Es wurde ja auch höchste Zeit! Wer sich in Österreich über seine feuchten Kellerwände ärgerte und wegen des vielen Drecks nicht auf herkömmliche Sanierungsmaßnahmen zurückgreifen wollte, der sah sich früher oder später auf dem Markt für Voodoo-Technik um. Dort hatte man bisher aber im Bereich Mauerentfeuchtung praktisch nur die Wahl zwischen Aquapol und Aquapol. Das esoterische Aquapolgerät des Scientologen Wilhelm Mohorn, das völlig stromlos mit “Raumenergie” arbeitet, hat allerdings einen entscheidenden Nachteil: Es funktioniert nicht. Unsere deutschen Nachbarn konnten sich wenigstens auch das Cobra-Gerät zu Gemüte führen, das seine “natürlichen wohltuenden Frequenzen” ebenfalls stromlos erzeugt. Doch leider: Das Cobra-Gerät funktioniert ebenfalls nicht. Um ganz reale Wassermoleküle zum Rückzug zu zwingen, braucht es nämlich ganz reale Kräfte – eingebildete reichen da nicht aus.
Doch nun gibt es endlich auch in Österreich einen alternativen Anbieter. Die Aquapol-Konkurrenz erwächst in Form von AQUABLOC, in Deutschland bekannt unter dem Namen AQUALAN. Laut Hersteller handelt es sich dabei um
eine völlige Neuentwicklung auf Basis der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse der bei der Entfeuchtung ablaufenden physikalischen Vorgänge.
Neue wissenschaftliche Erkenntnisse interessieren uns immer, und deshalb sehen wir uns das Gerät jetzt einmal genauer an.
Die österreichische AQUABLOC-Webseite hat einen Besucherzähler, der uns glauben machen will, dass sie über 14.000mal besucht worden sei. Gottseidank lassen sich die Dinger bei Installation auf einen beliebigen Wert setzen, denn das Unternehmen gibt es erst seit einem Jahr und die Werbung via Anzeigen hat überhaupt erst kürzlich voll eingesetzt. Mit dem eidgenössischen Vorgängermodell namens Aquamat klappte es wohl nicht so gut. Wie auch immer, AQUABLOC hat gegenüber der Konkurrenz den enormen Vorteil, dass es mit Strom arbeitet, also mit echten Elektronen aus der Steckdose, nicht mir okkulten Energien aus dem Vakuum oder solchem Firlefanz. Damit steht das neue Gerät zumindest nicht von vornherein unter Esoterikverdacht. Unter Ästhetikverdacht allerdings auch nicht. Das Ding sieht aus wie ein umgestülpter Mistkübel. (Für unsere deutschen Freunde: Mülleimer.)
Die AQUABLOC-Webseite informiert uns darüber, wie das Gerät die aufsteigende Mauerfeuchtigkeit bekämpft:
Durch
das Steuergerät werden Impulse ausgesendet, die die Auftriebskräfte der
aufsteigenden Feuchtigkeit und damit den kapillaren Druck unterbrechen.
Dadurch wird der Wassertransport nach oben verhindert. Die vorhandene
Feuchtigkeit sinkt ab und verdunstet auf natürliche Weise.
Welche “Impulse” da ausgesandt werden, wird nicht näher erläutert. Um an diese Information zu gelangen, muss man zum deutschen Ableger wechseln. Dort erfährt man in der FAQ folgendes:
Das AQUALAN – Steuergerät sendet eine
Elektrische (Tesla-) Welle an die umliegenden feuchten Wände. Diese
wird über die Hauserdung zurückgeführt. Dabei wird die
Molekularstruktur des Wassers in den Wänden verändert. Als Folge wird
der Kapillareffekt unterbunden.
Na also, eine “Elektrische Welle” wird da ausgestrahlt! Nun, eine elektrische Welle ist ein spezielles elektrisches Gerät, und da wir nicht annehmen wollen, dass das AQUABLOC-Gerät andere Geräte aussendet, gehen wir für die weiteren Überlegungen einmal davon aus, dass elektromagnetische Wellen gemeint sind. So, und was macht jetzt der Tesla bei diesen Wellen?
Nikola Tesla ist ein berühmter Elektrophysiker, nach dem die Einheit der magnetischen Flussdichte benannt ist. Nikola Tesla hatte allerdings auch eine blühende Fantasie und hat einige etwas versponnene Ideen hinterlassen, die seit Jahrzehnten vor allem von Voodoo-Technikern “weiterentwickelt” werden. Die “Tesla-Wellen” sind in der Voodoo-Branche ein Synonym für elektromagnetische Longitudinalwellen, im deutschsprachigen Raum auch als “Skalarwellen” bekannt. Tatsächlich klärt die Hersteller-FAQ auf die Frage “Ist die Welle schädlich?” auf:
Nein. Es handelt sich um eine Longitudinalwelle […].
Es geht sogar noch genauer. In einem “Pressebericht” in der Zeitschrift Schöner Wohnen erfahren wir:
Die ausgestrahlten Wellen sind mit 27 Kilohertz gesundheitlich irrelevant.
Jetzt gibt es mit diesen Tesla- oder elektromagnetischen Longitudinal- oder Skalarwellen aber ein kleines Problem, das in seiner Tragweite bei der Beurteilung des AQUABLOC-Geräts nicht zu unterschätzen ist: Sie existieren nicht.
Das ist natürlich spannend. Es erhebt sich nämlich die Frage, wie man die exakte Frequenz von Wellen misst, die gar nicht existieren. Man stelle sich vor, ein unzufriedener Kunde gibt das Gerät zurück und sagt, es würde keine Skalarwellen ausstrahlen. Jetzt muss der Hersteller nachweisen, dass es das doch tut. Stell ich mir vor Gericht spaßig vor. Wahrscheinlich kommen die Aquablocker dann mit einem Gutachten von Prof. Konstantin Meyl von der Fachhochschule Furtwangen.
Meyl ist DER Skalarwellenexperte im deutschsprachigen Raum. Wie Tesla hat er eine blühende Fantasie und bastelt gerne. Allerdings ist er nicht so berühmt wie Tesla und wird es auch nicht werden. Eine Zeit lang vertrieb er ein Demoset, mit dem man angeblich Skalarwellen erzeugen und damit drahtlos Energie von einem Sender zu einem Empfänger transportieren konnte. Leider stellte sich heraus, dass die “drahtlose” Energieübertragung nur funktioniert, wenn Sender und Empfänger durch ein “Erdungskabel” miteinander verbunden sind. Die FH Furtwangen hat sich von Meyls Fantastereien mehrmals distanziert, juristisch sind ihr aber die Hände gebunden.
Aber wir wollen nicht spekulieren. Vermutlich hat AQUABLOC es gar nicht nötig, unzufriedene Kunden vor Gericht zu zerren, wie Aquapol es tut. Der Hersteller gibt nämlich eine Geld-zurück-Garantie ab. Das ist in der Voodoo-Branche sehr beliebt, um sich gegen Betrugsvorwürfe abzusichern, weil es – zumindest aus juristischer Perspektive – die Bereicherungsabsicht zurückweist. Wenn der Keller nicht innerhalb von drei Jahren trocken ist, dann geht der Kaufpreis – so um die € 6.000 – retour.
Aus wirtschaftswissenschaftlicher Sicht funktioniert das ungefähr so: Drei Jahre sind in etwa die Zeit, in der ein Keller bei richtiger Belüftung von selbst austrocknet, wenn die Feuchtigkeit von außen nicht permanent nachkommt. Während also der Keller von selbst trocknet, schaut das Gerät zu. Wenn nach drei Jahren doch nichts trocken sein sollte, dann gehen die € 6.000 nach ein wenig Gezänk zurück an den Käufer. Bei einem Materialwert von circa € 5 und ein paar Stunden Arbeitseinsatz macht das bei einem Zinssatz von sagen wir 3 Prozentpunkten über der Inflation einen netten Gewinn von etwa € 300 pro unzufriedenem Kunden.
Der finanzielle Erfolg von AQUABLOC könnte dramatisch erhöht werden. Die Behauptung ist ja, dass ihre Longitudinaldinger die Kapillarkräfte unterbinden:
Handelt es sich bei der AQUALAN – Technologie um ein rein Elektro-Osmotisches Verfahren?
Nein.
Im Gegensatz zu rein Elektro-Osmotischen Verfahren wollen wir kein
Wasser „transportieren”, sondern lediglich den Kapillareffekt
unterbinden.Reichen die Impulse im Millivolt Bereich eigentlich für eine Wasserbewegung im Mauerwerk aus?
Nein!
Um Wasser im Mauerwerk „bewegen” zu können müsste man erheblich mehr
Energie aufwenden. Es wird lediglich die osmotische Wasserbewegung
(Kapillareffekt) unterbunden.
Wir (die GkD) machen gerne einen Vortest für den James-Randi-Preis. Ein Ziegelstein in eine Schale Wasser gelegt, 10mal mit und 10mal ohne AQUABLOC-Gerät daneben. Randomisiert, doppelt verblindet und das ganze Pipapo. Und wenn das klappt, dann gibts die eine Million Dollar von James Randi. Aus meiner Privatkasse leg ich auch nochmal € 1.000 drauf, man will ja nicht knausern. Na, AQUABLOC, wie wär das?
PS: Auch beim Thema Skalarwellen kommt man leider nicht an den alten Naivmedizinern vorbei. Wo kein Voodoo-Schrott blöd genug ist, kann natürlich auch eine nichtexistente Skalawellentechnologie therapeutische Erfolge feiern.
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