Zyklon, das klingt ursprünglich und brutal, finden Sie nicht? Ein einäugiger Riese, der über die Felder trampelt, vielleicht hinter einer Gruppe kleiner flüchtender Zwerglinge hinterherjagend, während bei jedem seiner Schritte die Erde bebt.


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Nun, ganz so weit weg sind wir damit nicht von der

Realität, obwohl wir in diesem Fall natürlich nicht den Zyklopen

meinen, von dem die Rede ist. Viel mehr kommt der Name Zyklon von zyklonal,

was soviel bedeutet wie “im Gegenuhrzeigersinn drehend”. Und da ich

mich hier heute zum ersten Mal mit meinen Buchstaben vergnügen darf,

möchte diese gleich in Ihre Richtung schleudern, um Ihnen zu erklären:

Was ist ein Zyklon?
Grundsätzlich ist ein Zyklon

ein tropischer Wirbelsturm ab einer gewissen Stärke. Die Stärke wird

hier durch die Windgeschwindigkeit gewonnen. Brettert dieser Wind mit

mehr als 118 km/h an Ihnen vorbei, und ist der Wirbelsturm bei

Australien oder auf dem Indischen Ozean entstanden, dann haben Sie es

mit einem Zyklon zu tun. Woanders würde er dann Hurricane oder Taifun

heißen. Der Unterschied zwischen diesen wuchtigen Kandidaten ist einzig

und allein ihr Herkunftsort.

Aus Wellen geboren

Wie genau ein Zyklon entsteht, ist dabei noch nicht bis zum letzten
Detail geklärt. Die ersten Zuckungen, die den Stein ins Rollen bringen,
sind vermutlich Unregelmäßigkeiten in einem Starkwindband, das um die
Erde schlingert, genannt Jetstream.
Diese Störung erzeugt Wellen. Stellen Sie sich vor, Sie halten einen
Zeh ins Wasser. Sie sehen die Kreise, die sich durch das Wasser ziehen?
Die Störungen breiten sich aus.

Genau dieses passiert auch bei den Wellenstörungen, nur eben in der
Luft. Nach einer Weile bilden sich aus diesen Störungen Gewitter aus.
Zu Beginn der Zyklonsaison, etwa im April, sorgen dann Passatwinde
dafür, dass diese Gewitter nordostwärts verfrachtet werden.

Passatwinde? Da war doch was…

Sie denken bei Passat nur an komfortable Familienkutschen? Oder
flimmert da noch etwas aus Ihrem Geographieunterricht? Ganz kurz:
Passatwinde entstehen dadurch, dass die Luft im Bereich der Tropen
aufsteigt und über den Subtropen wieder sinkt.

Passatwinde

The whole wind direction is then a result of the earth rotation,
with a special monsoon circulation off India. Perhaps I’ll deal with
this issue in one of my next postings.

Zyklon: Aus Depression geboren

Vielleicht klingt diese Überschrift etwas pathetisch, aber
nimmt man die reine Bedeutung des Wortes, so ist das schon korrekt.
Denn es gibt mehrere Entwicklungsstadien bis hin zum Zyklon, die
natürlich nicht alle bis zum bitteren Ende durchlaufen werden müssen.

  • Tropische Depression: Gewitter scheinen sich zu organisieren und drehen sich um eine Achse
  • Tropischer Sturm:
    jetzt wird aufgemotzt: die Gewitter drehen sich schneller, und das
    Gesamtsystem kommt schon mit mittleren Windgeschwindigkeiten zwischen
    63 und 117 km/h daher. Nun bekommt das Gebilde auch einen Namen so wie
    “Nargis”.
  • Zyklon: ab einer
    Windgeschwindigkeit von 118 km/h sprechen wir dann von einem Zyklon.
    Weiter geht es mit der Saffir-Simpson-Skala, die dem Zyklon eine Stärke
    zwischen 1 und 5 zuweist. Das Zerstörungspotenzial ist hier
    eindrucksvoll demonstriert:

     


    Saffir-Simpson-Skala animiert: klicken zum Betrachten

    Animation der Associated Press zur Saffir-Simpson Skala

Woher kommt diese Kraft?
Haben Sie schon einmal geduscht? Das möchte ich hoffen. Denn nach dem
Duschen werden Sie deutlich gemerkt haben, dass Sie frieren, so Sie
sich noch nicht abgetrocknet haben. Zum Verdunsten wird der Luft
nämlich Energie entzogen, und das merken Sie durch Ihr Frösteln.

Diese Energie steckt also in Wasser, in warmem Wasser umso mehr.
Wenn die Luft also über große zusammenhängende Gebiete streift, dann
nimmt sie enorme Mengen dieser Energie auf, und ab einer
Wassertemperatur von 26°C, so dachte man lange, ist der Punkt erreicht,
an dem Zyklone entstehen können.

Mittlerweile weiß man, dass es insbesondere auf das Aufsteigen und
das Kondensieren ankommt. Und damit weniger auf die Temperatur des
Wassers selbst als auf den Temperaturunterschied mit der Höhe.
Zyklone können damit also auch bei 20 oder 22°C warmem Wasser
entstehen. Wichtig ist nur, dass die Wasserfläche groß ist. Nord- oder
Ostsee würden also für die Bildung eines Wirbelsturms gar nicht
ausreichen.

Das Auge des Zyklons

Oft hat man in Katastrophenfilmen vom Auge des Wirbelsturms gehört.
Nach dem kräftigsten und katastrophalsten Sturm wird es auf einmal
ruhig, und der blaue Himmel kommt zum Vorschein. Nach einer Weile macht
der Sturm dann genau so extrem weiter, wie er aufgehört hat.

Wie das Auge entsteht, ist dabei allerdings immer noch nicht ganz
klar. Als wahrscheinlichste Variante gilt, dass durch die Rotation ja
die Luft nach außen gedrängt wird. Wenn aber Luft fehlt, so muss sie
ersetzt werden, und das geschieht von oben. Wenn die Luft aber wiederum
absinkt, so lösen sich die Wolken auf. Noch schneller sinkt die Luft
dann im Bereich der Eyewall, so nennt man den Rand des Auges, in dem
die kräftigsten Winde herrschen. Denn in der Eyewall befinden sich die
kräftigsten Gewitter, und auch bei denen rauscht am Rand ja die Luft in
den Keller:

Diagramm von Hurrikan-Auge und Eyewall von der NASA

Auge und Eyewall in einem Zyklon (Quelle: NASA)

Zusammenfassung

Damit sind Sie gröber als grob über die Entstehung eines Zyklons informiert. Sie müssen sich merken: es braucht am besten

  • warmes Meerwasser über einer großen Ozeanfläche
  • “Störung” in der Luftbewegung
  • keinen großen Windunterschied mit der Höhe

Damit ist dann auch klar, wieso sich die Tropischen Wirbelstürme über
Land immer abschwächen: Sie brauchen konstant Nachschub in Form von
warmem Wasser, sonst geht Ihnen einfach der Sprit aus. Allerdings
richtet meist das Wasser wie die Sturmfluten den weitaus größeren
Schaden an als der Wind selbst, denn das Wasser, das vom Meer durch den
Wind an Land gedrückt wird, nimmt alles mit. So war es auch in Burma.

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Kommentare (1)

  1. #1 M;anfred Sauer
    Februar 2, 2011

    Klasse erklärt.
    Es hat richtig Spass gemacht die Erklärung zu lesen.

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