Eigentlich bin ich ja befangen. Mitte der 1980er habe ich bei einem Hartlauer-Gewinnspiel (diese “Rubbelkärtchen”, die man nach einem Einkauf an der Kassa bekam) nämlich einen Neuwagen gewonnen. Zwar “nur” einen VW Polo, aber immerhin. Ich bin aber nicht käuflich, deswegen sage ich es mal so: Der Hartlauer macht sich gerade gewaltig zum Affen.
Es ist nämlich so: Seit es Handys gibt, gibt es Leute, die sich vor “Handystrahlen” fürchten. Und seit es Leute gibt, die sich vor “Handystrahlen” fürchten, gibt es Firmen, die diesen Leuten mit Voodoo-Technik Geld abknöpfen, indem sie billige Anhänger oder Aufkleber teuer verhökern, die, am Körper getragen bzw. auf den Akku des Handys geklebt, die gefährlichen Strahlen irgendwie “neutralisieren”, “harmonisieren” oder “entstören” sollen. Tatsächlich tun die Dinger natürlich gar nichts, bestenfalls beruhigen sie den Käufer ein wenig.
Diese Scherzartikel gab und gibt es in unzähligen Varianten. Bereits 2007 hatte ich im Standard über den “Q-link” und den “ATOX-Biocomputer” berichtet und damit ein paar Mietmäuler vergrämt. 2008 erzählte ich im Skeptiker die Geschichte des berüchtigten Gabriel-Chip. Die Firma leidet offenbar noch heute darunter, ihrem unfreiwillig komischen Kritikerbashing nach zu urteilen. (Mein Favorit ist die <ul>-Verschwörung!) 2010 schrieb ich im Laborjournal über den AlphaPrevent der Firma Bicotec und die unrühmliche Rolle, die das Wiener TGM mit einer pseudowissenschaftlichen Auftragsstudie dabei spielte. Und 2011 begleitete ich Prof. Manfred Walzl in diesem Blog dabei, wie er sich seine Reputation mit einer “Studie” zu dem Elektrosmog-Verhüterli der Bicotec zusammenschoss.
Dabei ist dies nur eine kleine Auswahl. Es gibt dutzende ähnlicher Low-Tech Produkte aus der Esotechnikbranche. Der Gabriel-Chip war bekannt, weil er im deutschsprachigen Raum so etwas wie ein Pionier der Entstörszene war. “Humbug für’s Handy” titelte damals sogar die ZEIT, “Purer Unfug” hieß es in der FAZ. Der AlphaPrevent wiederum wäre vermutlich nicht weiter aufgefallen, wenn sich der große Versandhändler Conrad Electronic nicht entblödet hätte, ihn vorübergehend in sein Sortiment aufzunehmen.
Und diesmal ist es also der Hartlauer, der Handy-Humbug unter’s Volk zu bringen versucht. Bescheidene € 29,95 kostet das Aluhütchen für’s Mobiltelefon in Form des “Resopoint”-Pickerls. Wir halten euch für doof ist die mit der Schwurbelwerbung mitgelieferte Botschaft an die Kundschaft.
Der Resopoint Mobile ist ein Aluminium Blättchen und stellt einen sogenannten Resonanzpunkt dar. Auf diesem Blättchen sind alle technischen Frequenzen von WLAN, Bluetooth und Handy “aufmoduliert”. Dadurch ist das Blättchen ein attraktiveres Medium als der Körper selbst und verhindert dass die Strahlung bzw. der Elektrosmog den Körper beeinflussen. […] Die negativen feinstofflichen Schwingungen werden in, für den Körper verträgliche Informationen umgewandelt. Somit wird nicht die Feldstärke, und somit die Funktion des technischen Gerätes, beeinflusst.
Die Firma Hartlauer hat anscheinend nicht nur Probleme mit der Beistrichsetzung, sondern kann sich auch nicht ganz entscheiden, ob ihr Alublättchen eher der Voodoo-Technik zuzuordnen ist (“technische Frequenzen”) oder doch der Esoterik (“feinstoffliche Schwingungen”).
Wie auch immer, man treibt jedenfalls großen Aufwand, um die Dinger an den Mann und die Frau zu bringen. Auf einer eigenen Resopoint-Webseite wird die Reklame mit dem offenbar unvermeidlichen Quantengeschwurbel angereichert:
Die Quantenphysik besagt, dass letztlich alles aus Wellen und Schwingungen besteht. Es ist also folgerichtig, dass alle Atome und Moleküle Schwingungsmuster sind, auf deren Basis diese Methode aufsetzt. Auf passenden Frequenzmustern beruht auch die Wirkungsweise von Edelsteinbehandlungen und Homöopathie. Bei der verwendeten Harmonisierungstechnik werden Frequenzen und Informationsmuster auf spezielle Trägermaterialien (wie dem Resopoint Mobile) moduliert. Somit werden auf feinstofflicher Schwingungsebene krankmachende Informationen vollständig harmonisiert.
Die “wissenschaftliche” Untermauerung des Wirkprinzips via “Magnetfeldausgleich” erfolgt wie gewohnt durch ein Zertifikat der einschlägig bekannten Humbug-Zertifizierungsstelle namens IIREC, die bereits dem Gabriel-Chip und dem AlphaPrevent eine geradezu wundersame Wirkung bescheinigt hatte. Dieses “Institut” kooperierte übrigens auch mit dem Global-Scaling Erfinder Hartmut Müller, bis dieser wegen Betrugs fast viereinhalb Jahre Häfen ausfasste. Fürwahr eine feine Gesellschaft.
Ob die Firma Hartlauer mit ihrem Ausflug in die Esoterik-Branche glücklich wird, wissen wir noch nicht. Für das nächste Goldene Brett hat sie sich jedenfalls gerade mit Nachdruck empfohlen.
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