Vor zwei Jahren stellte Elon Musk sein Hyperloop Konzept vor. Über das Konzept habe ich schon einmal vor einigen Monaten geschrieben. Es geht darum, ein Fahrzeug auf einem Luftkissen durch eine Röhre fliegen zu lassen, in der ansonsten beinahe ein Vakuum herrscht. Der Luftdruck wird auf nur noch ein Tausendstel des normalen Drucks reduziert, was hohe Reisegeschwindigkeiten ohne zu große Reibungsverluste ermöglicht. Die restliche Luft wird so weit wie möglich an den Seiten der Fahrzeuge vorbei geleitet, aber tatsächlich reicht das nicht. Das Fahrzeug würde die Luft vor sich aufstauen und eine hunderte Meter lange Luftsäule vor sich her schieben. Deswegen wird jede der Transportkapseln mit einem Elektromotor und einem Kompressor ausgestattet, der die Luft stattdessen komprimiert und unter der Kapsel als Luftkissen wieder ausstößt. (Der Rest wird hinten ausgestoßen.)

Inzwischen haben sich nicht nur einige Enthusiasten für das Projekt begeistert, sondern auch einige Firmen gegründet, die das Konzept verwirklichen wollen. Deren Pläne nähern sich derweil immer mehr dem Punkt an, an dem die Hyperloop mehr als ein reiner Papiertiger sein soll. Der erste Schritt dazu ist, Investoren und ernsthafte Interessenten zu finden. Die Firma “Hyperloop Transportation Technologies” (HTT) hat nun erste Verträge mit Firmen unterzeichnet und eine davon stammt auch aus Deutschland. Oerlikon Leybold Vacuum hat ihren Sitz in Köln und soll (Spannung, große Überraschung!) bei der technische Umsetzung der Vakuumpumpen helfen.

Die erste Teststrecke soll allerdings nicht von Los Angeles nach San Francisco gehen, sondern ziemlich genau 8km lang sein und ins nirgendwo führen. Also, fast zumindest. Das nirgendwo soll sich nämlich demnächst zu einem irgendwo verwandeln, von dem ich bisher noch nie etwas gehört habe. Das Irgendwo soll dann auf den Namen Quay Valley hören und auf halbem Weg zwischen den beiden kalifornischen Großstädten stehen. Die Retortenstadt soll 75.000 Einwohner haben und neben einem 600MW Solarkraftwerk in der Wüste entstehen. Man verspricht, dass die Einwohner durch Abwasseraufbereitung nur halb so viel Wasser verbrauchen sollen, wie in anderen Städten der Gegend. Den Werbeprospekt für das Stadtprojekt in schillernden Farben kann man hier anschauen.

Die 8km Hyperloop soll auf der kurzen Strecke zwar nur etwas mehr als 300km/h erreichen, aber eine der Attraktionen sein, die man wohl brauchen wird um die Einwohner anzulocken. Tatsächlich war “Grow Holdings”, die hinter dem Quay Valley Projekt stehen, auch der erste Investor von HTT.

Kommentare (3)

  1. #1 rolak
    21. August 2015

    Werbeprospekt .. in schillernden Farben

    Ach komm, das sind doch ziemlich gedeckte Pastelltöne, für Werbung geradezu abgrundtief runtergedämpft. Da sind KaffefahrtEinladungen schlimmer, da brauchts als Absteckung des (Un)Möglichen nicht einmal klassische Augenkrebs-sites.

    btw: Da in 8km Entfernung um Quay Valley so gut wie nichts, auf jeden Fall nichts Wesentliches anzufinden ist außer der Auffahrt auf die I5 dürfte es wohl einer dieser typischen TestRundkurse sein.

  2. #2 dgbrt
    21. August 2015

    @wasgeht: “Die 8km Hyperloop soll auf der kurzen Strecke zwar nur etwas mehr als 300km/h erreichen…”

    Wie soll das denn bitte gehen. Der ICE erreicht eine Beschleunigung von etwa 0,5 m/s². Um aber alleine von 300km/h in 4km abzubremsen, wären 0,9 m/s² nötig. Ganz schön sportlich, und das nur auf der zweiten Hälfte der Stecke.

    Also erst Vollgas geben und dann sofort wieder bremsen. Welch eine Energieverschwendung. Ist aber ja alles Öko-Strom…

    Meine Prognose: Das Ding wird so nie gebaut, wie auch die ganze Trabantenstadt.

    • #3 wasgeht
      21. August 2015

      Es soll dort kein Transportsystem gebaut werden, sondern eine Teststrecke für einen Prototypen. Und mit dem würde man selbstverständlich versuchen die maximal mögliche Geschwindigkeit zu erreichen.