Traditionen sind eine tolle Sache. Wir kommen ohne sie nicht aus – und wir sollten auch gar nicht versuchen, auf sie zu verzichten. Ganz automatisch erfinden wir sogar unsere eigenen Traditionen: Vielleicht ein jährlich wiederkehrendes Nachbarschafts-Grillfest, vielleicht ein tolles Sommer-Erdbeerbowle-Rezept, vielleicht eine hübsche Winterdekoration, die wir jedes Jahr ans Fenster hängen. Menschen brauchen Traditionen, und das ist gut so. Aber ob etwas wahr oder falsch ist, das lässt sich nicht durch Tradition entscheiden.
Wenn uns also jemand erklärt, dass seine jahrtausendealten Chakren-Lehren oder Kristallauflege-Riten uns sicher heilen werden, weil sie eine so alte Tradition haben, wenn uns jemand sagt, dass man in der Landwirtschaft auf mittelalterliche Methoden zurückgreifen soll, weil das besser für die Umwelt ist, wenn uns jemand ermahnt, dass gleichgeschlechtliche Paare nicht heiraten dürfen, weil das gegen die uralte überlieferte Tradition der Ehe verstoßt, dann sollten wir ihm nicht mit ehrfürchtigem Respekt begegnen, sondern lieber daran denken: Auch Dummheit hat eine lange Tradition. Diese Tradition werden wir nicht ausrotten, aber wir können neue Traditionen begründen. Es wird Zeit.
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