Werbung für fragwürdige Wandcreme
Gänzlich auf Glatteis hat sich Hutter schon vor rund zehn Jahren begeben, als er Werbung für die Wandcreme IONIT machte. Der IONIT-Hersteller behauptet abenteuerlich, dieser Wandanstrich steigere den Ionengehalt der Raumluft ganz von selbst und entfalte damit positive Wirkungen auf das vegetative Nervensystem, erhöhe die geistige Leistungsfähigkeit, verringere Feinstaub und Pollenbelastungen in der Raumluft, stärke das Immunsystem und steigere das allgemeine Wohlgefühl. Selbst Psiram, das Wiki der irrationalen Glaubenssysteme, widmet diesem Produkt einen eigenen Artikel. Nicht nur hat sich Hutter für die IONIT-Werbung hergegeben, unter seiner Leitung wurde sogar eine Studie über die angeblichen positiven gesundheitlichen Auswirkungen des besonderen Wandanstrichs durchgeführt, die er auch auf seiner Instituts-Homepage auflistet. Psiram diskutiert einige kritikwürdige Schwachpunkte der 2015 erschienenen Studie: lediglich 20 Probanden; Dauer des Experiments pro Proband nur zwei Stunden; es ist unklar, durch welche Mechanismen die angeblich statistisch signifikanten positiven Wirkungen zustande gekommen sein sollen, etc. Weiters weiß Psiram: “In der wissenschaftlichen Literatur findet sich ein Zusammenhang von dauerhafter Sympathikusaktivierung, die zur Freisetzung der Stresshormone Adrenalin und Cortisol führt, mit erhöhtem Risiko für Herzkreislauferkrankungen, Diabetes, Bluthochdruck und Arteriosklerose. Weshalb die Autoren daraus eine gesundheitsförderliche Wirkung ableiten, ist nicht nachzuvollziehen.” Der vom Hersteller angegebene Mechanismus zur Erzeugung von Luftionen klingt nach einem Perpetuum mobile, wie auch im Standard schon kritisch reflektiert wurde. Ich denke, dass sich dieses Produkt daher treffend als Bauernfängerei bezeichnen lässt, der Hutter mit seiner Arbeit und seinem Namen Vorschub leistet.
Abschließende Betrachtung
Die Analyse der Arbeitsweise von Hans-Peter Hutter offenbart Methoden wie selektives Zitieren, fehlende Quellenangabe für Behauptung, irreführende Darstellung, vorwiegend nicht-referierte Publikationen, etc. Dies sind wohlbekannte und typische Warnzeichen für Pseudowissenschaft. Seine Aussagen sind daher mit entsprechender Vorsicht zu genießen. Gerade bei einem Wissenschafter, der so wie er in der Öffentlichkeit steht, ist dies besonders heikel.
Mein Dank geht an Manfred Ruttner und Ulrich Berger für die Unterstützung bei der Erstellung des Artikels in vielerlei Hinsicht.
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