Die Zielgruppe von Dr. Steiners Voodoo-Verfahren sind neben den Patienten aber auch die Anwender selbst, die dazu eine sogenannte QuintStation kaufen und diverse Schulungen besuchen müssen. Die QuintStations werden von der Firma QuintSysteme vertrieben, die Dr. Steiner gemeinsam mit dem Informatiker Klaus Dillinger gegründet hat. So eine QuintStation gibt es freilich nicht umsonst. Wie man einer Korrespondenz entnehmen kann, die der Wiener Psychologe und ehemalige Holopathie-Anwender ohne ärztliche Ausbildung Alexander H. Gaischin mit Klaus Dillinger geführt und dankenswerterweise auf seiner Webseite gespeichert hatte, war eine QuintStation 515 inkl. Software Ende 2007 zum Schnäppchenpreis von € 31.200 zu haben. Billiger gab’s da schon die weiteren Highlights aus der Werkstätte der Voodoo-Technik, die auf die Namen QuintDrink, QuintProtect, QuintFilm oder QuintChip hören – allesamt irgendwas mit “einprogrammierten homöopathischen Schwingungen”.
Der arme Holopathie-Anwender, der sich in das unternehmerische Risiko des Ankaufs einer Holopathiemaschine zum Preis eines Neuwagens gestürzt hat, muss dann freilich alles tun, um die finanzielle Last kleinweise auf seine Patienten zu überwälzen. Dafür ist anscheinend keine Werbemaßnahme absurd genug. Der Wiener Medizinalrat Dr. Maher Damen-Barakat z.B. entblödete sich nicht, in einem Interview mit dem renommierten Fachmagazin “Ihr Einkauf” davon zu schwadronieren, dass mittels Holopathie auch solche Kleinigkeiten wie Brust-, Lungen-, Darm- und Magenkrebs “teilweise geheilt werden konnten”.
Die Zahl der Holopathie-Anwender ist einstweilen munter im Steigen begriffen und das Geschäft mit der Voodoo-Technik läuft anscheinend wie geschmiert. Der einzige Patzer, der der holopathischen Gemeinschaft rund um Dr. Christian Steiner passiert ist, war der, als vor vier Jahren irgendjemand die grandiose Idee hatte, das esoterische Therapiekonzept in einer kontrollierten, randomisierten und doppelt verblindeten Studie an Patienten mit chronischer Polyarthritis zu testen. Das Resultat des Versuchs war eine Dissertation an der Medizinischen Universität Innsbruck, in der Dr. Heike Larcher feststellte, dass die holopathische Therapie mittels QuintStation glücklicherweise keinerlei Nebenwirkungen, aber unglücklicherweise auch keinerlei spezifische Wirkungen hat:
Hinsichtlich des Hauptzielkriteriums DAS28 zeigten sich weder zwischen noch innerhalb der beiden Behandlungsgruppen signifikante Unterschiede.
Dr. Christian Steiner ist übrigens als Vertreter der Alternativmedizin in jenem “Gesundheitsgespräch” in der Wiener Urania vorgesehen, das der Verband der pharmazeutischen Industrie gemeinsam mit der Tageszeitung Die Presse organisiert. Gesundheitsminister Stöger soll auch dabei sein, und der Titel der für den 9. März 2009 anberaumten Veranstaltung lautet “Schulmedizin versus alternative Heilmethoden – was heilt besser?”. Dr. Heike Larcher wurde meines Wissens nicht eingeladen.
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