Im dritten Teil des Buches „Homöopathie in der Praxis” werden 180
bewährte Tipps für die Selbstbehandlung gegeben. Dieser Teil soll vor
allem Skeptiker von der vielfältigen Anwendungsmöglichkeit überzeugen.
Klar, das ist wichtig. 180 Tipps – da wirft der Skeptiker sicher gleich das Handtuch! Und die Skeptiker kommen gleich noch ein zweites Mal ins Spiel:
Es gibt aber auch Hochpotenzen, die um das Milliardenfache verdünnt
sind. „Was soll da noch drinnen sein?”, fragen die Skeptiker.
Um das “Milliardenfache” verdünnte Hochpotenzen soll es geben? Frau Niebauer, als einer dieser staunend fragenden Skeptiker kann ich Ihnen versichern, dass uns milliardenfache Verdünnungen höchstens zum Gähnen bringen. Eine typische homöopathische Hochpotenz wie C30 ist
nämlich um den Faktor 1000000000000000000000000000000000000000000000000000 stärker verdünnt als “milliardenfach”, und für eine C1000 Potenz stellen Sie sich hier einfach 1991 Nuller nach dem Einser vor.
Biophysikalischer Effekt
Aber Polemik beiseite, denn jetzt wird es ernst. “Biophysikalischer Effekt” verkündet der Zwischentitel, und was dann kommt, klingt tatsächlich interessant, weil neu:
Dass
dennoch eine Wirkung eintritt, wird neuen Theorien zufolge auch einem
biophysikalischen Effekt zugeschrieben.
“Ja welche neuen Theorien denn? Und welchem biophysikalischen Effekt?” brennt es da dem neugierigen Leser schon unter den Nägeln. Tja, da hat er Pech gehabt. Denn mit derlei Nebensächlichkeiten will Frau Niebauer ihre Leser offenbar nicht behelligen. Das Wort “biophysikalisch” alleine muss ausreichen, klingt ja auch total wissenschaftlich, oder?!
Viel wichtiger als dieser Biodingseffekt ist der Presse-Journalistin die abschließende Feststellung …
Bisher hat allerdings auch noch niemand die Unwirksamkeit der Homöopathie hundertprozentig nachweisen können.
Echt jetzt? Da sind wir Skeptiker aber baff!
Das traurige an der Sache ist das, was die Auswahl des zu besprechenden Buchs, der Stil und die Argumentation des Artikel nahe legen: Die Presse hält die Leser von Artikeln zur Alternativmedizin offenbar für geistig beschränkt – eine Tendenz, die man übrigens auch in anderen Medien beobachten kann.
Wer das nicht nachvollziehen kann, sollte kurz folgendes Gedankenexperiment anstellen: Im Wirtschaftsteil der Presse erscheint eine Buchvorstellung zum neuesten Werk des Anlageberaters Gustav Glaubemir über die Finanzkrise und deren wahre Ursachen. Der Rezensent fasst zusammen:
Die Ursache der Finanzkrise wird neuen Theorien zufolge auch einem finanzwirtschaftlichen Effekt zugeschrieben. […] Zwar gibt es viele Skeptiker, doch bisher hat noch niemand die Theorien von Herrn Glaubemir hundertprozentig widerlegen können.
Was meinen Sie, wie oft dürfte dieser Rezensent noch für die Presse schreiben?
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