Auch wenn Psychologen Fragebögen austeilen und dann nach Korrelationen suchen, passiert oft Ähnliches: Wahlweise wird eine Affinität zu Videospielen mit mehr Gewaltbereitschaft, bösartigerem Verhalten im Straßenverkehr oder auch mit höherer Intelligenz in Verbindung gebracht. Man kann eine Studie über Religiosität und Empathie austeilen und dann behaupten, Ähnlichkeiten zwischen Psychopathen und Atheisten gefunden zu haben. Schön. Und was sagt uns das jetzt?
Erst die Theorie, dann das Datamining
Der Fehler ist immer derselbe: Es geht hier nicht um ein Modell, das einen Aspekt der Welt wirklich erklärt – zumindest nicht um ein ernstzunehmendes Modell, das zum Rest unseres Wissens passt. Die Frage nach Ursache und Wirkung, nach verständlichen Kausalketten, die ein entscheidendes Element der Wissenschaft ist, wird ausgeklammert, zufällig aufgetretene oder durch passende Auswahl der Fragen mutwillig provozierte Zusammenhänge werden aber trotzdem als Erkenntnisgewinn verkauft.
Die Wissenschaft muss kausale Zusammenhänge suchen und echte Erklärungen finden. Eine statistische Korrelation ohne darunterliegende solide Theorie ist noch keine Wissenschaft. Das bedeutet nicht, dass bloßes Sammeln und Auswerten von Daten nicht als erster Schritt eine gute Sache sein kann. Aber wir sollten solche Ergebnisse mit Vorsicht betrachten. Und keinesfalls sollten wir sie zum Anlass für großes Mediengeschrei verwenden. Es gibt ausreichend viel gute, saubere, verlässliche Wissenschaft, die sich für Schlagzeilen eignet.
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