Nicht, dass jemand auf die Idee kommen könnte, die Arbeiter würden am Ende einen Tunnel graben…
Die Bearbeitungsspuren an den recht engen Wänden wirken frisch.
Zehn Minuten später kommen die Bauarbeiter mit einer vollen Scheibtruhe an uns vorbei. Diesmal bewegen sie sich Richtung Freies.
Etliche der bulgarischen Touristen, mit denen Burcu und ich durch den Tunnel geführt werden, hüpfen nach vor und fotografieren die Arbeiter.
Sie sind mit dem Bus aus Sofia angereist. Eine gut achtstündige Fahrt. Nur der Pyramiden wegen.
„Ich habe gehört, das hier ist der energetischste Ort der Welt“, erklärt mir eine junge Frau aus Sofia.
Dženana drückt aufs Tempo. „Der Tunnel ist besonders gut für die Gesundheit. Die Luft hat eine sehr hohe Konzentration negativer Ionen. Das tötet Viren und Bakterien. Ein längerer Aufenthalt hier kann Krankheiten heilen“, sagt sie, als wäre es eine Sensation.
Die bulgarischen Touristen schauen begeistert.
Wir sind hier im Gebirge, wenn auch nicht im hochalpinen Bereich. Es wäre fast sensationell, wenn die Luft hier nicht ionisiert wäre. Bergluft ist nun mal ionisiert. Und kann antibakteriell wirken. Hier wie anderswo im Gebirge.
„Die Luft hier ist auch sehr energetisch“, verrät uns Dženana. „An dieser Stelle werden 25.000 Bovis gemessen. Das ist die Energieeinheit für Lebewesen. Weiter drinnen, beim See, sind es 40.000. Das ist einer der höchsten Werte, der je gemessen wurde.“
Bovis sind eine Fantasieeinheit aus der Esoterik, die vor allem in der Radiästhesie verwendet wird.
Die Gruppe vor uns – die andere Hälfte der Busladung aus Sofia – zwängt sich an uns vorbei Richtung Ausgang.
„Jetzt ist auch der Stein frei“, zeigt sich Dženana erfreut. Sie führt uns in eine etwas geräumigere Kammer mit Holzbänken. Vermutlich ebenfalls einfach nur „freigelegt“.
„Hier könnt ihr fünf Minuten sitzen und nachdenken“, sagt Dženana. „Dürfen wir auch meditieren?“, fragt der Typ, dessen Naturlocken unter dem Helm hervorquellen. „Ja, auch meditieren“, sagt sagt Dženana.
Das sei sogar eine gute Idee.
In der Kammer liegt ein größerer Steinbrocken. Eis und Wasser haben über Jahrtausende seine Kanten abgerundet. So sieht es zumindest für einen geologisch halbgebildeten Laien aus.
„Der Megalith ist eine Keramik“, erklärt Dženana. „Die Kultur, die die Tunnel gegraben hat, hat sie vermutlich hergestellt. Sie ist innen hohl. Wir wissen nicht, wozu die Keramik gedient hat. Vielleicht war sie ein Grabstein.“
Zum Meditieren solle man die Hände darauflegen, sagt unsere Führerin. Und die Energie durch sich fließen lassen.
Fast die gesamte Gruppe macht das und schließt die Augen. Nur drei berühren den Steinbrocken nicht. Dem Gesichtsausdruck nach meditieren auch sie.
Nach ein paar Minuten steht hinter uns eine weitere Gruppe und wartet auf Einlass in die Meditationskammer. Dženana beendet die Pause.
„Wie fühlen sich eure Hände an“, fragt sie? „Warm“, sagt verzückt eines unserer Gruppenmitglieder. „Ja genau, die Keramik selbst ist nicht kalt und nicht warm. Das kommt von der Energie.“
Überhaupt, man sei hier sehr nah am natürlichen Zustand, klärt uns unsere Tunnelführerin auf. „Die Schumann-Resonanz hier und auf den Pyramiden ist 7,5 Hertz. Das ist fast genau die Schwingung unserer Erde“, sagt sie auf Nachfrage. „Aber heute ist die Schwingung da draußen viel höher, bei 15 Kilohertz. Das kommt vom Internet, der Technologie und dem ganzen Stress.“
Ich bin mir nicht sicher, ob sie ihre Messeinheiten im Griff hat.
Wir kommen zum Teich oder See. Eine unterirdische Pfütze mit Bergwasser in einer der wasserreichsten Gegenden Europas. Für Dženana ein weiterer Beweis, wie besonders dieser Tunnel ist.
Auch dieses Wasser sei ionisiert, meint sie. Und voller Energie. Sie steht vor einer Schautafel mit Fotos der berühmten Kristallformen von Masaru Emoto. Der hat das Wasser untersucht, sagt sie. Und erzählt uns seine Theorie in Kurzform auf.
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