Große Herausforderungen stehen bevor und die können nur gemeinsam bewältigt werden, so der Tenor des technologiepolitischen Abends hier beim VDE-Kongress. Dennoch hat jeder Akteur auch seine ganz eigenen Forderungen, wie man das Elektroauto zum Kassenschlager machen kann.

Von Markus Gärtner

VDE-Präsident Joachim Schneider fordert unter anderem, dass man potenziellen Nachwuchs besser fördert. Bei sinkenden Abiturientenzahlen und hohen Abbrecherquoten in der universitären Ingenieursausbildung fehlen in den kommenden Jahren viele Fachkräfte. „Das ist ein Vabanque-Spiel”, sagt Schneider.

Annette Schavan: Die Charmeoffensive für Naturwissenschaften und Technik kommt in den Schulen oft zu spät.

In diesem Punkt ist Bildungsministerin Annette Schavan ganz bei ihm und gibt den Ball an die Bundesländer weiter. Man müsse die Naturwissenschaften und Technik stärker im Bildungssystem verankern, in den östlichen Bundesländern funktioniere das besser. „Wenn ich mit Physik in der achten Klasse anfange und es dann nach der 10. wieder abwählen kann, dann hilft später auch keine Charmeoffensive für diese Berufe”, kritisiert Schavan. Schon in der Grundschule müsste man die Kinder mehr für die Naturwissenschaften begeistern. Auch für Fachkräfte aus dem Ausland müsse man offen sein und Perspektiven bieten.


Mehr Investitionen in Forschung Entwicklung notwendig

Darüber hinaus muss mehr in Forschung und Entwicklung investiert werden, drei Milliarden Euro des Etats gehen dafür in den Bereich der Energieforschung, zu dem das Elektroauto gehört. Auch VDA-Präsident Matthias Wissmann unterstreicht die Rolle der Forschung. „Nur wer heute investiert, hat übermorgen den Marktvorsprung.” Dabei müssten sich die Autohersteller allen Bereichen widmen: den klassischen Benzinmotor optimieren, aber ebenso die alternativen Antriebe wie Wasserstoff vorantreiben. So investierten die Autohersteller 2009 rund vier Prozent mehr in die Forschung als im Vorjahr, etwa 20 Milliarden Euro.

Matthias Wissmann: “Wenn Bürokraten entscheiden, welche Technologie die richtige ist, führt das regelmäßig ins Elend.”

Zur besseren Vernetzung der unterschiedlichen Akteure rief die Bundesregierung die Nationale Plattform Elektromobilität ins Leben, die bald ihren ersten Zwischenbericht abgeben soll. Dort arbeiten Experten aus Industrie, Regierung und Wissenschaft zusammen. Diese Mischung scheint gut und nötig. „Wenn Bürokraten entscheiden, welche Technologie die richtige ist, führt das regelmäßig ins Elend”, so Wissmann, der selbst Forschungs- und Verkehrsminister war. „Über den Markt muss man die Entwicklung steuern, nicht aus Bürokratentempeln heraus.” Allerdings muss die Politik die Rahmenbedingungen schaffen. Dabei spielen steuerrechtliche Anreize für Unternehmen eine wichtige Rolle, so Bundesforschungsministerin Schavan.

Die Städte werden sich verändern

Nicht zuletzt muss auch die Bevölkerung ins Boot bzw. ins Elektroauto geholt werden. Die Öffentlichkeit dürfe sich nicht irgendwelchen Illusionen hingeben. „Man kann nicht nur alles klasse finden, sondern muss den Menschen auch klarmachen, dass sich die Städte und Infrastruktur dadurch verändern wird”, sagte Schavan.