Um nochmal deutlich zu machen, mit welchen Konzepten und Definitionen wir im Projekt Epi goes Gender arbeiten hier nun einige Klärungen:
Wir arbeiten der folgenden Definition Geschlechtersensibler Forschung in der Epidemiologie: “Geschlechtersensible epidemiologische Forschung hat das Ziel, in allen Phasen des Forschungsprozesses biologische und/oder soziale Aspekte der Kategorie Geschlecht von Anfang an und durchgängig nach dem state of the art explizit, angemessen und sachgerecht zu berücksichtigen.“ Dies ist unser Qualitätsziel. Wir richten uns dabei u.a. auch an Ilona Kickbusch, die in einem Beitrag schrieb “Quite simply, if research is not gender sensitive then it is not good research…“ (Kickbusch I. Gender – a critical determinant of health in a global world. International Journal of Public Health 2007;52(1):S3-S4)
Weiterhin ist für unser Projekt, welches ja am Leibniz-Institut für Präventionasforschung und Epidemiologie (BIPS) in der Fachgruppe Sozialepidemiologie angesiedelt ist, auch das sozialepidemiologisch geprägte Gleichstellungsziel wichtig: „Geschlechtersensible Forschung hat das Ziel, zum Abbau von vermeidbaren gesundheitlichen Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern beizutragen.“
Wir arbeiten u.a. auch mit dem Konzept der Unterscheidung von Sex (biologisches Geschlecht) und Gender (sozial-kulturelles Geschlecht).
Dabei steht Sex für ein biologisches Konzept, welches die anatomischen, physiologischen und hormonellen Variationen in einem Lebewesen beschreibt. Nach einem Modell von Sarah Payne steht Sex für die geschlechterbezogenen biologischen und physiologischen Charakteristika (Vgl. Payne S. Ein schwer erreichbares Ziel? Geschlechtergerechtigkeit und Geschlech-tergleichheit in der Gesundheitspolitik. An Elusive Goal? Gender Equity and Gender Equality in Health Policy. Gesundheitswesen 2012;74:221-223.). Außerdem beschreibt Sex die „Variationen des Risikos durch spezifische Gegebenheiten, die aus reproduktiven, genetischen und hormonellen Einflüssen resultieren“ (ebd., S. 222).
Gender hingegen beschreibt die „…sozialen Rollen, Lebenslagen und Lebensweisen, die Rechte und Pflichten und die zugeschriebenen Eigenschaften von Frauen und Männern sowie auch die Selbstwahrnehmung von Personen als männlich oder weiblich…“ (Jahn 2005, S.289). Es geht dabei um „Sozial konstruierte Rollen, Verhalten, Aktivitäten und Eigenschaften, die in einer Gesellschaft als angemessen für Frauen und Männer betrachtet (sowie) Geschlechterunterschiede im Zugang zu Ressourcen, Genderdiskursen und Gesundheitssystemen“ (Payne 2012, S.222). Gender ist ein mehrdimensionales Konzept, welches sozial konstruiert wird und dementsprechend veränderbar ist.
Sex und Gender können dabei nicht getrennt voneinander gedacht werden sondern mit einander verwoben und beeinflussen sich wechselseitig.
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