Ein wissenschaftlich-rationaler Blick auf die Welt hat viele Vorteile: Man darf seine Entscheidungen im Leben alleine treffen, ohne vorher den persönlichen Guru um Rat zu fragen, man muss nicht in Angst vor schädlichen Wasseradern leben und man darf essen, was einem schmeckt, ohne die Nahrung auf kosmische Schwingungsenergien abzustimmen. Einen wesentlichen Vorteil skeptischen Denkens übersieht man allerdings leicht: Rationalismus spart Geld – sogar ziemlich viel.
Wirksam oder bloß teuer?
Besonders deutlich wird das im Gesundheitsbereich: Ein einigermaßen naturwissenschaftlich gefestigtes Weltbild ist eine Menge Geld wert, wenn man zwischen sinnvollen Therapievorschlägen und überteuerten Eso-Heilversprechen unterscheiden muss. Wer sich vom persönlichen Wunderheiler mal ein paar Monate lang die Aura massieren lässt, bevor er bemerkt, dass an der vom Arzt empfohlenen Operation doch kein Weg vorbeiführt, der hat schnell mal tausende Euro verspielt. Wer im Wellness-Hotel die ganz gewöhnliche Massage bucht und auf die Quanten-Duft-Klangschalen-Therapie verzichtet, hat mehr davon und zahlt weniger.
Aber den rational-sinnvollen Grundsatz „zahle nicht für Dinge, die dir nichts bringen“ kann man auch auf ganz alltägliche Einkäufe anwenden. Würde ich im Blindtest wirklich den Unterschied zwischen dem billigeren und dem teureren Wein schmecken? Und wenn ja: ist dieser Unterschied im Geschmackserlebnis wirklich so groß, dass ich dafür sieben Euro Differenz zu zahlen bereit bin (die ich sonst höchst gewinnbringend in Schokolade investieren könnte)? Klingt die tolle Stereoanlage mit den Goldsteckern wirklich besser als die billigere – oder bilde ich mir den Unterschied in Wirklichkeit nur ein? Ist das teurere Handy tatsächlich nötig, oder bietet es bloß Zusatzfunktionen, die ich gar nicht verwenden werde?
Die Selbstbetrugs-Falle
Klar: Niemand wird sich die Mühe machen, ganze Supermarkt-Sortimente im Blindtest zu untersuchen um dann wissenschaftlich exakt einkaufen zu können. Aber wenn man ehrlich zu sich selbst ist, kann man schon ganz gut erkennen, in welchen Punkten das eigene Verhalten irrational wird.
Ich selbst tendiere dazu, für Nahrungsmittel viel Geld auszugeben. Aber würde ich beim Lasagne-Blindverkosten erkennen, ob die teurere Parmesansorte und die tollen frischen Bio-Tomaten verwendet wurden? Bei anderen Ausgaben tappe ich noch leichter in die Selbstbetrugs-Falle: Ich lese das Preisschild auf einem Klavier, und je teurer es ist umso überzeugter bin ich vom Klang der Bässe. Ich suche nach einer neuen Kaffeemaschine – sollte ich nicht doch die mit der tollen Aroma-Porentechnologie nehmen, auch wenn ich keine Ahnung habe, was das eigentlich bedeutet? Und von Kopfhörern habe ich überhaupt keine Ahnung – also greife ich sicherheitshalber nach einem etwas teureren Modell, man will ja Qualität kaufen. Dass ich aber nur den Preis als Indiz für die Qualität verwende, ohne über die Qualität in Wirklichkeit irgendetwas Verlässliches zu wissen, übersehe ich dabei leicht.
Dann lieber GWUP-Mitglied werden!
Das eigene Einkaufsverhalten mit skeptischem Blick zu verfolgen lehrt jedenfalls zwei Dinge. Erstens: Wir handeln oft weit nicht so rational, wie wir uns das selbst gern einreden. Zweitens: Wenn wir versuchen, das zu ändern, können wir eine Menge Geld sparen. Und dieses Geld kann man dann in andere tolle Dinge investieren: Etwa in schlaue Bücher oder in eine GWUP-Mitgliedschaft. Die kostet 90 Euro pro Jahr (für Studierende €40) – zwei Stunden kosmische Lichtmassage, sechs Liter belebtes Wasser oder ein paar Fläschchen Bachblütenessenz kosten mehr – sind aber gesellschaftlich bedeutend weniger nützlich.
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