Kardinal Albino Luciani, später bekannt unter dem Namen Papst Johannes Paul I, sah nach ihrer Geburt die Gefahr, dass Frauen zu „Babymaschinen“ degradiert werden. Andere befürchteten, sie würde ohne Seele zur Welt kommen und die Medien bezeichneten sie liebevoll als „test tube baby“.
Louise Brown, die erste Frau die durch künstliche Befruchtung gezeugt wurde, feiert heute ihren 38. Geburtstag. Sie entstand aus einer Eizelle, die außerhalb des Körpers befruchtet- und als 8-zelliger Embryo in die Mutter verpflanzt wurde. Ich möchte die Feierlichkeit zum Anlass nehmen um einen Gedanken los zu werden.
Wie lange dauert es, bis wir uns an etwas Neues gewöhnt haben?
In den Jahren, bevor das erste Kind durch künstliche Befruchtung (In Vitro Fertilisation – IVF) zur Welt kam, wurde diese Möglichkeit der Fortpflanzung heftig kritisiert. Stimmen wurden laut die behaupteten, durch IVF würden deformierte Babys mit unheilbaren Krankheiten entstehen. Sogar James Watson, der für die Enddeckung der DNA-Doppelhelix Struktur einen Nobelpreis erhalten hatte, sagte zu einem führenden IVF Experten: “You can only go ahead with your work if you accept the necessity of infanticide. There are going to be a lot of mistakes. What are we going to do with the mistakes?”. Auf gut Deutsch: “Du kannst deine Arbeit nur weiterführen, wenn du die Notwendigkeit von Kindesmord akzeptierst. Es werden viele Fehler passieren. Was werden wir mit diesen Fehlern machen?”.
Andere Kritiker befürchteten, dass IVF das Ende der Kernfamilie bedeuten würde. Die Ehe, als familienstiftende Einrichtung wäre nicht mehr notwendig, wenn Menschen zu Laborzüchtungen verkommen würden. Konservative befürchteten daraufhin alle möglichen untraditionellen Familienkonstellationen und Feministinnen hatten Angst, dass eine Technologie, die es mehr Frauen erlaubt Kinder zu bekommen, den Druck erhöht, das auch zu tun. Unnatürliche Retortenbabys wären mit sozialer Ächtung konfrontiert und das Statement vom Vatikan zu dem Thema war: “Fecundation must be carried out according to nature and through reciprocal and responsible love between a man and a woman.” – „Befruchtung muss entsprechend der Natur stattfinden und durch gegenseitige und verantwortungsvolle Liebe zwischen einem Mann und einer Frau.“.
Was ist von diesen Ängsten übriggeblieben?
Wenig. Das einzige was bis heute kritisiert wird ist die Tatsache, dass man bei einer IVF mehrere Eizellen befruchtet, wovon aber nur zwei in die Frau eingesetzt werden. Den Rest friert man weg, nutzt sie für die Forschung oder schmeißt sie in die Tonne. Die anderen moralisch/ethischen Punkte sind aber weitgehend in Vergessenheit geraten. Heute laufen Millionen gesunde Menschen durch die Welt, die mithilfe von IVF gezeugt wurden. Trotzdem gibt es die Ehe noch und mir ist auch niemand bekannt, der Frauen als Babymaschinen bezeichnen würde.
Die Art von Debatte bleibt aber ständig präsent. Als die Industrie damit angefangen hat, genetisch veränderte Organismen einzusetzen, beispielsweise für die Herstellung von Insulin, gab es einen großen Aufschrei. Was wenn solche Organismen in die Umwelt auskommen? Unabsehbare Folgen! Heute, Jahrzehnte später, verwendet die Industrie mehr GM-Organismen als jemals zuvor. Die Kritik daran ist aber weitgehend verschwunden. Sie hat sich nämlich ein neues Ziel gesucht: Gentechnisch veränderte Lebensmittel. Und wenn sie damit fertig ist, wird sie sich auf das nächste Ziel stürzen. Dabei könnte es sich bereits um genetisch veränderte Menschen handeln. Wie man ein menschliches Gen verändert, habe ich hier bereits beschrieben.
Es wird nicht mehr lange dauern, bis das erste Kind zu Welt kommt, das im Zuge einer IVF genetisch verändert wurde, um ihm eine vererbbare Krankheit zu ersparen. Viele der Kritikpunkte die man dabei nennen wird, kennen wir von der IVF Debatte: Unnatürlich, Fehlbildungen, katastrophale gesellschaftliche Folgen, wo soll das alles nur hinführen? Ich bin allerdings überzeugt, dass auch diese Kritik verstummen wird, sobald ein paar Millionen solcher Menschen herumspazieren und man derartige genetische Eingriffe, genau wie es heute bei IVF der Fall ist, als medizinische Routinemaßnahmen betrachten wird. Seht ihr das auch so?
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