Das klingt fast so armselig wie die Argumente der Freudianer, für die alle Gegner ohnehin nur den erwarteten „Widerstand” gezeigt hatten. Ein paar Jahre zuvor waren es die Marxisten, die sich argumentativ nicht bekämpfen ließen.
Noch etwas früher waren es die Hegelianer und trotzdem sind sämtliche Theorien widerlegt worden.
Jetzt soll man sich mit Epiphänomenalismus und Supervenienz beschäftigen … aber nur, damit wir akzeptieren, dass
- Alle menschlichen Entscheidungen aufgrund der funktionellen Architektur im Gehirn getroffen werden.
- Die funktionelle Architektur aufgrund von Genen und Umwelteinflüssen entstanden ist.
- Sämtliche Willens- und Entscheidungsfreiheit auf einer Täuschung basiert.
- Menschlicher Geist, sowie geistige Strukturen, im Gehirn nicht vorhanden sind.
Dass solche Positionen ernsthafte Hirnforschung darstellen sollen, ist ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft. Denn in letzter Konsequenz behauptet die „Gibt-es-nicht-Schule”, dass Menschen nicht über Gut und Böse entscheiden können – also keine Moral haben (Nietzsche lässt grüßen).
Wie unsinnig das ist, bringt ein Vergleich mit Sprache zutage, denn im Prinzip müsste man diesen Kriterien entsprechend auch die Existenz von Sprache leugnen, da sich von naturwissenschaftlicher Seite nur akustische Signale messen lassen und das Kriterium ob es sich dabei um ein Wort handelt in der gewünschten exakten Form nicht möglich ist (bitte erklären sie die stoffliche Basis eines Wortes, bevor sie solch tollkühne Behauptungen anstellen, Herr Blogautor).
Und dennoch erhalten diese Nicht-Erklärer trotz der offensichtlichen Wertlosigkeit ihrer Argumente noch immer so viel Gehör, haben eigene (staatlich finanzierte) Institute und züchten dort zukünftige Generationen von Nicht-Erklärern heran, die die große Schule ihrer Vorbilder weiterverbreiten werden.
Zwar könnte man entschuldigend hinzufügen, dass es heutzutage immer noch tiefenpsychologisch arbeitende Therapeuten gibt – aber tatsächlich lädt diese Schattengewächse schon seit Jahren keiner mehr in eine Talkshow ein.
Wir hoffen jedenfalls, dass die „Gibt-es-nicht-Forscher” (klingt, wie im Ostkaufhaus) bald aus der Gehirnforschung verschwinden und durch neue, interessierte und offene Ideenträger ersetzt werden.
Vielleicht wird Gehirnforschung dann ja auch wieder spannend, schließlich kann die deutsche Forschung auf eine lange Tradition zurückblicken, an der Riesen wie Wilhelm Griesinger und Ernst Kraepelin beteiligt waren.
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