Bundesministerin Aigner hat ein Logo vorgestellt, das künftig Lebensmittel “ohne Gentechnik” kennzeichnen soll. Das könnte der Einstieg in einen neuen bunten Strauß von Logos sein.
Es gibt einige gute Gründe gegen die “grüne Gentechnik”. Sie beschleunigt die Industrialisierung und Normierung der Landwirtschaft. Sie steigert das Risiko für Bauern, von einer kleinen Gruppe multinationaler Saatgutkonzerne abhängig zu werden. Sie verspricht fälschlich technische Lösungen für politische Probleme, etwa den Welthunger.
Begründete gesundheitliche Bedenken gegen gentechnisch veränderte Pflanzen, die gibt es aber nach heutigem Wissensstand kaum. Und trotzdem wird mit dieser weit verbreiteten Furcht gespielt. Seit gestern offenbar auch vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Denn wenn nicht zur Entwarnung vor einer Art “Schadstoff” – wozu soll dann ein Logo gut sein, das eine Produktion “ohne Gentechnik” verspricht?
“Ohne Gentechnik” – das erinnert stark an Formulierungen wie “ohne Farbstoffe” oder “ohne Konservierungsstoffe”. Geradezu absurd wird es aber erst dadurch, dass ein deutsches Ministerium offiziell Bedenken gegen gentechnisch veränderte Lebensmittel schürt, während ein anderes deutsches Ministerium die grüne Gentechnik als Zukunftstechnologie mit staatlichen Mitteln fördert.
Wer bisher der grünen Gentechnik aus dem Weg gehen will, der greift zu Bio-Produkten. Auf ein einheitliches Bio-Siegel und europaweite Anbau-Kriterien haben sich die Produzenten nach langem Streit vor Jahren endlich einigen können. Mit dem neuen Logo wird dieser Standard aufgeweicht. Es wird eine Art “kleines Bio-Siegel” geschaffen, mit dem sich konventionelle Hersteller ein grünes Mäntelchen umhängen können.
In Schweden ist man auf vergleichbarem Weg schon einen Schritt weiter. Dort wird über die Kennzeichnung von “klimafreundlichen” Nahrungsmitteln nachgedacht. Produzenten, die ihren Ausstoß an Treibhausgasen senken – irgendwo zwischen 5 und 80 Prozent – dürften sich demnach mit einem gesonderten Klima-Logo schmücken.
Das wäre doch bestimmt auch was für Frau Aigner, oder?
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