„Station mit kinesiologischem Touch: Hand an Stirn und Hinterkopf, oder rechte Hand an linkes Knie oder Ähnliches… Diese Station war nicht so fesselnd, der Flohhaufen musste mehrmals zusammengesammelt werden.“
„Eine andere Station: Übungen mit einem Stock, sehr bewegungsintensiv, hat merklich Spaß gemacht. Im Endeffekt wurde wiederholt von Körperenergie gesprochen und wie diese nicht richtig fließen kann. (Beispiel buckliges Sitzen, schlechte Atmung). Clowneske Darbietung mit Flipchart, auf welchem ein Menschlein gezeichnet war, durch welches viele Linien laufen…“
Romans Recherche hat außerdem ergeben, dass die Schulen und Direktoren über die Durchführung von eintägigen Schulausflügen tatsächlich autonom entscheiden dürfen, weshalb sie an die Weisung des Stadtschulrats offenbar gar nicht gebunden waren. Allein die Lehrer und Elternvertretung müssen zustimmen. Wer überhaupt dabei sein will, müsse sich übrigens beeilen, denn die Plätze seien heiß begehrt, so eine der anwesenden Lehrerinnen. Anfang Juni würden die Einladungen an alle Wiener Volksschulen verschickt und bei Schulschluss stünden die teilnehmenden Klassen schon fest.
Ein Vergleich mit dem Vorjahr zeigt: von Seiten der Veranstalter wurde die Kinder-Schiene ausgeweitet – mehr Schulen, mehr Klassen, mehr Workshops. Bis auf eine Ausnahme („Montessori-orientierter Unterricht“) und einen Sonderfall (die bereits erwähnte Bastel-Schule, von der später noch einmal die Rede sein wird) verweigern die Internetseiten der uns von den jeweiligen Pädagoginnen bekannt gegebenen Volksschulen jeglichen Hinweis auf esoterische Neigungen. Allerdings findet sich auf drei Schulseiten der Hinweis auf eine Teilnahme an der ähnlich lautenden Lauf-Initiative kidsrun4kids. All dies legt die Vermutung nahe, dass die Einladungen wohl bewusst unspezifisch gehalten waren. Leider ist es mir nicht gelungen, meinen Verdacht zu überprüfen – die kontaktierten Schulen haben das Schreiben nicht mehr.
In der aufrichtigen Annahme, dass wir nun auch der Eröffnungsfeier beiwohnen dürfen, begeben wir uns gegen 13 Uhr in den entsprechenden Vortragssaal. Die Energethiker wähnen sich ganz unter sich, da mit Publikum offiziell eigentlich erst ab 14 Uhr zu rechnen ist.
Gleich zu Beginn: ein trauriges Schauspiel. Eine Lehrerin der Kreativschule Lernwerkstatt Regenbogen stellt den diesjährigen Beitrag vor: ein Bachblüten-Projekt. Im Vorjahr hatten die Kinder noch Schweine, Elefanten und derlei mehr gebastelt, und diesmal sind es eben Wesenheiten, die in Pflanzen wohnen: „Wir haben Kindern die Heilwirkung dieser Pflanzen besprochen und haben mit den Kindern eine Fantasiereise gemacht, wo sie in ihre eigene Fantasie, in ihre eigene Entspannung eingetaucht sind, und mit den Wesen, das vielleicht in einer solchen Pflanze lebt und das vielleicht seine Zauberkräfte entfaltet, in Kontakt treten lassen. Und die Kinder haben den Wesen Fragen gestellt. Über die Pflanze, über das Wesen, wie es mit der Pflanze zusammenlebt, was die Pflanze kann, wie es ist, mit dieser Pflanze zu leben. Wir haben viele Monate jetzt mit diesem Thema verbracht. Wir haben Geschichten dazu geschrieben, wir haben die inneren Bilder gemalt, wir haben ein eigenes Bachblütenset erstellt mit den Bildern, die aufgekommen sind, und der monatelang erstellte Höhepunkt sind eben diese Stäbe, wo die Wesen tatsächlich Form angenommen haben, und die Blüten, die sie gesehen haben, in diesen Haltern stehen dürfen.“ Wie schon ein Jahr zuvor, läuft die Kooperation über Maria-Luise Botros – die Mitbegründerin der Kreativschule Lernwerkstatt Regenbogen ist selbst Energethikerin und sogenannte „Methodenvertreterin“ – eine Art Sprecherin für ein bestimmtes, innerhalb der Wirtschaftskammer anerkanntes Verfahren, in ihrem Fall Cranio-Sacral-Balancing. Um Missverständnisse wie im Vorjahr zu vermeiden, wissen die Kinder diesmal Bescheid, dass ihre Basteleien an die Methodenvertreter verschenkt werden sollen.
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