- Er muss seine Umgebung beobachten und die Gradienten identifizieren können. (Dort drüben beim Radiowecker sehe ich einen starken Gradienten in Richtung Südwest.)
- Er
muss bei den identifizierten Gradienten “natürliche” und “künstliche”
unterscheiden können, d.h. er muss mit kontrafaktischen Annahmen
arbeiten können. (Wie würde das Erdmagnetfeld dort drüben aussehen, wenn dort kein Radiowecker wäre?) - Er
muss die als künstlich identifizierten Gradienten – und nur diese –
reduzieren, also die Stärke des Magnetfelds per Ferwirkung selektiv und
dauerhaft verändern. (Ich sende jetzt einen Spin-Kopplungs-Wasserstoff-Elektronen-Impuls zum Radiowecker und befehle ihm, dort zu verharren.) - Er muss dies alles ohne Energiezufuhr von außen leisten.
Beachten
Sie: Aus wissenschaftlicher Sicht ist jeder einzelne dieser vier Punkte
bereits für sich alleine genommen unmöglich. Um die behauptete Wirkung entfalten zu können, müsste der Kunststoffstreifen nicht nur im übertragenen Sinne “intelligent” sein. Er müsste tatsächlich ein
Bewusstsein besitzen und intelligente Entscheidungen treffen können. Dass er dabei auch die Hauptsätze der Thermodynamik umgehen müsste, ist da nur noch ein Detail am Rande.
Technisch gesehen basiert diese Einschätzung auf dem Bayes’schen Ansatz. Die a priori Wahrscheinlichkeit, dass der AlphaPrevent wie angegeben funktioniert, liegt im Bereich von Nanopromille. Die Wahrscheinlichkeit, dass Walzls Befund falsch positiv ist, liegt bei mindestens 5%. Das heißt, die a posteriori Wahrscheinlichkeit, dass der AlphaPrevent funktioniert, ändert sich so gut wie nicht. Es ist eben viele tausende Male wahrscheinlicher, dass das Studienresultat falsch positiv ist, als dass der AlphaPrevent funktioniert.
Aus diesem Grund gibt es übrigens in der Wissenschaft auch einen Konsens, dass einzelne RCTs weder dafür konzipiert noch dafür geeignet sind, Hypothesen zu testen, die extrem unplausibel sind, also eine extrem geringe a priori Wahrscheinlichkeit aufweisen. Wenn die Wahrscheinlichkeit eines Fehlers erster Art um vieles größer ist als die a priori Wahrscheinlichkeit, dann verliert eine einzelne Studie jegliche Aussagekraft. (Herrn Walzl dürfte das bewusst sein, denn er erwähnte beim Pressefrühstück am Rande, dass dies ja erst eine Pilotstudie sei und man das multizentrisch überprüfen müsste.)
Fazit: Im Gegensatz zu Herrn Homanns Behauptungen beweist die Schlafstudie rein gar nichts. Der AlphaPrevent Aufkleber ist ein teures und wirkungsloses Placebo.
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