Die Ausblendung missliebiger Fakten, die systematische Verzerrung der Realität, die schlitzohrige Sophistik sind deutliche Indizien dafür, dass Edzard Ernst mit seiner eingangs zitierten Meinung („Viele Homöopathen lügen wie gedruckt“, s. o.) richtig liegt. Es folgt daraus, dass auch Oliver Wendell Holmes Recht haben wird: die Homöopathie überlebt, weil sie lukrativ ist; und der Pluralismus in der Medizin ist die Watte, in die sie eingepackt werden soll.
Dr. Matthias Mindach
[1] Die Literatur hierzu ist unübersehbar. Als leicht zugängliche Beispiele für den Einstieg mögen genannt sein: Mutschler E: Homöopathie – eine wirksame Therapiemethode? Fortschr Med 1994;112:67-69; Forth W: Unklare Konzentrationsangaben der Hersteller. Potentiell toxische Schwermetalle als Therapeutikum in der Homöopathie. Dt Ärztebl 1996;93A-2318f; Krämer HJ, E Habermann: Ein Vorlesungsversuch zur Homöopathie, Dt Ärztebl 1997;94: A-1811f; interessant auch die jeweils zugehörigen Diskussionen und Schlussworte.
[2] Die Suche nach “Homöopathie” beim Deutschen Ärzteblatt von 1991-2011 ergibt 434 Treffer; die Suche nach „homeopathy“ bei MEDLINE für den gleichen Zeitraum 2954 Treffer.
[3] „Homoeopathy has proved lucrative, and so long as it continues to be so will surely exist,—as surely as astrology, palmistry, and other methods of getting a living out of the weakness and credulity of mankind and womankind.” (Oliver Wendell Holmes, Medical Essays, Preface to the new edition, 1891)
[4] Grill M, V Hackenbroch: Der große Schüttelfrust. DER SPIEGEL Nr. 28, 2010
[5] Wer meint, die Akten könnten geschlossen werden, muss es sich schon mal gefallen lassen, als „Gefahr für die Volksgesundheit“ beschimpft zu werden. (Albrecht H: Das Fass ist übergelaufen! Offener Brief vom 15.07.2010) Dr. Henning Albrecht ist Geschäftsführer der Karl und Veronica Carstens-Stiftung.
[6] Homöopathen machten den ersten Doppel-Blindversuch. Ärzte Zeitung, 08.04.2005
[8] Sogar Apologeten konzedieren: „… konnte bisher die Gültigkeit des Simile-Prinzips noch nicht nachgewiesen werden. Weder im Einzelfall noch insgesamt lässt sich deshalb beweisen, dass homöopathische Mittel tatsächlich nach dem ,Similia similibus curentur‘ Hahnemanns wirken.“ (Faltin T: Homöopathie in der Klinik. Die Geschichte der Homöopathie am Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhaus von 1940-1973. Quellen und Studien zur Homöopathiegeschichte Bd. 7, Haug Stuttg 2002, S. 297, ausführlicher noch S. 301f). Diese Schriftenreihe wird vom Institut für Geschichte der Medizin der Robert-Bosch-Stiftung, Leiter: Prof. Dr. phil. Robert Jütte, herausgegeben. Das Buch selbst zeichnet das Scheitern der Krankenhaus-Homöopathie nach und führt dafür tausend Gründe an, bis hin zum Wetter (S. 308). Ja, mit Wetter ist immer zu rechnen.
[9] „Some of you will probably be more or less troubled by the pretensions of that parody of mediaeval theology which finds its dogma of hereditary depravity in the doctrine of psora, its miracle of transubstantiation in the mystery of its triturations and dilutions, its church in the people who have mistaken their century, and its priests in those who have mistaken their calling.” (O. W. Holmes, Medical Essays, 1871)
[10] Die homöopathische Literatur, aber auch nur diese, ist voll solcher Siegesmeldungen. Sie wurden von Anfang an bezweifelt: „I can remember when more than a hundred patients in a public institution were attacked with what, I doubt not, many Homoeopathic physicians (to say nothing of Homoeopathic admirals) would have called cholera, and not one of them died, though treated in the common way, and it is my firm belief that, if such a result had followed the administration of the omnipotent globules, it would have been in the mouth of every adept in Europe … Other things being equal, it must always be expected that those institutions and individuals enjoying to the highest degree the confidence of the community will lose the largest proportion of their patients” (O. W. Holmes: Homœópathy, and its Kindred Delusions, 1842)
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