Manchmal fahre ich nach der Arbeit mit meinem Tretroller in ein Fitnessstudio. Es ist eine Kette, die Bildschirme in den Trainingsbereichen hängen hat. Darauf wurde mir beim Betreten neulich mein Tageshoroskop angezeigt. „Steinbock: Überanstrengen Sie sich nicht. Gönnen Sie sich eine Auszeit zum Entspannen.“ Na gut, habe ich mir gedacht, und bin wieder nach Hause gefahren. Eigentlich halte ich von Horoskopen ja nichts, aber in diesem Fall war es zu verlockend.

Der Wunsch, die Zukunft zu kennen, steckt tief in uns. Berufsgruppen wie Meteorologen, haben daraus ein Geschäftsmodell entwickelt, das sich auf eine ungeheure Datenmenge stütz und einigermaßen verlässliche Prognosen für die nahe Zukunft erlaubt. Doch vielen Menschen reicht das nicht. Fragen, die an Astrologen gerichtet werden, drehen sich meistens um die Themen Liebe und Gesundheit. Dabei gibt es auch für diese Prognosen verlässlichere Datenquellen als Gerda Rogers. Tatsächlich gibt es wohl kaum eine weniger verlässliche Datenquelle als Astrologen. Die Antworten liegen nämlich nicht in den Sternen, sondern in den Genen.

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Welchen Einfluss die Erbinformation auf unseren Beziehungsstatus hat, habe ich bereits besprochen (Link). In unseren Genen versteckt sich aber auch viel Information über unsere gesundheitliche Zukunft.

Das Thema beschäftigt mich momentan, weil die Leute, mit denen ich meinen PhD begonnen habe, derzeit ihre genetischen Daten vergleichen. Ein bisschen wie auf dem Schulhof, nur geht es nicht darum, wer das neuste Handy besitzt, sondern wer die geringste Veranlagung für chronische Darmentzündungen hat. Bis auf mich sendeten alle PhD Studenten meines Jahrganges Proben ihres Speichels an die Firma 23andMe. Für rund 100€ untersucht das Amerikanische Unternehmen anhand der DNA in den Speichelzellen hunderttausende sogenannte Single Nukleotid Polymorphismen (SNPs – gesprochen „Snips“). SNPs sind Variationen einzelner Buchstabenpaare in einem DNA Strang, z.B. wenn statt ATA die Abfolge AGA in einem Gen steht. Die meisten SNPs haben keine Auswirkungen auf die Funktion eines Gens, für manche sind aber gesundheitliche Folgen bekannt. Ähnlich wie bei den Meteorologen können diese allerdings nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit vorhergesagt werden. Die Firma sequenziert dabei nicht das gesamte Genom (das würde ein paar tausend Euro kosten), sondern detektiert gezielt einzelne SNP Varianten, deren Auswirkungen auf den Menschen wissenschaftlich veröffentlicht sind. Wer wissen möchte, wie man diese SNPs aufspürt, kann diesem Link folgen.

23andMe darf aus rechtlichen Gründen seit 2013 selbst keine medizinischen Vorhersagen mehr treffen, sondern nur noch Infos über die Abstammung der Vorfahren preisgeben. Würdet ihr wollen dass eure Arbeitskollegen erfahren, wie viel Prozent eurer DNA von Neandertalern abstammt? Das ist unterhaltsam, hat keine medizinischen Auswirkungen und bietet den Kollegen die Möglichkeit, halblustige Sprüche zu klopfen. Man bekommt von 23andMe die Rohdaten der Analyse, die man dann für rund 5€ bei anderen Anbietern auf medizinische Aussagen überprüfen lassen kann. Dabei wird zu jedem detektierten SNP auch das wissenschaftliche Paper genannt, in dem die Genvariante mit einer Krankheit oder Eigenschaft in Verbindung gebracht wird.

Ein Arbeitskollege von mir weiß jetzt, dass Kaffee bei ihm deshalb kaum wirkt, weil ihm ein SNP erlaubt, Koffein besonders schnell abzubauen. Das fand er cool. Derselbe Arbeitskollege weiß jetzt auch, dass er ein stark erhöhtes Risiko hat, im Alter an Morbus Crohn zu erkranken – einer chronischen Darmentzündung. Das fand er weniger cool. Und da findet sich auch schon ein Problem solcher Analysen. Es bedarf einer gewissen Kompetenz, um die Daten sinnvoll zu interpretieren. Ein zehnfach erhöhtes Morbus Crohn Risiko klingt dramatisch. Erst im Kontext der Krankheits- Häufigkeit erkennt man, dass das Risiko, tatsächlich Morbus Crohn zu entwickeln, immer noch gering ist.

Ich habe mich dagegen entschieden meine DNA einzusenden, weil ich abwarten wollte, wie sich das Ganze auf meine Kollegen auswirkt. Einer davon hat ein sehr hohes Prostata Krebs Risiko ermittelt bekommen und wird sich in Zukunft häufiger untersuchen lassen. Das ist sinnvoll, aber nicht besonders angenehm und kratzt an der Illusion, dass man zu den Auserwählten gehört, die gesund alt werden. Und wie ginge man damit um, wenn ein hohes Risiko für eine nicht zu verhindernde, nicht-behandelbare Krankheit diagnostiziert würde?

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Kommentare (30)

  1. #1 nihil jie
    22. März 2015

    Die die aus den Sternen lesen nennt man Astrologen. Wie nennt man die die aus den Gegen lesen… Genologen ? *gg 😉

  2. #2 rolak
    22. März 2015

    Astrologen in Zukunft heimlich?

    Getippt: Es würden viele alles für eine bessere TrefferQuote machen.

    Ist es immer gut mehr zu wissen?

    Selbstverständlich nicht. Während es mich zB überhaupt nicht stört (nur wachsamer hält), daß das Verkehrsgeschehen (-äh- Straße) tödlich sein kann, hat eine gute Bekannte nachdem sie durch einen schweren Unfall mit dieser Erkenntnis konfrontiert wurde eine massive Agoraphobie entwickelt.

  3. #3 CM
    22. März 2015

    Mich bewegen in dem Kontext andere Fragen: Es gibt viele genomweite Assoziationsstudien. Nicht ganz zu Unrecht darf 23andMe nicht mehr alle Info ungefiltert an Kunden weitergeben – worauf die oben geschilderte Beschränkung des Geschäftsmodells hinausläuft.
    Fragen, die ich mir stelle sind u. a.: Gibt es eine verständliche Info zum Thema relatives und absolutes Risiko? Wird die Aussagekraft des jeweiligen SNPs erklärt – und auch die methodischen Schächen der zugrundeliegende Studien (gab es schon Replikationen? ggf. eine Metaanalyse?) Sind einzelne SNPs alles? – Schließlich gibt es auch noch andere mögliche genetische Informationen und die Interaktion von SNPs, CNVs, epigen. Modifikation …

    Mein Fazit: Ein eher seltsames Geschäftsmodell war/ist das schon. Genetische Beratung sollte von Ärzten mit entsprechender Facharztausbildung erbracht werden – und wir es auch schon. Selbstdiagnosen mit Hilfe des Netzes sind auch gefährlich, wenn trügerische Sicherheit über die Information vorherrscht. Die Frage “Ist es immer gut mehr zu wissen?” ist für mich mit einem klaren Nein zu beantworten – eben weil die Information inzwischen zwar immer besser validiert sein kann, die tatsächliche Qualitätskontrolle steht auf einem anderen Blatt. Und Fragen, die im wissenschaftlich noch kontrovers diskutiert werden, sind vielleicht auch weniger was für Daten, die von solche Firmen an Laien getragen werden sollen.

  4. #4 Ludger
    22. März 2015

    Ich bevorzuge die “Gen”-analyse des “kleinen Mannes”, die Familienanamnese. Wenn enge Verwandte eine Thrombose in jungen Jahren hatten, kann man immer noch einen Gentest auf FaktorV-Leiden Mutation machen. Wenn (mehrere) Frauen deutlich vor den Wechseljahren Brustkrebs bekamen, kann man sich immer noch zu einer genetischen Beratung schicken lassen und sich ggf. nach BRCA-Testung für eine intensivierte Frühuntersuchung entscheiden. Die Information des 10-fach erhöhten Risikos für M. Crohn ist nur schädlich und nutzlos. Schädlich, weil sie zu unnötigen Untersuchungen wie Koloskopie u.a. verleitet und die Lebensfreude beeinträchtigt, nutzlos, weil es keine Prophylaxe gibt. Nutzlos auch, weil eine 10-fache Erhöhung des Risikos bei einer Prävalenz (der Bestand an Erkrankten) von etwa 150 auf 100.000 [Wikipedia] keine diagnostischen oder therapeutischen Konsequenzen hat. Die flächendeckende Untersuchungen auf Polymorphismen ist allerdings eine effektive Quelle zum Geldverdienen zweifelhafter Heiler: Bei regelmäßiger Einnahme einer homöopathischen Zubereitung von Hundescheiße C200 kann man mit 98,5%-iger Wahrscheinlichkeit vorhersagen, dass kein M. Crohn eintreten wird.

  5. #5 Eric
    22. März 2015

    Hallo Herr Moder, danke für diesen interessanten Artikel. Ich persönlich würde meine Gene gerne analysieren lassen. So weiß ich, auf welche Krankheiten ich besonders achten muss und kann g.g.f. an Früherkennungsprogrammen teilnehmen, wodurch die Chancen (hoffentlich) sinken an diesen Krankheiten ernsthaft zu erkranken. Aber mir ist u.a. ein Arbeitskollege bekannt der höchstwahrscheinlich kurz vor dem Nervenzusammenbruch stehen würde nachdem er seine Ergebnisse sieht. Der Gute ist bei solchen Themen sehr empfindlich. Eine kurze Frage an Sie, wenn Sie gestatten: Gibt es unter Ihren Kollegen eine Präferenz welches Unternehmen eine ordentliche Datenauswertung erstellt? Mein Geburtstag naht und das hört sich nach einem interessanten Geschenk an.

    • #6 Martin Moder
      22. März 2015

      Hey Eric,
      schon mal Alles Gute im Voraus!

      Hab mal kurz in die Runde gefragt, das Analyse-Tool, das von den meisten meiner Kollegen genutzt wurde, war Promethease. Wie das Praktisch abläuft erklärt dieses Video: https://www.youtube.com/watch?v=QPF7IanRqok
      Meine Kollegen sagen dass es eine ganz nützliche Aufarbeitung ist, man aber immer noch viel interpretieren muss. Zusätzlich hat ein Kollege seine Daten mit https://interpretome.com/ analysiert. Er berichtet, dass dabei mehr Daten Sicherheit garantiert wird und man mehr Auskünfte bezüglich der Statistiken bekommt.

      Liebe Grüße,
      Martin

  6. #7 Joseph Kuhn
    22. März 2015

    Alle (!) Kommilitonen haben Proben eingeschickt? Haben die vorher was genommen?

    Wie werden die Ergebnisse denn konkret diskutiert? Jenseits dessen, dass man das eine schön und das andere weniger schön findet: Hat irgendjemand echte Konsequenzen aus den Daten gezogen, z.B. seine Lebensweise umgestellt? Seinen Früherkennungsrhythmus erhöht? Sich ärztlich beraten lassen? Oder sich psychisch auf seine Zukunft als Patient eingelebt? Wird über falsch positive/negative Befunde diskutiert? Über die Datensicherheit – 23andme gibt ja die Daten weiter? Oder darüber, was die Infos für die Kinder/Geschwister der Einsender bedeuten? Was daraus für spätere Versicherungsleistungen resultieren kann? Oder …

    • #8 Martin Moder
      23. März 2015

      Hey Joseph!

      Es gab einige Diskussion Sessions, bevor sich alle entschlossen hatten ihre Proben zu senden, oder es nicht zu tun. Prinzipiell war allen klar wie es um die Datennutzungsrechte steht und auch wenn die Daten anonymisiert weitergegeben werden, ist eine vollkommene Anonymisierung bei Gen Daten natürlich schwer umsetzbar. Meine Kollegen haben einen sehr offenen Umgang mit ihrem Genom, auch vor dem Hintergrund dass Gensequenzierung in den nächsten Jahren ein Routineverfahren werden wird und sie lediglich aus Neugierde etwas früher damit beginnen. Der Leiter meines Institutes hat im Zuge des Personal Genome Projects sogar seine gesamte DNA entschlüsseln und ins Internet stellen lassen, um die öffentliche Diskussion anzustoßen.
      Was die Sache in dem Fall vereinfacht ist, dass meine Kollegen trainierte Molekularbiologen sind. Für sie ist es kein Problem die Publikationen, in denen SNPs mit Krankheiten assoziiert werden zu lesen, zu verstehen und kompetent zu interpretieren. Ich sehe ein, dass es bei Laien zu Fehleinschätzungen kommen könnte. Deshalb bin ich auch überzeugt dass man in Zukunft zu einem Genom-Analytiker gehen kann, um sich beraten zu lassen.
      Welche Konsequenzen die einzelnen Personen für ihr Leben gezogen haben kann ich schwer sagen. Ich weiß von einem Kollegen der sich häufiger auf Prostatakrebs untersuchen lassen wird. Ein anderer weiß jetzt um eine Unerträglichkeit gegenüber einem Schmerzmittel. Details kann ich nicht sagen, weil ich niemandem in seine Daten geschaut habe, aber mir haben alle versichert dass sie es spannend fanden ihre Daten auszuwerten, dass sie es nicht bereuen und es wieder tun würden.
      LG

  7. #9 stoffl
    23. März 2015

    auf die frage ob mehr zu wissen besser ist sag ich klar ja.
    danach streben wir doch alle.

    wenn es meine eigene gesundheit betrifft, kann ich (wie oben schon ewähnt) frühzeitig erwas unternehmen.
    außerdem sind es ja nur prognosen, die nie eintreffen müssen.

    zur vorsorge untersuchung sollte eh jeder regelmäßig gehen!
    bewegung und ausgewogene ernährung sinken ebenfalls viele risiken an zb herz-kreislauf problemen zu erkranken

  8. #10 James Levy Lacross
    23. März 2015

    Ein sehr geistreicher und intelligenter Artikel.

    Die Familienanamnese erachte ich als gesundes Maß für eine Prävention. Und selbst die kann gefährlich sein, wenn man sich verrückt macht/machen lässt. Zudem scheint es ein wenig
    einfältig, sich lediglich um Dinge zu kümmern, die aus einem selbst erwachsen können.

    Steht vielleicht irgendwo in den Tiefen der Gene geschrieben, ob man anfällig dafür ist, von einem Bagger angefahren zu werden und den Rest seines Lebens mit verkürzten Hosen
    herum eiern zu müssen? Oder gar bei einem Flugzeugsabschuß ums Leben zu kommen?

    Was in unseren Gene steckt wird uns klar gemacht, wenn wir unsere Verwandten ansehen. Und zwar mit einer etwas höheren Deutlichkeit und Realitätsnähe als es aus der Wahrscheinlichkeitanalysen irgendwelcher Genuntersuchungen hervorgeht. Des Weiteren sollte man das, was in seinem Körper vor sich geht ein wenig besser kennen und verstehen lernen. Und vor allem sollte man darauf achten und es ernst nehmen.

  9. #11 regow
    23. März 2015

    Die rechtlichen Folgen wären immens. Mit gutem Recht würde auch die Versicherungsbranche auf solche Daten Zugriff fordern.
    Es brächte ja einen unfairen Vorteil für den Versicherungsnehmer, wenn nur er über sein Risiko genau bescheid wüsste und sich so quasi zielgerichtet versichern könnte.

  10. #12 Böx
    23. März 2015

    Ich bin immer noch unschlüssig, ob das für mich etwas wäre. Bisher denke ich, dass ich das erst mal bleiben lasse. Ich weiß nicht, wie ich auf etwaige Hiobsbotschaften reagieren würde.
    Ganz generell finde ich es aber sehr problematisch, sich als Laie selbst an die Interpretation der Ergebnisse zu machen. Das zusätzliche Problem falsch-positiver und falsch-negativer Ergebnisse wurde ja bereits angesprochen.
    Beim Veröffentlichen der Ergebnisse im Netz, zudem nicht anonymisiert, sollte man auch bedenken, dass man nicht nur sein eigenen SNPs veröffentlicht, sondern auch die seiner Eltern. Und die möchten das vielleicht nicht…

  11. #13 Eric
    23. März 2015

    @Martin
    Danke für den Glückwunsch und für die Nachfrage!

  12. […] einen Humangenetiker, nicht so einfach zu interpretieren (Nachtrag: Passend dazu wird gerade bei GENau diskutiert, ob man sein Genom sequenzieren lassen und die Ergebnisse eigenhändig interpretieren […]

  13. #15 Chemiker
    23. März 2015

    Ich sehe das Problem nicht darin, daß der Patient sich mit ppm-Wah­rschein­lich­keiten selbst das Leben schwer macht. Das kann man, wie im Artikel be­schrie­ben, ja mit eigener oder zu­gekaufter Kom­petenz lösen, und letztlich ist es Privat­sache, wovor man Angst haben will.

    Schlimmer sehe ich das gesell­schaft­liche Problem. Provokant gefragt: Wo bleibt die Menschen­würde, wenn man nach seiner Hard­ware in Qualitäts­klassen ein­sortiert wird?. Da kommen Versicherungen ebenso in Frage wie Arbeit­geber, Stipendien­organisationen, Vermieter, Heirats­vermittler oder die Werbe­branche, ganz zu schweigen von staatlichen Stellen.

    Ich bin ein neugieriger Mensch und will vieles wissen, im Zweifels­fall auch mein eigenes Genom. Aber ich habe eine alter­tümlich Auf­fassung von Daten­schutz und will nicht, daß irgend­jemand sonst davon erfährt. Unsere Gesell­schaft ist sehr komplex und auf allen Ebenen quer­vernetzt, und wenn man aus geneti­schen Gründen diskriminiert werden sollte, stehen die Karten sehr schlecht, es gerichts­fest zu beweisen.

    Daher habe ich überhaupt kein Inter­esse, jemanden, dem ich nicht traue (z.B. einer teilweise werbe­finanzier­ten Firma außer­halb der lokalen Juris­diktion), an meine Gene zu lassen. Bekanntlich läßt sich Zahn­pasta nicht mehr in die Tube zurückquetschen.

  14. #16 James L. Lacross
    23. März 2015

    @Chemiker

    Es ist gerade die Menschenwürde – wenn man als Basis für deren Definition die Herkunft aus der christlich-jüdischen Mythologie heranzieht – die im Zentrum des Ganzen liegt. Schließlich würde man den Aufwand für einen Lemuren oder pterois volitans ganz sicher nicht betreiben wollen. Es geht allerdings nicht um die Würde den Einzelnen sondern – wieder einmal – um die der ganzen Spezies. Ich habe mit derlei Geldmacherei meine Schwierigkeiten und möchte sie in etwa mit der aus der Astrologie vergleichen. Ich komme gleich darauf, weshalb dieser Vergleich meiner Meinung angemessen ist.

    Die Frage, die man sich in diesem Kontext stellen sollte ist: Warum will man eigentlich wissen, ob man eine gewisse genetische Prädisposition hat? Oder auch nicht? Will man es, um sich bestätigt zu wissen, anderen überlegen und einzigartig zu sein, sich aus der breiten Masse heraus zu heben oder weil man hofft, Vorkehrungen treffen zu können, um damit das vermeintlich Unausweichliche doch noch aufhalten zu können, d. h. anderen nicht unterlegen zu sein, ein langes Leben leben zu können?

    Die in beiden Fällen obliegende Neugier folgt einem biologischen – so Gott will: genetisch verankertem – Imperativ gegen den anzukämpfen Menschen recht schwer fällt. Es ist die gleiche Neugier und Unwissenheit, die Menschen zu Astrologen führt. Für beides gilt: Wenn einen etwas glücklicher und zufriedener macht soll er es tun. Danach soll er sich aber nicht beschweren, warum das Leben ihn so derart bestraft.

    Wie es das Eichhörnchen will hatte ich einen Bekannten, dessen Gene recht gut schienen (wenn man das so sagen darf). Doch eines Tages verstarb er völlig unerwarteterweise an Leukemie. Dass er jahrelang in einem Chemieunternehmen arbeitete, welches Kunststoff herstellte und daher mit Chemikalien in Berührung kam, von den man heute sagt, sie seien krebserregend…? Shit happens

  15. #17 wahrheitsliebender
    23. März 2015

    Übrigens, das hier könnte einige auch “glücklicher und zufriedener” machen –

    eine wissenschaftliche Neubetrachtung des Urtextes von Genesis 1, die zum Ergebnis kommt, daß sich Evolution und der biblische Schöpfungsbericht hervorragend vereinbaren lassen / in Übereinstimmung befinden, mit vielen verblüffenden Details:

    https://www.schoepfung-durch-evolution.de/index.php/47-r-evolution#Kap5

  16. #18 Michael Wölk
    24. März 2015

    @wahrheitsliebender: ja nee, is klar – eine “wissenschaftliche” Neubetrachtung. Ich zitiere mal eben einen Absatz aus Ihrem Link:

    “Nur war es damals Noah, der den Befehl bekam! Keine Frage, dass er die Tiere nicht selbst erschuf – sie waren alle bereits in seinem Schiff vorhanden. Noah musste nur dafür sorgen, dass sie herauskamen”

    Die ganze Seite ist weniger wissenschaftlich als die Harry Potter Bücher und das soll schon was heißen.

  17. #19 wahrheitsliebender
    24. März 2015

    @ Michael Wölk

    Es geht in diesem Text nicht um Noah, diese Textstelle wird nur zitiert, weil hier dasselbe “Tunwort” vorkommt. Wie der Autor zu Noah steht, geht aus diesem Text weder hervor noch ist er relevant! Warum also hängst du dich an dieser Nebensächlichkeit auf?

    Macht der Text dir Angst, verstehst du nicht worum es geht oder wirfst du hier absichtlich eine Nebelkerze?

    Gruß!

  18. #20 wahrheitsliebender
    24. März 2015

    @ Michael Wölk

    Und by the way – ob man die Noah-Geschichte nun wörtlich versteht oder im übertragenen Sinn, ändert nichts an deren Wahrheitsgehalt.

    Wovon rede ich – in der Noah-Geschichte geht es vorallem um die “geistliche Wahrheit”, daß der heilige und gerechte Gott die Ungerechtigkeit der Menschen/Menschheit richten wird, daß jeder von uns auf diesem Planeten dafür verantwortlich ist auf der “richten Seite des Lebens anzukommen/zu stehen” und das “Mainstream”, “was alle tun” und wo die Masse gerade entlang trampelt / was der Zeitgeist für richtig hält, nicht Gottes Kriterien für richtig oder falsch sind!

    Noah steht auch dafür, daß in vielen grundlegenden/politischen Fragen des Lebens es immer wieder vorkommen kann, daß ein Mensch alleine auf der richtigen Seite steht und der Rest falsch liegt!

    Beispiel: Vor dem zweiten Weltkrieg war es nur Churchill der im Englischen Parlament erklärte, daß Krieg mit Hitler unvermeidlich wäre, weil mit einem Mann wie Hitler kein nachhaltiges Übereinkommen zu erzielen wäre (solche Leute nach Weltherrschaft streben) und jeder offizielle Friedensschluß am Ende das Papier nicht Wert sein wird, auf dem er geschrieben steht. Genau so kam es. Churchill stand damit aber anfänglich alleine im englischen Parlament….

    Es ist sogar eine “lustige Anekdote” im dem Kontext überliefert. Eine bekannte liberale Abgeordnete soll daraufhin zu Churchill gesagt haben: “I hate you” und wenn sie seine Frau wäre, würde sie Gift in seinen Tee geben”. Churchill hätte darauf erwidert: “Wenn ich ihr Mann wäre, würde ich den “Becher” mit Genuß trinken”…..

    Gruß!

  19. #21 Michael Wölk
    24. März 2015

    @wahrheitsliebender: der Text macht mir in der Tat Angst. Angst davor, dass es Menschen gibt, die das dort geschriebene tatsächlich glauben, und ihr Leben danach ausrichten. Angst davor, dass diese Menschen auch in Politik und Wirtschaft sitzen und dort wichtige Entscheidungen treffen dürfen. Anst davor, dass diese Geisteshaltung irgendwann in Fundamentalismus endet und enormes Leid verursacht.

  20. #22 wahrheitsliebender
    24. März 2015

    @ Michael Wölk

    1. Der Text sagt uns doch noch gar nicht wie wir unser Leben ausrichten sollen. Er liefert uns nur eine Erklärung für unser Dasein, für das wir sonst keine haben…

    2. Jeder von uns ist dazu verurteilt irgendwas glauben zu müssen. Es gibt kein menschliches Leben ohne Glauben. Die einen glauben an Gott, die anderen an den Kommunismus, den Humanismus, den Atheismus, den Materialismus, die Liebe ect. Wieso sollen die atheistischen Glaubenssysteme perse ungefährlich sein, obwohl auf deren “Altar”/Ideologie im 20. Jhr. in kürzester Zeit mehr Menschen umgebracht wurden als je zuvor?

    3. Die zentrale Botschaft Jesu / des Christentums lautet “Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst und dann geht er sogar noch in den “Hardcore-Bereich” und sagt, wenn ihr etwas besonderes sein wollt dann gilt für euch noch zusätlich “liebet eure Feinde”. Erkläre mir mal bitte, was auf dieser Basis (= Christentum richtig verstanden mit Freiheit für jedermann) gefährlicher sein soll als an der Lehre des Atheismus/Materialismus wonach überspitzt formuliert zwischen Mensch und Wurm kein Unterschied besteht und beide gleich wertvoll/wertlos sind und es keine letztverbindlchen Normen gibt!?

    4. Ich glaube das die Welt mit mehr Glauben an Jesus nicht schlechter sondern besser würde. Man darf nicht alles in einen Topf werfen. Die Lehre Jesu ist eine ganz andere als die des Islam (das ist glaube ich heutzutage eines unserer Hauptprobleme in Europa – die elendige/verlogene Gleichmacherei aller Religionen).

    Gruß!

  21. #23 Sotho Tal Ker
    24. März 2015

    Was bitte hat christlich-fundamentalistische Islamphobie mit dem Artikelthema zu tun? Ansonsten Glückwunsch zum erfolgreichen Linkspam und dem verbreiten deiner Botschaft.

  22. #24 James L. Lacross
    25. März 2015

    zurück zum Thema:

    Angelina Jolie hat dafür gesorgt, dass ihre Gene nicht mehr weiter gegeben werden können:

    https://mobile.nytimes.com/2015/03/24/opinion/angelina-jolie-pitt-diary-of-a-surgery.html?referrer=&_r=1

    Es sei denn, sie hat vor dem Eingriff ein paar Eier einfrieren lassen.

    Zwei Dinge erscheinen in diesem Zusammenhang interessant:

    1) Ab welcher Wahrscheinlichkeit sollte man sich zu einem Eingriff entschließen? Aufgrund einer aufgrund einer Mutation im BRCA1-Gen soll die Wahrscheinlichkeit für Brustkrebs 0.87 betragen haben, das Risiko von Eierstockkrebs wurde auf 50 % “geschätzt”

    2) Wenn Jolie derart Angst vor Krebs hatte und sich dafür sogar Eierstöcke und Eileiter entfernen ließ wieso hat sie ihre “schlechten” Anlagen überhaupt an ihre Töchter weitergeben? Aber die können ja irgendwann selbst für sich entscheiden.

  23. #25 Ludger
    25. März 2015

    James L. Lacross #24:
    “1) Ab welcher Wahrscheinlichkeit sollte man sich zu einem Eingriff entschließen?”

    Die informierte und mündige Patientin entscheidet darüber selber. In ihre Überlegung wird sie einfließen lassen, dass es für den Brustkrebs eine Prophylaxe mit Tamoxifen und ein einigermaßen effektives intensiviertes Screening im Angebot gibt, für den Eierstockskrebs aber nicht. Die Frau könnte z.B. früh ihre gewünschte Zahl an Kindern bekommen und sich im Alter von 30 Jahren für eine Operation entscheiden. Das Risiko der Weitergabe des defekten Gens beträgt 50%. Eine pränatale Diagnostik oder eine PID ist allerdings aufgrund des Gendiagnostikgesetzes in Deutschland nicht erlaubt, weil unethisch (!?)

  24. #26 Ludger
    25. März 2015

    Nachtrag:
    https://www.gesetze-im-internet.de/gendg/index.html

    Gesetz über genetische Untersuchungen bei Menschen (Gendiagnostikgesetz – GenDG)
    § 15 Vorgeburtliche genetische Untersuchungen:
    “(2) Eine vorgeburtliche genetische Untersuchung, die darauf abzielt, genetische Eigenschaften des Embryos oder des Fötus für eine Erkrankung festzustellen, die nach dem allgemein anerkannten Stand der medizinischen Wissenschaft und Technik erst nach Vollendung des 18. Lebensjahres ausbricht, darf nicht vorgenommen werden.”

  25. #27 Ludger
    25. März 2015

    2. Nachtrag aus derselben Quelle:

    Gesetz über genetische Untersuchungen bei Menschen (Gendiagnostikgesetz – GenDG)
    § 18 Genetische Untersuchungen und Analysen im Zusammenhang mit dem Abschluss eines Versicherungsvertrages
    (1) Der Versicherer darf von Versicherten weder vor noch nach Abschluss des Versicherungsvertrages

    1. die Vornahme genetischer Untersuchungen oder Analysen verlangen oder
    2. die Mitteilung von Ergebnissen oder Daten aus bereits vorgenommenen genetischen Untersuchungen oder Analysen verlangen oder solche Ergebnisse oder Daten entgegennehmen oder verwenden.
    Für die Lebensversicherung, die Berufsunfähigkeitsversicherung, die Erwerbsunfähigkeitsversicherung und die Pflegerentenversicherung gilt Satz 1 Nr. 2 nicht, wenn eine Leistung von mehr als 300 000 Euro oder mehr als 30 000 Euro Jahresrente vereinbart wird.

    [Fettdruck der Ausnahme durch mich]

  26. #28 Ludger
    25. März 2015

    3. Nachtrag aus derselben Quelle:

    Gesetz über genetische Untersuchungen bei Menschen (Gendiagnostikgesetz – GenDG)
    § 7 Arztvorbehalt
    (1) Eine diagnostische genetische Untersuchung darf nur durch Ärztinnen oder Ärzte und eine prädiktive genetische Untersuchung nur durch Fachärztinnen oder Fachärzte für Humangenetik oder andere Ärztinnen oder Ärzte, die sich beim Erwerb einer Facharzt-, Schwerpunkt- oder Zusatzbezeichnung für genetische Untersuchungen im Rahmen ihres Fachgebietes qualifiziert haben, vorgenommen werden.
    (2) Die genetische Analyse einer genetischen Probe darf nur im Rahmen einer genetischen Untersuchung von der verantwortlichen ärztlichen Person oder durch von dieser beauftragte Personen oder Einrichtungen vorgenommen werden.
    (3) Eine genetische Beratung nach § 10 darf nur durch in Absatz 1 genannte Ärztinnen oder Ärzte, die sich für genetische Beratungen qualifiziert haben, vorgenommen werden.

  27. […] Martins Klassenkameraden haben sich eine DNA-Probe zu 23andMe geschickt, und er beobachtet jetzt, welche Reaktionen das nach sich zieht. Wieviel wollen wir eigentlich über unsere Zukunft wissen? UNd welche Wahrscheinlichkeit hat das? […]

  28. #30 Dr. Webbaer
    31. März 2015

    Neben dem Datenschutz wird es eine Diskussion darüber geben, ob man manche Dinge überhaupt wissen möchte. Es würde mich interessieren wie ihr dazu steht. Ist es immer gut mehr zu wissen?

    Nun, was kann aus dem im WebLog-Artikel Geschilderten genau heraus kommen?
    Dass bestimmte Erb-Risiken bestehen, die qua Datenlage vorliegen, aber nicht bestimmend für den Lebenslauf sein müssen?
    Dass bestimmte Organe präventiv zu entnehmen wären, Mme. Jolie lässt grüßen, wobei zu hoffen ist, dass die medizinische Theoretisierung auch stimmt?
    Dass es i.p. Lebensfreude an Hand stochastischer Sicht bergauf oder bergab gehen könnte – der Schreiber dieser Zeilen ist nicht durch Erbkrankheiten belastet, die Altvorderen hielten sich sehr zählebig?

    Über viele Risiken muss das Individuum nichts wissen, es darf sich gerne derart interessieren, eine Notwendigkeit oder ein spezieller Nutzen muss sich so nicht ergeben, gestorben wird letztlich doch (was auch “gut so” ist).

    MFG
    Dr. W (der den hier dankenswerterweise bereitgestellten Aufsatz zu goutieren weiß)