PT:
8. Zum Schluss möchte ich festhalten, dass der Debatte hier im Blog
offenbar unterschiedliche Interpretationen über die Aufgaben des
Journalismus zu Grunde liegen. Ich verstehe es nicht als meine
journalistische Rolle, mich als wissenschaftliche Expertin zu gerieren.
Journalismus ist für mich „truth seeking storytelling, primarily serving
citizen, without a legal foundation” (Quelle: Investigative Journalism
in Europa. Dick van Eijk (ed.), Vereiniging van Onderzoeksjournalisten,
VVOJ 2005). Ich will spannende Geschichten erzählen, Wissenschaft
untersuchen auf ihre Relevanz für die Gesellschaft, den Alltag. Sie
Menschen verständlich machen, die davon betroffen sind. Dabei müssen
natürlich die Fakten stimmen. Wem dabei nie ein Fehler unterläuft, werfe
den ersten Stein. Aber keine Geschichte ist „objektiv”, alle folgen
einer Idee, einem Erzählstrang, der sich natürlich durch Argumente
untermauern muss. Natürlich bemühe ich mich dabei, den journalistischen
Sorgfaltspflichten zu genügen, nichts zu verzerren, nichts
aufzubauschen, wahrhaftig zu bleiben. Journalistische Wahrhaftigkeit
aber kann nur in meiner Haltung und in meinem Bemühen liegen, keiner,
weder ich noch Sie als Wissenschaftler haben die Wahrheit gepachtet.
Auch in diesem Punkt bin ich persönlich anderer Ansicht als Michael Baum
(“evidence is truth”). Evidence is part of the truth. Wie alles im
Leben.
UB:
Was eine Verzerrung ist, liegt
wohl im Auge des Betrachters. Z.B. über Ihren “prominenten Vertreter der
Integrativen Medizin”, George Lewith, hat Esowatch ja schon folgendes
völlig richtig bemerkt:
ein “Vertreter der integrativen Medizin”, der seine eigenen Patienten verklagt, wenn sie ihn nicht für wirkungsloses Vodoo bezahlen wollen, seinen Patienten mit Studien als Beweis aufwartet, die genau das Gegenteil von dem sagen,
was er suggeriert und seinen Patienten Therapien andreht, die er vorher
in seiner offiziellen Funktion als “Vertreter der integrativen Medizin”
für wirkungslos erklärt hat.
Ich
möchte Sie einladen, diesen drei links wirklich einmal nachzugehen.
Dort zeigt Prof. David Colquhoun vom UCL deutlich auf, welch verlogene
Heuchelei und hinterhältige Abzocke sich hinter den salbungsvollen Reden
manch “Integrativen Mediziners” verbirgt. Das ist es, was Skeptiker so
wütend macht, wenn sie CAM-freundliche Texte serviert bekommen, denen
man die rosarote Brille des Verfassers auf jeder Seite anmerkt.
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