Dies ist ein offener Brief von Dr. Krista Federspiel.
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Nachtrag vom 21.02.2014: Eine erfreulich schnelle Reaktion der MA 42:
Der zur Zeit der Entstehung des Gartens zur Verfügung gestellte, inhaltlich obsolete Text wurde von unserer Internetseite entfernt.
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Sehr geehrter Herr Bürgermeister Dr. Michael Häupl,
Sehr geehrter Stadtgartendirektor und Leiter der Magistratsabteilung 42 Rainer Weisgram,
Sehr geehrter Herr Stadtgartenoberamtsrat und Dezernatsleiter Ing. Wolfgang Indrak,
Betrifft: Esoterischer Unsinn wird mit Steuergeld finanziert
Den Informationen der Stadt Wien ist zu entnehmen, dass vor zehn Jahren im Florarium des Stadtgartens Hirschstetten ein „Wasser-Kristall-Energiegarten“ eingerichtet worden ist, der „eine weiterentwickelte Form eines Feng-Shui-Gartens“ sein soll. Man liest von der „Tetraedergestalt“ des Gartens, der die „Yin-Yang-Kräfte“ harmonisiere, die Rosenbeete stünden für die „Marienqualität freudvoll-leidvoll-glorreich“, der Baumkreis repräsentiere die heilige Zahl der Ischtar aus Babylon. Und der Trinkbrunnen mit der Gralsschale spendiert „energetisiertes Wasser“. In diesem kurzen Text ist der volle Unsinn esoterischen Denkens konzentriert: Bausteine aus allen Zeiten, Religionen und Falschbehauptungen werden willkürlich zu einem pseudospirituellen Inhalt verdampft und quasi mit Amtssiegel versehen.
Hier soll angeblich Feng Shui, die chinesische Geomantie der Dämonen, weiterentwickelt worden sein. Wohin denn? Symbole der christlichen Muttergottes und der Artussage sind mit einer sumerischen Göttin des Krieges und der Sexualität verquickt. Eine „Tetraedergestalt“ ist nicht erkennbar, aber aus dem Brunnen mit einer „Gralsschale“ sprudelt ein Wasser, das es nicht gibt: Wasser kann nicht energetisiert werden, wie Pseudo-Naturforscher behaupten.
Es ist skandalös, dass solcher Unsinn mit Steuergeldern finanziert wird: Der Garten Hirschstetten ist schön und ansprechend, es ist nicht nötig, ihn esoterisch zu „erleuchten“.
Die Wiener Bevölkerung hat es nicht verdient, mit esoterischem Nonsens eingenebelt zu werden, für den sie auch noch bezahlen muss. Statt interessante Informationen zu Pflanzen und zu gärtnerischer Arbeit zu erhalten, wird sie mit dem Ungeist des Modetrends zugemüllt.
Dr. Krista Federspiel
Mitglied der Gesellschaft für kritisches Denken, GkD
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