Nachdem sich unser Körper ja
daran erinnert, wie er sich selber heilt
wäre es ja nun mal interessant zu wissen, was uns eigentlich krank
macht. (Frau Laschkolnig scheint’s auch nicht zu wissen, weil sie an
dieser Stelle einmal mehr den Publikumsjoker zieht und eine Dame eine
Reihe vor mir – wie übrigens auch auf alle anderen Fragen Laschkolnigs –
mit der Sicherheitsvariante “Energie” antwortet.) Nun gut:
Falsche Gedanken. Ja. Man hat herausgefunden, dass unsere Gefühle die DNA beeinflussen.
Herausgefunden? Von wem? Und wo? Fragen über Fragen… Weiter geht’s mit Stress und Angst:
Wenn man Kindern Angst macht, schädigt man ihr Imunsystem,
aber zum Glück gibt’s hier in der Homöopathie ganz wunderbare Mittel.
Auch mit der Atmung kann man jeden Angstzustand überwinden. Aber nicht
nur die neuen Energien atmen – man muss die Atmung fühlen!
Wär
ja mal was Neues: Nach (Level 1) den Lichtessern nun (Level 2)
Energieatmer. (Level 3 will ich mir lieber mal nicht vorstellen…)
Verdünnen und Verschütteln
Nach einer kurzen Erklärung über Wünsche ans Universum, die laut Laschkolnig heute anders funktionieren als früher…
die (Wünsche Anm.) sind heute schon vorher da, bevor ich sie formuliere
… kommt eine eher beiläufige Einführung in die geheimnisvolle Welt des Potenzierens mit D- und C-Potenzen.
D23 ist die Loschmidtsche Zahl. Die gibt an, wie sich Moleküle in der Flüssigkeit verhalten. Bei D23 ist dann nix mehr drin.
Mitnichten. Das
ist die Loschmidtsche Zahl. (Die übrigens auch etwas anderes bedeutet.)
Und auch bei einer D23 Potenz ist noch haufenweise “was drin” – nur
halt nichts von dem, was von Homöopathen behauptet wird, dass drin zu
sein hätte.
An dieser Stelle beschleicht einen der aufmerksamen Zuhörer ein Verdacht
– es wird die Frage geäußert, warum man denn ein verdünntes
homöopathisches Mittel einnehmen sollte, wenn man dieselbe Substanz auch
im Alltag zu sich nimmt.
Frau Laschkolnig kontert geschickt, denn fast hätte sie es nicht erwähnt:
Das Verdünnen ist zu wenig – es wird auch verschüttelt! Beim
Verschütteln wird die Energie reingegeben. Aber nicht nur einfach so in
der Luft (verschütteln, Anm.), sondern richtig fest – das ist wichtig!
Alles klar, oder?
Die “besten” Potenzen, im Sinne von
die Leute sind ganz wild drauf,
lägen im Bereich von C1000 bis C100000. Die nächste Frage ergibt sich fast wie von selbst:
Wenn nix drinnen ist, was verschütteln die dann?
Ab
diesem Zeitpunkt wird gefühlsmäßig einfach jede Frage vom begeisterten
Publikum um mich herum nur noch mit “Energie” beantwortet. Als Erklärung
(und dies gleich zwei Mal an diesem Abend) muss wieder einmal Masaru Emoto ran:
Wasser reagiert auf Gedanken. Er hat das ganz klar nachgewiesen.
Unter einem Nachweis würde ich mir zumindest etwas anderes vorstellen.
Woher weiß man, welches Mittel hilft?
Falls sie meinem
bescheidenen Bericht bis hierhin gefolgt sind, ist es völlig überflüssig
zu erwähnen, was als Antwort auf diese Frage vielerorts kam. (Wobei ja
für mich persönlich “Energie” hierauf eher unpassend erscheint, aber was
weiß ich schon…) Natürlich wäre die richtige Antwort in Richtung “Arzneimittelprüfung”
gegangen, aber Frau Laschkolnig erklärt zuvor noch das magische
Ähnlichkeitsprinzip. Und magisch wird’s hier allemal, wenn sie an dieser Stelle sogar Harry Potter als Zeugen zur Wahrhaftigkeit dieses uralten Prinzips anführt.
Kritik
Nach persönlichen Schilderungen über Arzneimittelprüfungen mit
hochpotenziertem Plutonium und Zurschaustellung völliger Unkenntnis des
Herstellungsverfahrens desselbigen werden nicht nur diesbezüglich die
kritischen Stimmen aus dem Publikum spürbar mehr:
“Aber an Plutonium kommt man nicht so einfach ran!?” (Das müssten Sie
mit der Apotheke besprechen.) “Wird Homöopathie von allen Kassen
bezahlt?” (Nein) “Wie viel kostet eine Sitzung bei Ihnen?” (280 Euro)
“Werden beim Potenzieren nicht auch die Verunreinigungen mitpotenziert?”
(Ja eh, aber man nimmt ja kein verunreinigtes Wasser.) Gibt es Wasser
ganz ohne Verunreinigungen? (Ich glaube nicht, dass das Publikum das
jetzt diskutieren möchte.) Die Wirkungsweise der Homöopathie ist bis
heute noch nicht nachgewiesen! (Frau Laschkolnig erzählt von jemandem,
der gehört hat, dass ein Chemiker mit Hochpotenzen experimentiert hat,
der gesehen hat, dass die Hochpotenzen “was tun”.)
Letzten Endes kam dann doch noch die Standard-“Argumentation”:
Es gibt immer solche Studien, die was beweisen, und solche,
die nichts beweisen. Ich sitze in meiner Praxis und mache das seit 25
Jahren, da ist mir egal was irgendwer sagt.
Die Schulmedizin ist bei chronischen Erkrankungen nicht gerade berühmt. Die werden von der Schulmedizin hervorgerufen.
Die Frage der Masse und der Gravität[sic] ist auch noch nicht erklärt.
Es ist nicht so, dass das richtige Mittel immer gefunden
wird. Es gibt auch Hindernisse. (Kaffee, Alkohol, schulmedizinische
Mittel, …)
Manchmal reicht auch schon ein gutes Gespräch
Frau Laschkolnig erzählt zum Abschluss, dass sie auch sehr gerne
Schamanen besucht und sich anhört “was beim Bewusstsein weitergeht”.
Jedenfalls zu Gute halte ich der ganz und gar nicht unsympathisch (aber
furchtbar unterinformiert) wirkenden Dame, dass sie – auch gegen Ende
des Vortrages – keinerlei Missionierungsversuche unternimmt:
Homöopathie ist eine gute Möglichkeit für die, die es wollen – manchmal reicht auch schon ein gutes Gespräch.
Wenn
man zumindest schon mal so weit gekommen ist, die Homöopathie als nur
eine Möglichkeit unter vielen zu sehen, und anscheinend jede dieser
Möglichkeiten ein helfendes Element in sich birgt, so könnte man doch
auch irgendwann zum Schluss gelangen, das manchmal in obigem Satz durch ein nur zu ersetzen. Und mit einem Schlag ist nicht nur die Homöopathie überflüssig…
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