Gerade im Vorschulbereich werden den Kindern Werte und Tugenden vermittelt. Auch Glauben wird den Kindern als Tugend vermittelt. Mit dem Auflegen von Homöopathiebroschüren wird nahegelegt, dass es sich bei der Homöopathie um eine bessere Medizin handelt und ihre Anwendung grundsätzlich eine Tugend ist.
Und ich gehe davon aus, dass es der Fa. Peithner bzw. Homöopathiefirmen grundsätzlich nicht ungelegen kommt, wenn Homöopathie in Kindergärten positioniert wird. Das ist auch, so nehme ich an, hinlänglich bekannt und liegt speziell bei der Homöopathie in der Natur der Sache, wenn es z.B. um die sogenannte Wirksamkeit von Globuli gegen Schulangst und Zahnungsbeschwerden geht.
Wie Propaganda für Homöopathie gemacht wird sei im Folgenden aufgezeigt. Objektivität sieht anders aus. Ich möchte hier gar nicht auf die offen deklarierte Medienwerbung eingehen, in der die Nebenwirkungsfreiheit der Homöopathie mit wirkungsvoller Stille beschworen wird. Wer glaubt, dass diese Werbung zufällig genau zu Zeit des Schulbeginns gestartet worden ist, soll das glauben. Ich glaube es nicht.
Die Fa. Peithner unterstützt den „Verein zur Förderung der Homöopathie und Gesundheit VHG“ der wiederum als Initiator und Organisator für die Initiative “Homöopathie hilft!“ verantwortlich zeichnet. Diese Unterstützung durch die Fa. Peithner liest sich auf der Webseite (https://www.vhg.at) des Vereins so: „Die finanziellen Rahmenbedingungen setzen sich aus den Mitgliedsbeiträgen, Einnahmen aus Veranstaltungen und dem Sponsoring von »Dr. Peithner KG als Anbieter von homöopathischen Arzneien zusammen“. (https://www.peithner.at/)
Die Initiative “Homöopathie hilft!“ (https://www.homoeopathiehilft.at) wird laut Web-Seite betreut von Daniela Hennrich, Bergmillergasse 6/Top 35, A-1140 Wien, Tel. 01/879 99 07-0, Mobil 0664/408 18 18, E-Mail: initiative@homoeopathiehilft.at. Und was findet sich unter der Tel Nr. 01 879 99 07-0 im Herold? Hennrich.PR – Agentur für Gesundheit und Kommunikation, Bergmillerg 6/Top 35, 1140 Wien, Telefon +43 1 8799907, Fax +43 1 8799907, E-Mail: office@hennrich-pr.at, Internet: www.hennrich-pr.at.
Und auch homöopathische Ärzte werden von dieser Agentur betreut. Die Frage ist, ob diese ihr eigenes Geld in Presseaussendungen stecken, oder dafür eine Agentur von interessierter Seite entlohnt wird. (https://www.springermedizin.at/artikel/25985-hoher-stellenwert-der-homoeopathie-bei-krebs, https://www.pressetext.com/news/20130918006)
Tatsache ist, dass Frau Daniela Hennrich ein PR Büro mit zahlreichen Aktivitäten leitet und Ansprechpartnerin für die „Initiative Homöopathie hilft“ ist.
Und endgültig „objektiv“ wird die Werbung für Homöopathie, wenn dann auch noch die österr. Apothekerkammer die Initiative „Homöopathie hilft“ sponsert. Es mutet schon eigenartig an, wenn eine öffentlich-rechtliche Standesvertretung mit Zwangsmitgliedschaft eine Werbekampagne, die mehr oder weniger einer einzigen Firma, die sich auf Homöopathie spezialisiert hat, besonders zu Gute kommt, sponsert. Man stelle sich vor, die Wirtschaftskammer sponserte die Werbekampagne eines Zuckerlerzeugers, der seine Zuckerl als Vitaminspender anpreist.
Mit der stillen Integration der Homöopathie in die moderne Medizin wird abergläubisches Gedankengut für durchaus real gehalten. Die Folgen gehen über den Bereich der Medizin hinaus. Die fundamentalen Gegensätze zwischen Naturwissenschaft und magisch-mystischen Annahmen bereiten kein Kopfzerbrechen mehr. Transreale Vorstellungen ziehen sogar in die Universitäten ein und geistern durch Medizin, Veterinärmedizin, Biologie, Bodenkultur und Pharmazie. Mittlerweile gibt es eine Studenteninitiative für Homöopathie auf der Medizin-Uni Wien. Ein Medizinprofessor in Graz richtete das Erdmagnetfeld mit Plastikchip schlaffördernd aus und im „Interuniversitären Kolleg für Graz / Schloss Seggau“ wurden unter Mitarbeit des Departments Pharmazie der Universität in Graz Kaulquappen homöopathisch kuriert. Der alpenländische Paradigmenwechsel „Vom Weihwasser zum Granderwasser“ lässt grüßen. Leider haben diese Sensationen das Nobelpreiskomitee noch nicht beeindruckt.
Quer durch die Lande erfreuen sich Wunderwasserquellen steigender Beliebtheit. In Leoben sind, so die Gerüchte, gläubige Marienverehrer und -verehrerinnen verwundert, dass die zuständige Behörde das Wasser der heiligen Heilquelle in Maria Kaltenbrunn in Göss wegen Kontamination mit Fäkalkeimen für ungenießbar erklärt. Wie kann das sein, wo doch das heilige Nass an einem Kraftplatz aus dem Berg tröpfelt?
Vielleicht entsinnen wir uns wieder der die traditionellen österreichischen Heilkost. Beuschel gegen Asthma, Hirn mit Ei gegen Lernschwäche, geselchtes Herz gegen Infarkt, Kalbszunge gegen Stottern und Stierhoden gegen Impotenz. Vielleicht demnächst in ihrer Apotheke als Instantsuppe mit ausgependelten Bachblüten gewürzt!
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