Eigentlich berichte ich ja hier immer über irgendwelche Sachen mit Strahlung, aber heute ist mal wieder eines meiner Hobbys dran: Freifunk – freies WLAN für alle, das per Router über Mikrowellenfunk alle Leute vernetzen will … und mit Mikrowellen sind wir dann ja auch schon fast wieder bei mir zu Hause.
Grundsätzlich funktioniert das, indem man sich einen WLAN-Router eines gängigen Herstellers kauft (z.B. für 15€ diesen hier), ihn mit der Open Source Freifunk-Firmware bespielt und an ein Fenster stellt. Dann verbindet sich der Router schon automatisch mit anderen zu einem sog. Mesh-Netz. Falls jetzt kein anderer Router in Reichweite ist, dann kann man seinen Router auch ans Internet stöpseln, wo er dann per VPN-Tunnel eine Verbindung zu einem der Freifunk-Server aufbaut.
Optisch wesentlich lustiger erklärt findet ihr das Prinzip z.B. hier
Freifunk verbindet! from Philipp Seefeldt on Vimeo.
Mein persönliches Steckenpferd sind nun Richtfunkstrecken per WLAN. Am besten natürlich zwischen zwei Hochhäusern, Kirchtürmen oder ähnlichen Gebäuden. Theoretisch kann man damit bis zu 20 km lange Strecken in Sichtlinie zurücklegen, aber dafür reichen natürlich die eingebauten Antennen nicht mehr aus. Diese sind nämlich sog. Rundstrahler, die die Leistung einfach ziemlich gleichmäßig in alle Richtungen verteilen.
Bei Richtfunkstrecken arbeitet man daher mit gerichteten Antennen, wie z.B. Yagi-, Parabol-, Pringels-, oder Ikea-Klobürstenhalter-Antennen. Letztere kann man beide für 5€ selber bauen, während die anderen hauptsächlich kommerziell erwerbbar sind. Die Richtantennen erhöhen die Sende- und Empfangsqualität in der Richtung, in die sie zeigen, teilweise sehr deutlich, aber Antennenbau ist wieder mal so ein Thema zu dem tausende Seiten geschrieben werden können (und wurden).
Grundsätzlich stehen für WLAN zwei verschiedene Frequenzbänder zur Verfügung 2,4GHz und 5GHz, was eigentlich nur noch “gerade so” in der Ecke liegt, die landläufig als Funk bezeichnet wird. Durch die kurze Wellenlänge ist WLAN ziemlich anfällig für Objekte in der direkten Sichtlinie (zumindest im Gegensatz zu UKW oder gar Langwelle) und hat ein schlechtes Image, denn 2,4GHz ist auch die Frequenz, mit der Mikrowellenherde arbeiten. Die Sendeleistung eines WLAN-Routers ist per Gesetz auf 0,1W begrenzt, wobei da “hinter der Antenne”-gemessen wird. Landläufig hat das zu der weitverbreiteten Meinung geführt, dass 7000 WLAN Router es schaffen könnten, meine Lasagne zu erwärmen – genauso, wie dies ein Mikrowellenherd mit 700W Leistung könnte. Mein Vater (gelernter Ingenieur im Maschinenbau) wollte sich von mir z.B. nicht noch einen weiteren Router in sein Schlafzimmer stellen lassen “um nicht noch mehr Strahlung zu haben”.
Von den Bekehrungversuchen an meinem Vater werde ich hier sicher auch noch berichten, deshalb sei hier nur kurz angemerkt: 7000 WLAN-Router à 0,1W sind nicht so schlimm wie eine Mikrowelle mit 700W. Wer wissen will warum, muss noch ein wenig warten, kann aber in der Zwischenzeit die Lichtgeschwindigkeit mithilfe einer Tafel Schokolade in einer Mikrowelle ausrechnen.
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