Die Katze ist jedenfalls aus dem Sack. Die Kosten wurden künstlich viel zu hoch gehalten und zwar in allen beteiligten Ländern im gleichen Maß. Es bleibt nur übrig, den Kopf zu schütteln und sich zu Fragen, was dort schief läuft. Denn die parallelen Reaktionen im gleichen Zeitraum und die fast exakt gleichen Kostenreduktionen, lassen darauf schließen, dass die Vorstellung in diesem Schauspiel noch nicht zu Ende ist. Womöglich sind selbst die reduzierten Kosten noch immer viel höher als sie sein sollten.

Trotz allem sollte man den Beteiligten aber zu gute halten, dass sie die Situation nun immerhin deutlich verbessern.

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Kommentare (13)

  1. #1 Siegbert
    18. August 2015

    “Die Raumfahrt ist korrupt und zu teuer”

    Gerade die ISS beweist das Gegenteil: ein preiswertes Raumfahrtprogramm mit hohem technischen Nutzen und ergiebigen wissenschaftlichen Erkenntnissen.

  2. #2 Dr. Webbaer
    18. August 2015

    Ganz bemerkenswert welche Marktdynamik ausgelöst werden kann, wenn ein Privatunternehmen in den Raketenbau einsteigt, korrekt.
    Ansonsten ist das Antonym zu ‘populistisch’ ‘elitistisch’, das sollte vielleicht beachtet werden, wenn ‘populistisch’ (wieder einmal) pejorativ verwendet wird.
    Und, ja, Japan ist “westlich”, denn “westlich” meint metaphorisch diejenigen Systeme, die gesellschaftlich den Ideen und Werten der Aufklärung folgend implementieren konnten, die Richtungsangabe, womöglich dem seinerzeitigen Ostblock geschuldet, ist irreführend, fürwahr.
    Japan und Deutschland ist die “Westlichkeit” nach dem Krieg aufgezwungen worden.

  3. #3 demolog
    18. August 2015

    Dieser Vorstoß müsste sozusagen ein Signal des Anreizes darstellen, damit irgendwie “zukunft” der Raumfahrt wieder eine zielsetzung sei. Das ist ja von vielen Beteiligten abhängig, die gerade durch die globalen Wirren aus dem Konzept sind und Raumfahrt sowieso eine internationale Kooperation erfordert (allermeist), diese Internationale aber derzeit etwas gestört ist.

    Die Ankündigung der Preissenkung ist also “Politik”. Daraus muß am Ende nicht zwingend eine wirkliche Preissenkung resultieren. Immerhin ist das noch 5 Jahre hin, in denen viel passieren kann/wird. Wenn nämlich erstmal echte Pläne zur Raumfahrt begonnen werden, sind die nicht durch die Preisgestaltung bei den Raketentriebwerken aufzuhalten. Meint: Der Preis wird gezahlt – egal was da kommt. Es muß nur die Nachfrage da sein.

  4. #4 Dr. Webbaer
    18. August 2015

    Hierzu vielleicht noch:

    Die Kosten wurden künstlich viel zu hoch gehalten und zwar in allen beteiligten Ländern im gleichen Maß. Es bleibt nur übrig, den Kopf zu schütteln und sich zu Fragen, was dort schief läuft. Denn die parallelen Reaktionen im gleichen Zeitraum und die fast exakt gleichen Kostenreduktionen, lassen darauf schließen, dass die Vorstellung in diesem Schauspiel noch nicht zu Ende ist. Womöglich sind selbst die reduzierten Kosten noch immer viel höher als sie sein sollten.

    Die Lage ist eigentlich klar, solange keine Marktkräfte wirken oder nur unzureichend wirken, findet global eine Art Vetternwirtschaft im staatlichen Bereich statt.
    Staaten sind “verdammt schlechte” Unternehmer.

    Staatsbedienstete sind zudem nicht mental dem Mehrwertgedanken verpflichtet, scheuen den Wettbewerb sozusagen wie der Teufel das Weihwasser, würden die Raumfahrt gerne weiterhin als Elitenprojekt bearbeiten.

    Was fehlt, ist also der wirtschaftliche Anreiz, der Schreiber dieser Zeilen hegt die Hoffnung, dass der Klimawandel und sogenanntes Geo-Engineering im orbitalen Raum, über dafür geeignete Installationen wirtschaftlichen Anreiz liefern könnte.
    Aber auch unabhängig vom Klimawandel könnte es Sinn machen über geostationäre Installationen bspw. bestimmte Gebiete ein wenig abzuschatten und so der Landwirtschaft zuzuführen.

  5. #5 StellaE
    18. August 2015

    Die Kosten werden niedrig prognostiziert bzw. angesetzt, um sie schneller durch die Genehmigungsverfahren zu bekommen. Die geplanten Kosten haben mit den tatsächlichen nichts zu tun. Siehe Flughafen, Theater, Opernhaus und Bahnhof in bekannten deutschen Städten. Einmal angefangen, wird nach Jahren nicht gestoppt, nur weil unvorhergesehener Maßen die Kosten explodieren. Mutwillig falsche Planung, gutgläubige Überprüfung und Korruption greifen hier Hand in Hand. Spätestens 2020 platzt der Traum der Senkung der Herstellungskosten dieser Raketen.

  6. #6 demolog
    18. August 2015

    @ #4 Dr. Webbaer
    18. August 2015

    Hierzu vielleicht noch:

    -> Staaten treten hier auch eher als ermöglicher von Innovation auf. Das ist ähnlich, wie in Kriegszeiten. Niemand verlangt von ihnen, dass alles auch marktwirtschaftlichen Strukturen entspricht. Weil es auch nichts nützen würde, da der Markt ja “noch” gar nicht da ist.

    Wer hat die Zielsetzung damals in den USA festgelegt, in 10 Jahren auf dem Mond gewesen zu sein? J.F.K. ?
    Er hat damit einen kollektiven “Wahn” ausgelöst, der das Produkt Raumfahrt erzeugt hatte, das zunächst noch kein Markt war, aber das jetzt den Markt wieder beleben will – muß. Sonst die ganze bisher erschaffene Infrastruktur und der Markt den Bach runter ginge. Es lösten sich so zivilisatorische Errungenschaften in Utopien und Schuttberge auf. Der “Preisvorstoß” allein der Erhaltung der Flausen im Hirn diene. Und natürlich auch gewisse anderer Notwendigkeiten (etwa das Erreichen einer neuen Erde in Zukunft – weil die alte entweder voll oder kaputt ist … oder beides) (Was wahrscheinlich aber auch nur Flausen seien).

    Oh man, ich bin so scheixxe schlau, dass es wehtut. Aber diesen ganzen ökonomischen Dunst braucht man nicht studieren, der drängt sich von allein auf. (Na nicht ganz)

    @ #5 StellaE
    18. August 2015
    Nein, das muß wirtlich nicht sein, dass dieser Traum platzt. Und selbst, wenn uns die inflationsbereinigte Rechnung vorgerechnet wird, ist der Traum ja nicht geplatzt, sondern nur “bereinigt”.
    Es kann auch sein, das derzeit noch die Innovationen geheim gehalten werden, die die zukünftige Raumfahrt bestimmen werden. Dann war jede Preisvision eh nur um des Belebens der Raumfahrt willen emitiert. Wir beide haben das in 5 Jahren eh vergessen und es wird uns auch scheixx egal sein, was es kostet.
    Glaubst du, Luther hätte seine Reformationsgedanken je erfolgreich in die Öffentlichkeit gebracht, wenn es nicht um Geld ginge? (Ablasshandel)
    Das ist das Problem der affektiven Menschen. Sie denken naiv und im ständigen monetären Mehrwert. Von dem sie selbst später aber sowieso nie den intendierten Teil abbekommen werden.

    Stattdessen wird uns die Teflonpfanne als ultimativer Mehrwert der Raumfahrt verkauft. Das nebenher aber auch die “ultimativste” Überwachungsinfrastruktur über unseren Köpfen installiert wurde, ist in der Vision nicht im Gespräch.

    Mit dem Internet ist es ähnlich. Liesst du alle Kommentare unter dem Beitrag? Warum nicht? Weil unwichtig? (wegen der Erwartung fachlicher Inkompetenz). Dann dürftest du die Beitrage von “Wasgeht” auch nicht lesen. Da gehts abgesehen von diesem Beitrag hier auch nicht immer um Geld und Wirtschaft. Und seine Ökonomie-Idee ist auch nicht die bestmögliche. Aber das darf man auch gar nicht erwarten, sondern nur erhoffen. Systemteilnehmer können keine objektiven Bewertungen im Sinne der Menschheit etwa (höhere Systemebene) tätigen. Das kannst nur du, wenn du dich distanzieren kannst. (Das ist überraschend, nicht? Die Wirtschaft ist hier niedriger angeordnet, als die Menschheit. Warum bloß?)

  7. #7 Dr. Webbaer
    18. August 2015

    > Oh man, ich bin so scheixxe schlau, dass es wehtut.

    Hoffentlich sind keine WiXXstoffe im Spiel.

    SCNR + gute Besserung,
    Dr. W

  8. #8 dgbrt
    18. August 2015

    @demolog: Wer die Teflonpfanne im Zusammenhang mit Raumfahrt hat nixxx Ahnung. Zitat Wikipedia: Teflon “… ist kein Nebenprodukt der Raumfahrt, wie oft behauptet, sondern wurde bereits 1938 von dem Chemiker Roy Plunkett entdeckt.”

    Ist schon komisch, dass sich dieses Gerücht so nachhaltig hält.

    • #9 demolog
      27. August 2015

      @ #8 dgbrt
      18. August 2015

      Es ist Verkaufsargument – oder nicht?

      Mir ist im übrigen völlig egal, wie das zustande kam. Es gibt Dinge auf der Welt, deren Mehrwert sich mir nicht erschliesst.

  9. #10 dgbrt
    18. August 2015

    Zur Korruption: Ich nenne das meistens Geld verbrennen, richtige Beweise gibt es ja meistens nicht.

    Eines der besten Beispiele ist wohl der Start der Ares-1X im Oktober 2009. Der ganze Spaß hat ca. eine Milliarde US-Dollar gekostet. Die Rakete bestand aus einem normalen 4-Segment Space-Shuttle-Booster, auf den ein zusätzliches fünftes Segment, gefüllt mit Ballast, aufgesetzt wurde. Die Oberstufe und auch die Nutzlast waren mit Wasser gefüllte Dummys und die Software wurde der Atlas V entliehen.

    Trotz dieser immensen Kosten hatte man leider nicht bedacht, dass der Booster wegen dem mit Ballast gefüllten fünften Segment bei der Landung deutlich schwerer sein würde. Die Fallschirme haben versagt und das Teil ist hart auf dem Atlantik aufgeschlagen.

    Da ist unbeschreiblich viel Geld verbrannt worden, aber der US-Kongress kürzt lieber die kommerzielle bemannte Raumfahrt, anstatt so etwas zu untersuchen.

  10. #11 Alderamin
    19. August 2015

    @dgbrt

    In dem ganzen Ares-Programm (Constellation) war der Wurm drin, weil die Finanzierung bei weitem nicht ausreichte und technische Probleme das Projekt in die Länge zogen (insbesondere bei der Ares I die Vibrationen der längeren 5-Segment-Booster). Es war aber durchaus normal und sinnvoll, einen Prototypen fliegen zu lassen, bevor man Menschen da hinein setzt. Das wird bei der SLS nicht anders sein, die fliegt auch zuerst unbemannt, und auch der zweite Orion-Flug, um den Mond herum, wird unbemannt sein, wie es schon der erste war. Und natürlich kostet das ein Schweinegeld.

    Es waren zwei Testflüge geplant, Ares I-X und Ares I-Y. Warum der erste mit einem 4-Segment-Booster statt des eigentlich vorgesehenen 5-Segment-Boosters durchgeführt wurde, weiß ich nicht und kann ich auch nicht beurteilen.

    Da ist unbeschreiblich viel Geld verbrannt worden, aber der US-Kongress kürzt lieber die kommerzielle bemannte Raumfahrt, anstatt so etwas zu untersuchen.

    Das Commercial Crew Programm war zu dieser Zeit noch nicht einmal beschlossen worden. Die Ares I sollte ja gerade das Shuttle versorgen und Astronauten mit der Orion in die niedrige Erdumlaufbahn bringen. Das COTS- und Commercial-Crew-Programm wurde ja erst geschaffen, als man sich von einer kleinen Rakete verabschiedet hatte und die SLS bechlossen hatte, die zum Flug in die niedrige Umlaufbahn auch ohne Oberstufe einige Tonnen Ballast mitnehmen müsste, um nicht zu leicht zu sein.

  11. #12 dgbrt
    19. August 2015

    @Alderamin:
    Das COTS-Programm wurde am 18. Januar 2006 angekündigt und war bei dem Start der Ares I-X im Jahre 2009 schon weit fortgeschritten.
    Der Fehler war damals nicht die fehlende Finanzierung, eine Milliarde US-Dollar für nur diesen einen verkorksten Start waren doch wohl Geld genug. Hätte die Schwerlastrakete Ares V dann fünf Milliarden Dollar gekostet? Das ist fast ein Drittel das jährlichen NASA-Budgets.
    Dass der Start kurz nach der Einstellung des Projekts trotzdem noch durchgeführt wurde, halte ich aber für richtig. Das ganze Geld war ja schon vorher verpulvert. Wichtige Ergebnisse gab es aber nicht. Nur der Hersteller ATK (Alliant Techsystems) hat sich eine goldenen Nase verdient.
    Dieser Konzern produziert auch viele Waffen und ist aus Morton Thiokol entstanden. Der hat wiederum Anfang der 1970er Jahre den Zuschlag für die Space-Shuttle-Booster bekommen, weil die Politik das so wollte. Da die kein Werk in der Nähe von Florida hatten, mussten die Booster dann in Segmente aufgeteilt werden, um den Transport über Land zu ermöglichen. Ohne diese Entscheidung währe die Challenger-Katastrophe so nie passiert. Und billiger als Wegwerfbooster waren die auch niemals.

  12. #13 dgbrt
    19. August 2015

    Zwei Nachträge:
    Das Commercial-Crew-Programm ist natürlich noch heute nicht voll finanziert. Das ist ja gerade meine Kritik.

    @Alderamin: “Die Ares I sollte ja gerade das Shuttle versorgen”
    Da meinst du hoffentlich die ISS.