Eigentlich berichte ich ja hier immer über irgendwelche Sachen mit Strahlung, aber heute ist mal wieder eines meiner Hobbys dran: Freifunk – freies WLAN für alle, das per Router über Mikrowellenfunk alle Leute vernetzen will … und mit Mikrowellen sind wir dann ja auch schon fast wieder bei mir zu Hause.

TP-Link WR841n Router. Mit freundlicher Genemigung des Herstellers für kbu.freifunk.net

Grundsätzlich funktioniert das, indem man sich einen WLAN-Router eines gängigen Herstellers kauft (z.B. für 15€ diesen hier), ihn mit der Open Source Freifunk-Firmware bespielt und an ein Fenster stellt. Dann verbindet sich der Router schon automatisch mit anderen zu einem sog. Mesh-Netz. Falls jetzt kein anderer Router in Reichweite ist, dann kann man seinen Router auch ans Internet stöpseln, wo er dann per VPN-Tunnel eine Verbindung zu einem der Freifunk-Server aufbaut.

 

Optisch wesentlich lustiger erklärt findet ihr das Prinzip z.B. hier

Freifunk verbindet! from Philipp Seefeldt on Vimeo.

Mein persönliches Steckenpferd sind nun Richtfunkstrecken per WLAN. Am besten natürlich zwischen zwei Hochhäusern, Kirchtürmen oder ähnlichen Gebäuden. Theoretisch kann man damit bis zu 20 km lange Strecken in Sichtlinie zurücklegen, aber dafür reichen natürlich die eingebauten Antennen nicht mehr aus. Diese sind nämlich sog. Rundstrahler, die die Leistung einfach ziemlich gleichmäßig in alle Richtungen verteilen.

Bei Richtfunkstrecken arbeitet man daher mit gerichteten Antennen, wie z.B. Yagi-, Parabol-, Pringels-, oder Ikea-Klobürstenhalter-Antennen. Letztere kann man beide für 5€ selber bauen, während die anderen hauptsächlich kommerziell erwerbbar sind. Die Richtantennen erhöhen die Sende- und Empfangsqualität in der Richtung, in die sie zeigen, teilweise sehr deutlich, aber Antennenbau ist wieder mal so ein Thema zu dem tausende Seiten geschrieben werden können (und wurden).

Grundsätzlich stehen für WLAN zwei verschiedene Frequenzbänder zur Verfügung 2,4GHz und 5GHz, was eigentlich nur noch “gerade so” in der Ecke liegt, die landläufig als Funk bezeichnet wird. Durch die kurze Wellenlänge ist WLAN ziemlich anfällig für Objekte in der direkten Sichtlinie (zumindest im Gegensatz zu UKW oder gar Langwelle) und hat ein schlechtes Image, denn 2,4GHz ist auch die Frequenz, mit der Mikrowellenherde arbeiten. Die Sendeleistung eines WLAN-Routers ist per Gesetz auf 0,1W begrenzt, wobei da “hinter der Antenne”-gemessen wird. Landläufig hat das zu der weitverbreiteten Meinung geführt, dass 7000 WLAN Router es schaffen könnten, meine Lasagne zu erwärmen – genauso, wie dies ein Mikrowellenherd mit 700W Leistung könnte. Mein Vater (gelernter Ingenieur im Maschinenbau) wollte sich von mir z.B. nicht noch einen weiteren Router in sein Schlafzimmer stellen lassen “um nicht noch mehr Strahlung zu haben”.

Von den Bekehrungversuchen an meinem Vater werde ich hier sicher auch noch berichten, deshalb sei hier nur kurz angemerkt: 7000 WLAN-Router à 0,1W sind nicht so schlimm wie eine Mikrowelle mit 700W. Wer wissen will warum, muss noch ein wenig warten, kann aber in der Zwischenzeit die Lichtgeschwindigkeit mithilfe einer Tafel Schokolade in einer Mikrowelle ausrechnen.

Kommentare (7)

  1. #1 Karla Kolumna
    13. Februar 2015

    Oh Mikrowellen und Strahlung böse Kombi in einem Satz und dann auch noch außerhalb der Mikrowelle ^^
    Da muss ich an meinen ehemaligen Studijob denken, bei dem wir regelmäßig Anrufe hatten mit Fragestellungen wie: “Darf ich meine Mikrowelle benutzen wenn mein Kind in der Wohnung oder gar der Küche ist?” oder “Mein Nachbar will mich mit Mikrowellenstrahlen durch die Steckdose umbringen, was kann ich tun?” oder “Wie kann ich die böse Strahlung von Gerät xyz oder von draußen aus meiner Wohnung fernhalten/in gute Strahlung umwandeln?”

    On topic, ich finde Freifunk/freies WLAN ein sehr interessantes Konzept, bin aber bisher skeptisch wegen der rechtlichen Konsequenzen.
    Bisher ist man mit seinem Anschluss doch verantwortlich für das was damit gemacht wird (illegal Zeugs runterladen/hochladen etc. pp.) wie verhält sich das bei so einem System? Irgendwer muss doch der Link ins Netz sein, komplett autark und parallel zum “normalen” Netz kommt man ja nicht weit?!

  2. #2 Siskin
    13. Februar 2015

    Freies WLAN ist so eine Sache.
    Grundsätzlich in einer idealen Welt eine tolle Sache und eine gute Idee.
    Aber in dieser unserer Welt kann das sehr rasch zu ungeahnten Komplikationen führen.
    Jemand der freies WLAN zur Verfügung stellt, ist wie jemand, der Unbekannten sein Auto zur Verfügung stellt.
    Dieses kann dann auch z.B. für einen Bankraub benutzt werden. Aber – wenn die Polizei die Nummerntafel (IP-Adresse) zurückverfolgt – findet sie – einen Unschuldigen?

  3. #3 Hans
    13. Februar 2015

    Will ja nicht kleinlich sein, aber die Wellenlänge messen und die Frequenz ablesen, ist nicht die Lichtgeschwindigkeit messen. Es könnte ja die falsche Frequenz auf dem Typenschild stehen.

    Besser ist es, die Frequenz ebenfalls mit dem Mikrowellenherd zu messen.

  4. #4 rolak
    13. Februar 2015

    Sehr wesentlich, sollten wesentlich mehr unternehmen – selbst bei der aktuell doch ziemlich ausgelasteten Leitung wird ein Eckchen für die freien Funker reserviert, nach der Aufstockung demnächst dann wieder mehr…

  5. #5 Tobias Cronert
    13. Februar 2015

    Es ist immer noch jeder Anbieter von einem offenen WLAN dafür verantwortlich, was die Leute damit tun. Da gibt es momentan auf politischer Ebene zwar recht viel Bewegung, aber generell ist das immer noch Stand der Dinge.

    Beim Freifunk wird das ein wenig umgangen, indem jeder Router einen VPN-Tunnel aufbaut, so dass die IP der Person, die den Internetzugang zur Verfügung stellt, recht anonym bleibt.

  6. #6 Dan
    15. Februar 2015

    “Von den Bekehrungversuchen an meinem Vater werde ich hier sicher auch noch berichten, deshalb sei hier nur kurz angemerkt: 7000 WLAN-Router à 0,1W sind nicht so schlimm wie eine Mikrowelle mit 700W. Wer wissen will warum, muss noch ein wenig warten”

    Am besten ein schreibst du in dem Artikel gleich noch, warum eine Mikrowelle nicht alle Nährstoffe in dem Essen zerstören kann, dann kann ich ihn meiner Mutter auch gleich zur Bekehrung weiterleiten!

  7. #7 Horst
    Köln
    1. März 2015

    Freies Internet für alle. Es wird auch langsam Zeit, dass das möglich ist,zumindest in einer Großstadt. Die Anbieter tun sich noch etwas schwer, da ihnen dann vielleich ein paar Kunden abtrünnig werden. Die Zeit wird es aber bringen.