Der berufliche Gewinn
Ich erhalte mit Absolvierung dieses Kurses „Rechtssicherheit“. Bedeutet dies, dass ich vor Gericht nicht verklagt werden kann, weil meine Methoden keinen gültigen Standards im Bereich der evidenz-basierten Medizin genügen müssen? Da muss ich nochmal nachfragen. Dann wird mir ein „Schutz vor Abmahnverfahren“ versprochen. Wozu brauche ich das, wenn ich Menschen helfen möchte? Da muss ich auch nochmal nachfragen. „Therapiefreiheit“ – herrlich. Ich kann also tun und machen was ich will und muss mich nicht mehr an diesen Quatsch halten, den ich im Zahnmedizinstudium eingetrichtert bekommen habe. „Erfüllung von Patientenforderungen nach Einbindung von alternativen Heilverfahren“ – aha. Gefälligkeitstherapien sind also hier erlaubt. Das beruhigt. „Keine Abrechnungsbeschränkungen für die von Ihnen durchgeführten Therapien“ – ich verstehe. Der rollende Rubel. „Erstattung der Leistungen durch immer mehr Privatversicherungen“ – es könnte auch heißen, die Gesetzlichen Krankenkassen zahlen keinen Unfug, weil sie sich nicht bei ihren Versicherten anbiedern müssen. Aber andersherum klingt gut. Ich bin mir noch unsicher und habe nochmal nachgerechnet. Zu den Kursgebühren von 5.500,- Euro kommen nochmal 22 Freitage Umsatzausfall hinzu. Aber unter dem Strich wird sich das schon rechnen. Schließlich sind Betriebswirte unter den Dozenten.
Schlussbetrachtung
Bedenken habe ich, weil nur zwei von sechs Dozenten einen fundierten medizinischen Hintergrund besitzen, wenn auch keinen, der speziell auf die Erfordernisse von Zahnärzten ausgerichtet ist. Der meiner Ansicht nach wichtigste Part wird von einem Anästhesisten übernommen. Weil es Heilpraktikern erlaubt ist, Injektionen zu verabreichen, muss stets mit einer Unverträglichkeitsreaktion, auch einem anaphylaktischen Schock, gerechnet werden. Lebensrettendes Fachwissen, wie die Injektion von gefäßverengenden Mitteln und Cortison, ist enorm wichtig. Damit nicht, wie ich es selbst erlebt habe, jemand zu Tode kommt.
Einer der Dozenten zeigt einen geradlinigen beruflichen Weg, der streng an einer Gewinnorientiertheit ausgerichtet ist, aber völlig frei ist von medizinischen Kenntnissen. Drei Dozenten zeigen einen solch verworrenen Ausbildungsweg, dass ich mich frage, was denn als nächster Schritt kommen mag. Bedenken habe ich aber noch wegen einer anderen Kleinigkeit. Im Zuge der EU-Harmonisierung ist man in Brüssel bestrebt, den Beruf des Heilpraktikers zu verbieten. Die „Ausbildung“ findet in dieser Form nur in Deutschland statt und ist in anderen europäischen Ländern weder anerkannt, noch ist die Ausübung erlaubt. Es kann also sein, dass der Kursus für die Katz ist. Da muss ich nochmal drüber nachdenken.
Wie würden Sie entscheiden?
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