichen Stoffe informiert und eine Betriebsfeuerwehr vorhanden. Das konnte die Explosionen nicht verhindern. Dazu hätte es bessere Sicherheitsvorkehrungen und angemessene Lagerbedingungen gebraucht. Aber Dummheiten und Fehler wird es immer wieder geben und genau für solche Situationen gibt es dann die Feuerwehr. Als letzte Maßnahme ist sie sehr wirksam und das sollte auch gewürdigt werden.

Kommentare (2)

  1. #1 BreitSide
    5. August 2015

    Es geht halt nix über eine wunderschöne Katastrophe – würde wohl Alexis Sorbas dazu sagen…:-)

  2. #2 der eine Andreas
    7. August 2015

    Auch immer wieder schön: Die MythBusters
    https://www.youtube.com/watch?v=WchPKU33cxQ