Dick und Doof sind die Deutschen, das pfiffen die Spatzen vergangene Woche von allen Dächern.
In der Langfassung hieß es: Wer dick ist, ist auch gleichzeitig doof, weil er keine Kalorien zählen kann. Eine Nachricht, die so manchem Chefredakteur sauer aufstoßen lassen dürfte.
Doch wie so häufig ist auch diese Verallgemeinerung zu kurz gegriffen. Die weitaus größte Gefahr doof zu werden, besteht nicht im wahllosen Süßigkeiten schaufeln, sondern im Altwerden.
Früher nannte man das Altersstarrsinn, heutzutage umschreibt man das lieber, in dem man sagt, dass im Alter nicht nur die körperliche Beweglichkeit nachlässt, sondern auch die geistige.
Eigentlich ist das ein ganz normaler Vorgang, denn die Zellen im Gehirn erneuern sich nicht wie die Hautzellen alle 27 Tage (auch wenn manche Politikeräußerungen Ähnliches vermuten lassen), sondern so langsam, dass seit Kenntnis des Vorgangs im Jahr 1998 noch immer keine verlässlichen Zahlen für die Umbaugeschwindigkeit vorliegen.
Doch man muss nicht immer warten, bis man alt ist. Wer das Ganze etwas früher erleben möchte, braucht nur Alzheimer zu entwickeln.
Als Alois Alzheimer dieses Krankheitsbild das erste Mal beschrieb, hatte er eine 50-jährige Patientin untersucht, die so senil war, wie man es nur von deutlich älteren Patienten kannte.
Heutzutage gelten auch 85-jährige als Alzheimerpatienten. Aber so ganz genau weiß man das erst nach ihrem Tod. Denn die Krankheit und ihr Voranschreiten sind so mysteriös, dass man in fast allen Fällen erst bei einer Gehirnobduktion feststellen kann, ob die Person an preseniler Demenz (Alzheimer) litt oder ganz normal dement war.
Dem Betroffenen hilft das dann nicht mehr. Doch wozu ist Alzheimer überhaupt gut, wenn es zu Lebzeiten keine zuverlässige Diagnose gibt?
Aktuell kann man nur sagen Alzheimer eignet sich hervorragend als Begriff in einem Forschungsantrag, den man bei der DFG einreicht.
Derzeit herrscht unter Wissenschaftlern ein grobes Hauen und Stechen um den zukünftigen Sitz eines Großforschungszentrums für Demenzkranke. 50 bis 60 Millionen Euro sollen die Forscher dort pro Jahr verbraten dürfen. Und wofür? Das hab ich vergessen. Der Leiter der Forschungseinrichtung soll im Lebenslauf eine möglichst enge persönliche Beziehung zu der Krankheit aufweisen. Na, wenn das Mal gut geht.
Alzheimer ist allerdings nicht die einzige Möglichkeit um zu verblöden. Noch schneller geht es mit Schizophrenie.
Als Emil Kraepelin die Krankheit erstmals im Jahr 1896 beschrieb, nannte er sie “Dementia praecox”, was übersetzt nichts anderes heißt, als “vorzeitige Verblödung” und meistens bei Patienten in ihren 20ern beginnt.
Später setzte sich dann für dieselbe Erkrankung Eugen Bleuers Begriff der Schizophrenie durch. Das lässt bekanntlich mehr Spielraum für Assoziationen und ist außerdem auch positiver besetzt.
Tatsächlich kokettieren heutzutage sogar viele Zeitgenossen mit einer angeblich gespaltenen Geisteshaltung. Ob auch genauso viele Leute von sich sagen würden, dass sie an vorzeitiger Verblödung leiden, wage ich zu bezweifeln.
Am heutigen Tag kann man allerdings noch viel schneller verblöden, als die Medizin zulässt. An manchen Orten muss man nur sein Fenster öffnen, um seltsam angezogene Menschen zu sehen, die sich in aller Öffentlichkeit hochgradig albern benehmen und dafür nicht in geringster Weise schämen. Dann reicht ein Schritt vor die Tür und man gehört dazu.
Das Medlog wünscht allen Narren einen fröhlichen Rosenmontag.
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