Bei der Kontrolle von Lebensmitteln wurde im letzten Jahr jede fünfte Fleisch- und Geflügelprobe beanstandet. Die Kontrolleure finden das in Ordnung.
Am letzten Donnerstag stellte das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) seinen Jahresbericht 2007 vor. Demnach wurden bei Herstellern bundesweit 402.463 Proben genommen. In der Gruppe “Fleisch, Wild, Geflügel und Erzeugnisse daraus” gab es mit 21,3 Prozent die höchste Beanstandungsquote. Es folgten “Zuckerwaren” mit 18,8 Prozent sowie “alkoholische Getränke außer Wein” mit 18,3 Prozent Beanstandungen. Zählt man sämtliche Besuche der Überwachungsbehörden zusammen, so soll es 1.005.110 Kontrollen in 562.047 Betrieben gegeben haben. 129.000 davon fielen durch Mängel auf.
Man kann die Zahlen auf zwei Arten lesen. Weil die Mängel “auf Vorjahresniveau” lagen, kann man darin sowohl ein nicht gelöstes Dauerproblem als auch eine gleichbleibend hohe Qualität der Produktion sehen. Für letztere Interpretation steht das BVL offiziell.
“In den vergangenen sechs Jahren ging die Zahl der Kontrollbesuche um rund acht Prozent zurück”, bilanziert das BVL. Warum Kontrollen zurückgefahren werden, wenn fast jeder vierte überprüfte Betrieb auffällig wurde, erklärt das Bundesamt nicht. Eine Erklärung könnte allerdings in den Zuständigkeiten zu suchen sein: Das BVL trägt lediglich die Zahlen zusammen, welche die Bundesländer sammeln. Wie, wo und wann geprüft wird, ist letztlich lokalen Behörden überlassen. Und die stehen unter Sparzwang.
“Was in der Lebensmittelkontrolle fehlt, sind einheitliche Standards. Die Lebensmittelkontrolle liegt in der Zuständigkeit der Länder, die Arbeit vor Ort wiederum übernehmen die jeweiligen Kommunen – mit der Folge, dass es unterschiedliche Qualitätsmaßstäbe und unterschiedliche Methoden der Untersuchungen gibt. Hier besteht dringender Handlungsbedarf”, kritisierte bereits der Bundesverband der Lebensmittelkontrolleure anlässlich zahlreicher Fleischskandale der letzten Zeit.
Wer einmal versucht, entsprechende Kontrollberichte von Landesbehörden miteinander zu vergleichen, der sieht sich mit unterschiedlichsten Dokumentationsstandards konfrontiert. Diverse Strukturreformen, Umbennungen und Zusammenlegungen von Ministerien und Ämtern in den letzten Jahren tragen zudem einiges dazu bei, einen Überblick zu erschweren. Nachdem ich mich durch diverse dieser Berichte gelesen habe, scheint mir, dass die Zahl der Kontrolleure – von einigen Neueinstellungen nach den bayerischen Fleischskanalen abgesehen – eher abnimmt. Wir Berliner mussten uns deshalb schon Ende letzten Jahres von der EU böse Kritik anhören. Wie unter diesen Umständen die Lebensmittelsicherheit erhöht werden soll, ist mir ein Rätsel.
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