Die letzte Dissertation, die Jezik betreute, beschäftigt sich mit der „Bioelektronik nach Vincent“, einer pseudowissenschaftlichen Diagnosemethode aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts. Die Dissertation ist in der Bibliothek nicht verfügbar; sie ist bis 2015 gesperrt. Nicht einmal den Abstract darf man lesen. Eine eigentlich unzulässige Praxis – in der Branche der Technoesoterik ist das meist ein Hinweis darauf, dass einem Geldgeber die Resultate nicht gefallen haben.
Derzeit arbeitet Prof. Jezik an einer Untersuchung mit „singenden“ Pflanzen: „Mit Elektroden wird ein Sythesizer an der Pflanze angebracht; die elektromagnetischen Schwingungen, die sie aussendet, werden in Töne umgesetzt – so können wir sie hören. Werfe ich der Pflanze eine Decke über den Kopf, hört sie auf zu singen. Schneide ich daneben ein andere ab, geht es ihr schlecht und sie singt in tieferen Tönen; gieße ich sie, singt sie höher, weil ich ihr etwas Gutes tue. Wir wollen viele Wiederholungen machen, um die Kommunikation von Mensch und Pflanze aufzuzeigen. Ich glaube, dass Pflanzen fühlen und denken können.“
Prof. Thomas Prohaska und Prof. Gerhard Stingeder von der Abteilung für Analytische Chemie betreuten vor einigen Jahren die Dissertation „Investigation of human biomonitoring of heavy metal mobilization…“, in der u. a. die „Ausleitung“ von Schwermetallen durch homöopathische Arzneimittel gemessen wurde. Dies ist zwar grundsätzlich nicht möglich, die Autorin fand aber angeblich trotzdem einen Effekt – wahrscheinlich zur Freude des Ludwig Boltzmann Instituts für Homöopathie, das die Arbeit gefördert hatte. Ein Teil der Dissertation wurde sogar in einer Fachzeitschrift publiziert, dort allerdings ohne den homöopathischen Unsinn.
Ein funktionsloses Gerät zur Mauertrockenlegung war Gegenstand einer Diplomarbeit, die sich über acht Jahre erstreckte. Stellt man ein Entfeuchtungsgerät auf den Kopf, so muss es be- statt entfeuchtend wirken, so die messerscharfe Logik des Erfinders. Unter der Anleitung von Prof. Winfried Kronberger vom Institut für Botanik beforschte ein Student also den „Einfluss des Aquapol-Geräte-Wirkfeldes auf Pflanzen“. Die kruden Fantasien des Erfinders über „gravomagnetische Wellen“ wurden in der Diplomarbeit brav nachgebetet. Da die Laborversuche nicht die gewünschten Resultate brachten, ging man ins Freiland. Dort war der erste Versuch so ermutigend, dass die Firma Aquapol jahrelang mit einem „Zwischenbericht“ Werbung machte.
Unter der Leitung von Prof. Manfred Lexer vom Institut für Waldbau schloss sich sogleich ein Boku-Forschungsprojekt zur selben Thematik an. Fünf Jahre später wurde es beendet und die Diplomarbeit fertig gestellt. Fazit der Arbeit: Nix Genaues weiß man nicht.
Um das klarzustellen: Selbstverständlich lassen sich auch Nonsense-Produkte und esoterische Ideen mit seriösen wissenschaftlichen Methoden untersuchen. Bei den hier erwähnten Studentenarbeiten ist dies aber nicht der Fall. Dabei wurden nämlich systematisch und kritiklos esoterische und unsinnige Vorstellungen übernommen und oft pseudowissenschaftliche Untersuchungsmethoden angewendet, die sich für die Klärung der Fragestellung nicht eignen. So wird mit einem Eso-Schmafu (Biophotonen, EAV-Test usw.) ein anderer Eso-Schmafu (informiertes Wasser, Wundermittel usw.) bestätigt. Die so erhaltenen wertlosen Daten werden dann je nach vorgegebenem esoterischem Weltbild interpretiert. Die Verantwortung dafür tragen die Professorinnen und Professoren.
Gutachten für esoterische Produkte
An der Boku werden aber nicht nur pseudowissenschaftliche Studentenarbeiten durchgewunken, sondern viele Lehrende selbst erstellen auch Gutachten zu fragwürdigen esoterischen Produkten, die durchwegs zu für die Auftraggeber erfreulichen Resultaten führen. An Prof. Jeziks Institut z.B. entstand ein positives Gutachten zum „Lichtquantenpulver“ der Marke Helioda. Das Gesteinsmehl wurde mit einer UV-Lampe bestrahlt, danach seine Photonenabstrahlung gemessen. Im Vergleich mit unbehandeltem Gesteinsmehl soll es bei nachfolgender Fourieranalyse eine „klare deutliche, eindeutige Ringstruktur“ gezeigt haben, die auf die „harmonische Struktur“ des Wundermittels hinweise. Verfasst wurde das Gutachten von Prof. Klima und Werner Stumpf von der Abteilung für Gartenbau.
Prof. Rudolf Leitgeb vom Institut für Tierernährung wiederum meint zu den Versuchen mit einem so genannten Wasserbeleber, es könne der Schluss gezogen werden, dass Aqua Power-Joint.…den wirtschaftlichen Ertrag der Hühnermast verbessert.“ Prof. Wilhelm Knaus vom Institut für Nutztierwissenschaften ergänzt: Durch den Einsatz des Wasserbelebers seien signifikant weniger „Broiler-Elterntiere (Hennen)“ ausgefallen. Und er meint, dass „die Aufnahme von belebtem Wasser einen positiven Effekt hatte.“
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