Ist es müßig, nochmal aufzuschreiben was schon bei SPON und an vielen anderen Orten stand? Naja, vielleicht nicht, vor allem wenn ich sehe dass der Spiegel-Artikel zwar im großen alles trifft, aber doch deutlich treffender hätte formuliert werden können. Na toll, damit halse ich mir jetzt auf es treffend zu formulieren? Ich versuche, wenigstens keine Fakten zu verallgemeinern.


Also, es geht um zwei Paper die in Nature erschienen sind und sich mit dem Abschmelzen des westantarktischen Eisschildes befassen. Das eine wertet dabei historische Daten aus eine Bohrkern-Archiv aus und das zweite wendet ein Modell an, das die Entwicklung der Eisschild-Dicke simuliert.
Der Eisschild speichert genug Wasser, um den Meeresspiegel um 5 m anzuheben (der östliche Eisschild könnte nochmal 3 m drauf packen). Grund genug also, ein Interesse zu haben zu wissen a) ob und wann der Schild bereits abgeschmolzen ist und b) wie schnell das wieder passieren könnte.
Das erste Paper dazu von Naish und vielen vielen et al untersucht daher ein Klimaarchiv: Einen Sedimentbohrkern der unter dem Eisschild gezogen wurde und einen Blick zurück in das früher Pliozän, 5 bis 3 Millionen Jahre vor unserer Zeit, erlaubt. Seit dreißig Jahren ist bekannt, dass Verschiebungen in der Erdachse für erdhistorische Temperaturänderungen verantwortlich waren. Die Forscher konnten nun einen 40000-jährigen Zyklus von Schmelzen und Anwachsen des Schildes nachweisen. Es kam auch zu vollständigen Abschmelzungen, und das bei Bedingungen, die nur 3 K wärmer waren als heute und CO2-Konzentrationen um 400 ppm aufwiesen. Nicht nur die Änderungen, auch die Änderungen in C=2-Konzentrationen hätten zur Erwärmung beigetragen.
Ein zweite Paper von Pollard und DeConto ergänzt die Forschung um die Modellier-Seite. Sie haben in einem dreidimensionalen Modell die Dicke des antarktischen Eisschilds in den letzten 5 Millionen Jahren nachvollzogen. Sie können die Messungen aus dem Bohrkern und die Daten näher zu unserer Zeit, die ja bereits bekannt sind, nachvollziehen.
Ihre Abschätzung lautet, dass eine Erwärmung der Temperatur des Ozeans um den Eisschild um 5 K ausreicht, um einen Kollaps auszulösen. “Kollaps” muss hier aber in geologischen Zeiträumen betrachtet werden, den ein vollständiges Abschmelzen dauert nach Aussagen der Modellierer und in Übereinstimmung mit dem Klimaarchiv ein bis mehrere Tausend Jahre. Eine Temperaturerhöhung, die ausreicht um einen Kollaps auszulösen, könnte aber schon gegen Ende dieses Jahrhunderts erreicht werden und schließlich braucht es kein vollständiges Abschmelzen, um bereits schlimme Änderungen im Meeresspiegel auszulösen.
Zu bemerken bleibt, dass das angewendete Modell speziell feststellen konnte, dass der Eisschild eine hohe Sensitivität gegenüber Ozeantemperaturen aufweist und eventuell schnellere Effekte, die doch zu einem schnellerem Abschmelzen führen könnten, nicht modellieren kann. Das entnehme ich wenigstens einem Kommentar bei Science.