Es folgt eine musiklose Darbietung, welche die Kommunikation der Kinder mit den Blüten darstellen soll. Die monatelange Vorbereitung merkt man ihnen nicht an. Sie können ihren Text nicht, sprechen das meiste ihrer Lehrerin nach: „Danke, Pusteblume, dass ich die Frage stellen durfte.“
Danach beginnt die eigentliche emotionale Folter: die Schüler sollen einer nach dem anderen nach vorne kommen, um den Zuschauern ihre Kunstwerke vorzustellen. Sie stehen verloren da, verheddern sich immer wieder beim Rausziehen der „Blumen“ und nichts vermag die verkrampfte Stille zu füllen. Nach langer Pause dann: „Das ist die Elfe vom Krokus.“ Das Publikum atmet auf, Höflichkeitsapplaus. Dann lange nichts. „Das ist das Wesen vom Salbei.“ Ad infinitum.
Nach einer Runde Fremdschämen (nicht für die Kinder, die nichts dafür können) kommt die nächste: ein Numerologe soll anhand des Datums eine Prognose für den Eröffnungstag der Messe erstellen. Er beschließt kurzerhand, die folgenden zwei Tage gleich mitzunehmen: „Und wie macht das der Numerologe? Er bildet eine Quersumme für jeden Tag und kommt heute auf 19. Und nochmal die Quersumme heißt 10, kommt morgen auf 20, übermorgen auf 21. Ist 3. Also wir bewegen uns heute von 1 zu morgen 2 nach 3. Wenn wir alle bis 3 zählen können, können wir uns diese Tage gut gestalten, denn 1-2-3 ist die Idee, die Überlegung, die Entscheidung – 3. Und immer denken wir den 9er mit, in diesem Monat, September, das Loslassen und das reife Kommunizieren. Und wir denken auch 2012 mit – 5 – die Expansion, die Erweiterung, die Werbung und der Verkauf. Ein gutes Jahr, um sich zu präsentieren und zu positionieren. Und wir denken auch mit: 14, 15 und 16! 14 ist 5, 15 ist 6 und 16 ist 7. 5-6-7 – genau auf der anderen Seite von 1-2-3. 5-6-7 ist unser Boden, und 1-2-0 ist unsere Spiritualität. In diesen Spannungsfeldern bewegen wir uns in diesen Tagen und auf der Energethikerstadt. Viel Erfolg, auch diesen Widerspruch zu meistern!“
Die anschließenden Ansprachen der Kammerfunktionäre drehen sich schwerpunktmäßig um die Medienberichterstattung, Reaktionsmöglichkeiten sowie das Selbstverständnis der Energethiker. Ein Versprecher lässt Roman aufhorchen: der Veranstalter bezeichnet kids4energy als „ein gutes Produkt“. Fachgruppenobmann Gerhard Flenreiss bekennt sich auch für die Zukunft zum Projekt: „Wir lassen uns davon jetzt nicht abhalten, dass da vielleicht kritisch hinterfragt wird. Das ist auch das gute Recht all derer, die vielleicht nicht so nahe an der Energethik stehen.“ Berufsgruppenobmann Charly Lechner setzt auf ein Wir-Gefühl durch Abgrenzung zu Kritikern, Unwissenden und Esoterikern (sic) und kann die Negativschlagzeilen so geschickt zu seinem Vorteil interpretieren.
Die Kartenlegerin Rosalinde Haller, welcher das auf dem Ausstellungsgelände präsente Radio Arabella wöchentlich drei Stunden lang eine Bühne bietet, nützt zum Abschluss die Gelegenheit, um sich von Wahrsagern zu „distancieren“ und ihre eigene Daseinsberechtigung zu rechtfertigen. „Der liebe Physiker, der im ATV das angezündet hat“ – gemeint ist Heinz Oberhummer – bekommt ebenfalls sein Fett weg: „Den kenne ich von einem Club2, vor einem halben Jahr etwa. Da kam unter anderem die Frage auf, ja was macht man mit der ganzen Welterwärmung usw., wir müssen umdenken. Da haben wir gesagt, ja, wir sollen nicht ganz so nur auf den Profit schauen und wir müssen auch das Geistige zulassen, dann wird das alles ein bisschen besser, und einer wird dem anderen helfen, und so könnten wir die Welt retten. Da sagt er: ‚Was haben Sie denn, na das ist mir wurscht, wenn die Welt wärmer wird, weil dann habe ich bei mir im Weinviertel endlich zwei Ernten!’ Da sage ich: ‚Ist eine super Einstellung! Wenn die andere halbe Welt vertrocknet und verdurstet, das ist Ihnen wurscht.’ Der hat es angezündet. Also nur zum kleinen Input, aus welchem Geistes Kind dieser Sager kam, der uns diese Presse gebracht hat.“
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