Weiter lässt sich einwenden, dass auch in-situ-Randomisierung nicht ganz ohne zentrale Versuchsplanung auskommt. Denn irgendwo muss bestimmt und notiert worden sein, welcher Behandlungssatz das Placebo und welcher das Verum enthält. Der Schlüssel muss von einer unabhängigen Person (oder einem Computer) verwaltet werden, da weder die behandelnden Ärzte noch ihre Patienten ihn kennen dürfen.
Etwas seltsam auch die Forderung, nach Studienende aufzudecken, ob der Patient Placebo oder Verum bekommen hat. Erstens ist dies bei RCTs durchaus üblich, zweitens kann es keinen Einfluss auf das Studienergebnis mehr nehmen, da zu diesem Zeitpunkt alle individuellen Ergebnisse bereits registriert wurden und nur noch ausgewertet werden müssen.
Trotz aller Kritik kann man Peter Fishers Editorial nicht widersprechen. Das vorgeschlagene Verfahren ist ohne besonderen Aufwand durchführbar und kann (sofern ich das zu beurteilen vermag) bei der nächsten Homöopathie-Studie angewendet werden. Die Aussagekraft der RCT sollte darunter nicht leiden. Aber die Argumente für diese Änderung des Versuchsdesigns sind dünn, einen Beitrag der verallgemeinerten Quantentheorie zu einem besseren Versuchsdesign für die Homöopathie kann ich nicht erkennen. Gute Gründe für weitere klinische Homöopathie-Studien sind ohnehin schwer zu finden , wie unlängst im GWUP-Blog und in der „ Homöopathie-Lüge “ von Christian Weymayr und Nicole Heißmann gezeigt wurde.
Ausblick
In der gleichen Ausgabe von Homeopathy schlägt Yannis Almirantis eine weitere Anpassung des Doppelblind-Protokolls vor (15) . Sein Vorschlag ist ebenfalls praktisch umsetzbar, wird am Rande auch mit der verallgemeinerten Quantentheorie begründet, und kann sogar mit Beauvais Anregung kombiniert werden. Die seltsamen Gedankengänge, mit denen er begründet wird, werde ich in Kürze in einem weiteren Beitrag vorstellen.
Literatur
- H. Atmanspacher, H. Römer, H. Walach: Weak Quantum Theory: Complementarity and Entanglement in Physics and Beyond, Foundations of Physics 32:3, 2002
- H. Walach: Entanglement Model of Homeopathy as an Example of Generalized Entanglement Predicted by Weak Quantum Theory, Forschende Komplementärmedizin und Klassische Naturheilkunde, 10, 2003
- L.R. Milgrom, Journeys in the Country of the Blind: Entanglement Theory and the Effects of Blinding on Trials of Homeopathy and Homeopathic Provings, Evidence-Based Complementary and Alternative Medicine 4(1):7-16, 2007
- P. Leick: Die „schwache Quantentheorie“ und die Homöopathie, Skeptiker 3/06, 2006
- P. Leick: Comment on: ‘‘Conspicuous by its absence: the Memory of Water, macro-entanglement, and the possibility of homeopathy’’ and ‘‘The nature of the active ingredient in ultramolecular dilutions’’, Homeopathy 97:51-52, 2008
- P. Leick: Das Gedächtnis des Wassers, Skeptiker 2/2008, S. 86-87
- D. Chrastina: Weak Quantum Theory isn’t that weak. Evidence-based Complementary and Alternative Medicine, E-Letters, 2008
- R. Barker Bausell: Snake Oil Science: The Truth about Complementary and Alternative Medicine, Oxford University Press, 2009
- I. Evans, H. Thornton, I. Chalmers and P. Glasziou: Testing Treatments. Better Research for Better Healthcare, 2nd edition, Pinter and Martin, 2011
- P. Fisher: Local, entangled or both?, Homeopathy 102:85-86, 2013
- F. Beauvais: A quantum-like model of homeopathy clinical trials: importance of in situ randomization and unblinding, Homeopathy 102:106-113, 2013
- F. Beauvais: Memory of Water and Blinding, Homeopathy 97:41-42, 2008
- M. Molski: Quasi-quantum model of potentization, Homeopathy 100:259-263, 2011
- U. Parsch: Diskussion zu ‘Quasi-Quantum Model of Potentization’ von Marcin Molski (Gastbeitrag von Ute Parsch), 5.7.2013, in N. Aust: Beweisaufnahme in Sachen Homöopathie
- Y. Almirantis: Homeopathy – between tradition and modern science: remedies as carriers of significance, Homeopathy 102:114-122, 2013
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