Ich habe grundsätzlich zwei Arten von Lesern. 1. Die wissenschaftsinteressierten regelmäßigen Leser von ScienceBlogs und ähnlichen Seiten (sowie PodCasts, Wissenschaftssendungen etc. pp.) und 2. Leser, die durch Suchmaschinen zu mir finden und eigentlich nur das Internet durchstöbern auf der Suche nach Seiten, die ihre Fragen zu Radioaktivität und sonstiger Strahlung möglichst einfach erklären.

Gerade zweitere Leser bringen mich des öfteren in ein Dilemma, denn meine Artikel sind nicht als Tutorial oder Lehrstoff gedacht und konzipiert, aber trotzdem zeigen die Fragen sehr stark, dass wohl ein signifikanter Teil der Bevölkerung wirklichen Wissensbedarf hat. Als Kompromiss werde ich mir in regelmäßigen Abständen einmal repräsentative Fragen heraussuchen und sie öffentlich beantworten (bzw. meine Antworten öffentlich machen), so dass die Allgemeinheit etwas davon hat.

Diese Fragen handeln auch wieder von der Fragestellung, ob Radioaktivität anstecken bzw. übertragbar ist. Offensichtlich besteht da sehr viel Klärungsbedarf.

Johann: Vor zwei Wochen habe ich eine Frau kennengelernt. Als wir uns am letzten Wochenende in XXX trafen, erzählte Sie mir, da ich sie auf Ihren Akzent ansprach, dass Sie aus der Ukraine stammt, aber seit 12 Jahren in Deutschland lebt und arbeitet. Sie erzählte, dass Sie in regelmäßigen Abständen ihre Freunde und Verwandten in der Ukraine besucht. Sie fliegt hierzu nach Kiew und reist von dort dann ggf. weiter. Meine Recherche ergab, dass Kiew sehr nahe an Tschernobyl und Prypjat liegt. Wo die Frau genau in der Ukraine wohnte und Ihre Freunde und Verwandten noch wohnen (vielleicht Kiew/Tschernobyl/Prypjat oder Umgebung), weiß ich noch nicht, da wir uns ja erst kennengelernt haben. Wir haben uns stundenlang unterhalten und uns zur Begrüßung und bei der Verabschiedung umarmt. Weiterer Körperkontakt bestand nicht.

Nach dem Treffen und den Recherchen habe ich nun große Angst, dass die Frau selbst, ihre Kleidung, Schuhe, Haare, Ohrringe, Tasche o. ä. radioaktiv verstrahlt oder anderweitig gesundheitsgefährdend sind, radiaoktive Stoffe o. ä. enthalten, …, da Sie eben aus der Ukraine (woher genau weiß ich nicht) stammt, regelmäßig Kontakt dorthin hat und Kleidung und Accessoires evtl. dort gekauft hat. Vielleicht ist ihr Vater sogar ein Liquidator in Tschernobyl gewesen, davon gab es ja Hunderttausende! Ich habe nun große Angst, dass ich gefährliche Stoffe abbekommen und aufgenommen habe und nun meine ganze Wohnung und Umgebung verstrahle. Dies ist ein sehr großes Problem, da ich privat, beruflich, familiär, in der Freizeit, …  mit vielen verschiedenen, auch fremden, Menschen, auch Kindern und Senioren, zu tun habe.

Momentan fallen mir auch verschiedene Dinge auf, die ich in einen Zusammenhang zu dem ganzen setze:

  • – mein Handy spinnt öfter als sonst
  • – ich habe am Mund ein Bläschen gebildet, nur klein, aber da, obwohl wir uns nicht geküsst haben
  • – ich habe den Eindruck, dass meine Stirn glatter geworden ist
  • – hatte heute morgen dunkleren Urin als sonst, später war es wieder normal
  • – fühle mich gelenkiger
  • – fühle mich schlanker
  • – fühle mich sexuell erregter
  • – bin insgesamt sehr verunsichert

Dann kamen noch konkrete Fragen, die ich weiter runten bei meinen Antworten aufführen werde:

Tobias: Hallo Herr Johann,

ich habe genau zu dem Thema vor einiger Zeit mal einen Artikel geschrieben, weil eine meiner Leserinnen Angst hatte von einer Überlebenden von Tschernobyl “angesteckt” zu werden. Das sollte auf Ihren Fall auch schon recht gut zutreffen https://scienceblogs.de/nucular/2015/11/24/kann-man-mit-radioaktiv-verstrahlten-personen-gefahrenlos-umgehen-leserfrage/

Also grundsätzlich kann man sagen, dass man mit vertrahlte Personen sicher umgehen kann, falls sie dekontaminiert, sprich entsprechend gewaschen worden sind. Duschen und gründlich schrubben reicht im Allgemeinen aus, um radioaktive Partikel zu entfernen, die ja eigentlich nichts anderes als Staub bzw. Sand sind.

Jodtabletten helfen kaum und sind in Ihrem speziellen Fall sinnlos. Ich habe da auch mal einen Artikel zu geschrieben. https://scienceblogs.de/nucular/2016/04/14/kurz-notiert-jodtabletten-gegen-strahlenkrankheit/

– Welche Gefahren bestehen nun aufgrund der Kontaktsituation für mich?

Meiner Einschätzung nach keine Gefahr.

– Ist eine Unfruchtbarkeit oder eine Schädigung des Erbgutes eingetreten?

Nein, für eine Unfruchtbarkeit müsste man schon sehr sehr stark verstrahlt sein und zuerst würden andere Gesundheitsprobleme auftreten.

– Besteht nun ein erhöhtes Krebsrisiko?

Falls sie radioaktive Partikel abbekommen hätten würde ggf. ein erhöhtes Krebsrisiko bestehen. Dies ist allerdings proportional zu der Menge der Strahlung, die sie abbekommen haben. Falls ihr Kontakt seit Tschernobyl keine Gesundheitsbeschwerden durch Strahlung hat, wäre das auch dementsprechend gering und max. ein 0.01% erhöhtes Risiko.

– Was ist bei weiterem Kontakt zu beachten oder ist der Kontakt abzubrechen?

Im schlimmsten Fall nach dem Kontakt duschen/Hände waschen.

– Ist sexueller Kontakt, gefährlich?

Nein. Kontakt über die Schleimhäute ist irrelevant, da es ja um die Aufnahme von radioaktiven Partikeln geht. Oralsex wäre ggf. ein Möglichkeit zur Aufnahme, aber wenn sie beide vor dem Sex duschen sehe ich keine Gefahr.

– Ist Schleimhautkontakt gefährlicher als alltäglicher Kontakt?

Nein, s.o.

– Müssen wir beide in Quarantäne oder in eine Schutzzone?

Nein.

– Welche Vorsichtsmaßnahmen muss ich nun treffen, um keine Gefahr für andere darzustellen?

Duschen, Hände waschen. Urin und andere Ausscheidungen über die Kanalisation entsorgen.

– Soll ich getragene Kleidung waschen oder entsorgen und die Wohnung von Spezialisten reinigen lassen?

Kleidung waschen kann man gerne machen. Alles weitere ist unnötig, zu teuer, bzw gar nicht erst möglich.

– Welche Besonderheiten gibt es nun bezüglich Sport, Sauna, Restaurantbesuche, Disco, Versammlungen, Fussballstadion, Kino, Kontakt mit Dritten (Familie, Beruf, Freizeit), sexuelle Aktivität (Selbstbefriedigung und Beischlaf), Aufenthalt in der Öffentlichkeit, Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel (Arbeitsweg), … zu beachten?

Wenn ordentlich geduscht und die Kleidung gewaschen wurde, keine.

– Muss ich nun besondere Nahrungsmittel zu mir nehmen?

Nein. Eine Ernährung mit vielen Antioxidantien z.B. mediterane Küche hilft im Allgemeinen gegen Krebs. Auch durch strahlungsinduzierten Krebs.

– Muss ich Jodtabletten kaufen und anwenden?

Nein, siehe meinen Artikel dazu https://scienceblogs.de/nucular/2016/04/14/kurz-notiert-jodtabletten-gegen-strahlenkrankheit/

– Darf ich mich weiterhin in der Gesellschaft (Familie, Beruf, Freizeit (auch Kinder und Senioren)) aufhalten und mit Dritten ungezwungen umgehen?

Ja.

– Wo kann ich meine Strahlenbelastung messen lassen und mich ggf. dekontaminieren?

Es gibt Spezialkliniken, wie z.B. die Uniklinik Karlsruhe, aber die brauchen einen Anfangsverdacht und der ist bei Ihnen nicht gegeben, da der Kontakt zu harmlos war.

– Wie ist die gesamte Situation zu beurteilen, wenn die Frau tatsächlich ursprünglich aus Tschernobyl oder Prypjat kommt, dort verkehrt oder Besitztümer von dort mit sich führt?

Bei allen meinen Einschätzungen bin ich davon ausgegangen, dass die Frau kontaminiert gewesen ist. Im Strahlenschutz guckt man sich immer den schlimmsten Fall an. Wenn sie aus Tschernobyl kommen würde, würde kräftig duschen und abwaschen helfen.

– Ist es denn so, dass alle Ukrainer eine Gefahr darstellen? Ich habe gelesen, dass es in Deutschland über 125.000 ukrainische Staatsbürger gibt! Ist das nicht eine Gefahr für die Bevölkerung oder werden die alle an der Grenze kontrolliert? Es ist doch auch so, dass sich diese Menschen ungehindert in der Öffentlichkeit bewegen, ist das denn ungefährlich, z. B. wenn einige von denen aus Tschernobyl kommen, oder Besitztümer/Produkte von dort mit sich führen oder als Liquidatoren gearbeitet haben? Also ganz wohl ist mir bei der ganzen Überlegung wirklich nicht!

Manche Teile von Bayern waren/sind wesentlich stärker durch Tschernobyl verstrahlt als manche Teile der Ukraine. https://1.bp.blogspot.com/_oYCy5HXaKpo/R62KD9no8II/AAAAAAAACy8/PueEsazwKsc/s400/chernobyl_fallout.jpg Die Radioktivität interessiert sich nicht für Ländergrenzen und breitet sich je nach Witterung sehr unterschiedlich aus.

Mit besten Grüßen

Tobias Cronert

 


Danach kamen noch weitere Rückfragen, die ich wiederum beantwortet habe.


 

Hallo Herr Johann,,

da ich ja kaum Informationen habe (also keine Messwerte), muss ich natürlich vom schlimmsten Fall annehmen und der wäre, dass Ihre Bekannte vor 30 Jahren in Tschernobyl gewesen ist und seit dieser Zeit kontaminierten Staub mit sich herumträgt. Falls dem so wäre, dann wäre eine sehr geringe Erhöhung des Krebsrisikos plausibel.

– Ist ein Duschen und Händewaschen denn nun öfter als sonst oder nur nach Kontakt erforderlich?

Nur nach dem direkten Kontakt.

– Wie ist es bei Beischlaf und Oralverkehr mit Ejakulat, dass ja bei ungeschütztem Sex von mir in die Frau gelangen würde, ist das jetzt weiterhin risikolos? Oder bei Selbstbefriedigung, wenn man das Ejakulat selbst auf die Haut bekommt oder aufnimmt?

Ejakulat ist harmlos. Die Gefahr beim Oralsex würde für Sie darin bestehen, falls Sie mit Ihrem Mund radioaktiven Staub vom Körper Ihrer ukrainischen Bekanntschaft aufnehmen, schlucken und somit in Ihren Körper aufnehmen. Alle anderen Formen von Oralsex sind harmlos.

– Wenn ich irgendwo hinspucke, ist das problemhaft?

Nein.

– Die Kleidung habe ich gewaschen. Ist jetzt die Waschmaschine kontaminiert?

Höchswahrscheinlich nicht. Wenn sie sicher gehen wollen, dann lassen sie die Waschmaschine einmal möglichst heiß in leerem Zustand durchlaufen, um Staub und Sand in die Kanalisation zu entsorgen.

– Die Jacke habe ich noch nicht gewaschen, hat die jetzt den Schrank, das Sofa, mich und Dritte, die ich umarmt habe, verstrahlt oder kontaminiert?

Verstrahlt wahrscheinlich nicht und kontaminiert nur wenn tatsächlich radioaktiver Staub an Ihrer ukrainischen Bekanntschaft gewesen ist und bei der Abschiedsumarmung auf Ihre Jacke gekommen ist. Waschen oder in die Reinigung geben würde helfen (falls ihre ukrainische Bekanntschaft tatsächlich kontaminiert ist).

– Vielleicht sollte ich mich wirklich an die Uniklinik Karlsruhe wenden.

Selbst im schlimmsten Fall (also falls Ihre ukrainische Bekanntschaft tatsächlich kontaminiert wäre) wäre Ihr Fall sehr harmlos, so dass die Uniklinik Karlsruhe sie höchstwahrscheinlich als Patient ablehnen würde. Immerhin gibt es jede Menge Leute, die nach Tschernobyl reisen und danach nach Deutschland zurück kommen oder in deutschen Endlagern oder anderen Einrichtungen mit radioaktiver Strahlung arbeiten. Natürlich können Sie sich gerne bei einer solchen Einrichtung melden (davon gibt es noch mehr, ich weiß ja nicht, wo Sie wohnen), aber seien Sie nicht überrascht, falls Sie abgelehnt werden (die genauen Formalien dabei kenne ich auch nicht).

 

Mit besten Grüßen

Tobias Cronert

 

Kommentare (37)

  1. #1 Tim
    30. März 2017

    Hinweis: Es gibt in Karlsruhe keine Uni-Klinik. Wahrscheinlich ist Heidelberg gemeint?

  2. #2 Frenk
    Basel
    30. März 2017

    Jesses, und ich trage seit Jahren 2 Gigabecquerel Tritium am Handgelenk und esse K-40 Bananen. Das darf ich aber nicht laut sagen 😉

  3. #3 Peter
    Niederrhein
    30. März 2017

    Klingt mir nach Hypochonder oder Neurotiker, würde ggf. eine psychosomatische Klinik empfehlen. Ansonsten ist die offenkundige Unkenntnis wirklich erschreckend. Eigentlich lernt man es schon in der Schule, dass Radioaktivität nicht “ansteckend” ist. Eine Wikipediarecherche hätte auch geholfen.

  4. #4 Mars
    30. März 2017

    allein die angst lässt einen die ganz oben angesprochenen dinge bemerken – die sonst auch auftreten, aber unbeobachtet bleiben.
    hier kann man nur empfehlen möglichst kein klinisches labor seines blutes machen zu lassen, oder gar mal den PSA wert zu bestimmen, das endet dann nicht wirklich gut.
    eine psychologische betreuung wäre wirklich anzuraten
    Grüssle

  5. #5 Tobias Cronert
    30. März 2017

    Diese Fragen sind nicht die Ausnahme, sondern eher die Regel und was ich in diesem Artikel mal veröffentlich habe eher eine repräsentative Auswahl.

    Natürlich reagiert der “durchschnittliche” Scienceblogs Leser eher mit Verwunderung auf die Art der Fragen, aber die Scienblogs Leserschaft ist halt auch nicht repräsentativ für die deutschsprachige Bevölkerung. Ich vertrete hier weiterhin die “Es gibt keine dummen Fragen” Meinung und ich beantworte alles, solange dies meine Zeit zulässt.

  6. #6 Tobias Cronert
    30. März 2017

    @Tim: Danke für den Hinweis. Vielleicht hatte ich die medizinische Abteilung des KIT im Hinterkopf. Zu solchen Einrichtungen muss ich auch irgendwann mal einen Artikel schreiben.

  7. #7 Peter
    Niederrhein
    30. März 2017

    Die Einstellung ehrt Dich, Tobias. Ich mutmaße aber mal stark, dass die naturwissenschaftliche (im engeren Sinn: nukleartechnische) Aus- und Weiterbildung im Rückzug begriffen ist. Das Wissen um diese Dinge nimmt wohl ab. An der TH Aachen bieten Sie jetzt für Mathe-/Physikstudenten Vorbereitungskurse für Bruchrechnen an. Was abnimmt ist auch die Eigenrecherche – lieber läßt man’s sich vorkauen. Mit dem Alter werde ich (stud. Philosoph) noch zum Kulturpessimisten

  8. #8 Tobias Cronert
    30. März 2017

    Danke. Naja die Menschheit selber wird ja (leider) seit der Steinzeit nicht klüger oder dümmer. Das einzige, was sich ändert ist das zusammengetragene Wissen und der Umgang mit selbigem.

    Meine Beobachtung ist, dass sich immer mehr spezialisiert wird. Vom Universalgelehrten, zum Naturwissenschaftler, zum Quantenfeldtheoretiker, der nicht mehr weiß, wie man einen Lötkolben bedient.

    Die meisten Schreiberlinge hier bei SB (und ich auch) sehen sich ja als Vermittler und Übersetzer ihres Fachbereiches in eine Sprache, die auch Leute verstehen können, die sich auf etwas anderes spezialisiert haben.

    Die Orthographie, der Schreibstil und der persönliche Kontakt, den ich zu Fragenden (wie hier in diesem Beispiel) habe zeigen mir meistens, dass es intelligente, gebildete Menschen sind, die nur aus einer vollkommen anderen Ecke kommen, vom Überangebot des Internets erstmal erschlagen sind und einen “Übersetzer” suchen.

  9. #9 wereatheist
    30. März 2017

    Die Kleidung habe ich gewaschen. Ist jetzt die Waschmaschine kontaminiert?

    Diese Art der Frage erinnert mich ganz stark an eine (ganz schnell wieder) Ex von mir, die eine Angst/Zwangsstörung hatte.
    Im normalen zwischenmenschlichen Umgang wäre es ja auch eine Unverschämtheit, aus der Herkunft der Ukrainerin zu schließen, sie könnte kontaminiert sein.

  10. #10 schorsch
    30. März 2017

    Auch wenn die Scienblogs Leserschaft nicht ‘repräsentativ für die deutschsprachige (?) Bevölkerung’ ist – die Leute, die sich schriftlich ausserhalb der Kommentarspalten im Blog direkt an die Autoren der scienceblogs wenden sind das ganz gewiss auch nicht!

    Ich vermute eher, dass gerade solche Leute eine hochgradig spezifische Bevölkerungsgruppe darstellen.

    Auch wenn zu vermuten ist, die die wenigsten Menschen bei Fragen zur ‘Ansteckungsgefahr’ durch Radioaktivität ähnlich wenig Ahnung haben, wie die hier zitierte Fragestellerin, unterscheiden diese sich von ihr doch darin, dass sie sich über solche Dinge schlicht keine Gedanken, geschweige denn Sorgen machen.

    Ich kann mir jedoch vorstellen, dass Leute, die sich um solche Dinge Sorgen machen, durch Ihre Antwort eher noch zusätzlich beunruhigt werden. Denn wenn die Frage sich auf ‘alle Ukrainer’ bezieht, sollte man sich auch in der Antwort ganz klar auf diese Personengruppe beziehen und nicht auf den hypothetischen und hochgradig konstruierten Fall, dass die Ukrainerin, um die es in der Frage geht, sich vor zwei Tagen noch im radioaktiven Staub im Sperrgebiet von Tschernobyl gesuhlt hat.

    Denn so, wie die Antworten formuliert sind, entsteht leicht der Eindruck, dass besondere Hygienemassnahmen nach dem Kontakt mit Ukrainern, wenn auch nicht zwingend notwendig, so doch höchst vernünftig seien.

  11. #11 schorsch
    30. März 2017

    P.S. In meinem dritten Absatz hätte es heissen müssen “Auch wenn zu vermuten ist, dass die meisten Menschen..:”

  12. #12 tomtoo
    30. März 2017

    Wissenschaftlich absolut korrekt. Aber wurds auch so verstanden ?

    Wissenschaftskommunikation ?

  13. #13 Laie
    31. März 2017

    Er könnte sich einen Geigerzähler kaufen und seine Bekannte prüfen, und anschließend beruhigt sein, dass alles ok ist.

    (Wahrscheinlich ist ein Geigerzähler eher für Schwammerl-/Pilzsucher in bayerischen Wäldern eher sinnvoll.)

  14. #14 Tobias Cronert
    31. März 2017

    naja solche Fragen kommen ja auch immer mal wieder hier in den Kommentaren und da ist die Hürde ja schon recht hoch, da die anderen Kommentatoren hier erwarten, dass die Fragenden zumindest mal vorher die entsprechenden Wikipediaartikel gelesen haben.

    Einen Geigerzähler zu kaufen empfehle ich auch des öfteren, aber dann entsteht direkt auch das Problem, das ich hier mal beschrieben hatte https://scienceblogs.de/nucular/2016/11/24/wieso-zeigt-mein-geigerzaehler-so-unterschiedliche-ergebnisse-leserfrage/

  15. […] Unseren Nucular-Blogger hat ein Leser gefragt, welche Gefahr von seiner ukrainischen Bekannten ausgeht. Diese lebe zwar in Deutschland, reise aber immer wieder mal in ihre Heimat. Kann er sie dann noch zur Begrüßung umarmen? Die Kurzantwort ist: Ja. Wenn er Angst hat, kann er ja danach duschen gehen und die Kleider waschen. […]

  16. #16 Hobbes
    31. März 2017

    @schorsch:
    Leider stimmt das nicht. Ich bin in der Nähe eines Kernkraftwerkes aufgewachsen (2Km) und wurde schon öfters gefragt ob ich nicht angst hätte, dass das Ding explodiert (sogar mein älterer Bruder hat das als einen Grund angegeben weiter weg zu ziehen) Ich habe dann immer geantwortet das es extrem unwahrscheinlich ist und selbst wenn, ich problemlos schnell genug weg fahren könnte. Die Reaktion darauf war jedes mal gleich. Es wurde für völlig absurd gehalten vor einer gewalltigen Feuerwalze wegfahren zu können. In den Köpfen dieser Leute ist eine Kernschmelze identisch mit einer Atombombe. Wenn ich tippen müsste würde ich auf etwa die Hälfte der Bevölkerung tippen die das glaubt.
    Tote durch das AKW-Unglück in Fukushima sind auch so eine Sache in der die Mehrheit unglaubliche fehlinformiert ist.

  17. #17 Peter
    Niederrhein
    31. März 2017

    Ich hatte mich letztes Jahr mal informiert über eine geführte Tour in Pribyat (meine Frau wollte mich leider nicht begleiten). Was jetzt viele nicht wissen: man kommt ohne Kontrollen (Ganzkörperscans) nicht wieder aus dem kontaminierten Gebiet heraus. Von daher ist es auch unter theoretischen Gesichtspunkten mehr als unwahrscheinlich, aus Tschernobyl mit Kontaminationen “herausspazieren” zu können. Das andere Problem: fürs Messen (Kleider, Schuhe, Hände etc.) reicht kein Spielprodukt, sondern man braucht einen großflächig messenden Kontaminationsmonitor, z.B. (für Amateure gebraucht noch erschwinglich) einen Contamat FHT 111M. Das ist dann natürlich echte Liebe, wenn der Typ (vermummt mit Handschuhen und Staubmaske) sein Schatzi mit dem Contamat von oben nach unten abtastet ;-))

  18. #18 Hobbes
    31. März 2017

    “Im normalen zwischenmenschlichen Umgang wäre es ja auch eine Unverschämtheit, aus der Herkunft der Ukrainerin zu schließen, sie könnte kontaminiert sein.”

    Es ist in meinen Augen eigentlich noch schlimmer. Die Leute die so drauf sind haben Ökologie nicht selten als Ersatzreligion (was nicht schlimm ist. Ich sehe in Fußball und manch anderen oft ähnliche Funktionen). Aber wenn man davon ausgeht, dass die Religion der man anhängt fast ausschließlich der Umgebung geschuldet ist, muss man sich einmal vorstellen man würde Leute aus anderen Gründen als “religös unrein” bewerten.

    Ich will damit auch ausdrücklich nicht die Person angreifen die die E-Mail geschrieben hat. Im Gegenteil Expertenwissen einzuholen um die eigene religiöse Ansicht zu hinterfragen ist ein guter und mutiger Schritt. Ich Verurteile da eher die Gemeinde die dieses Fehlwissen fördert und ausnutzt.

  19. #19 Peter
    Niederrhein
    31. März 2017

    @hobbes
    Ja, das stimmt wohl: die Todeszahlen von Fukushima wurden exklusiv vom Tsunami verursacht; Folgeschäden durch erhöhte Strahlenexposition nicht mit eingerechnet. Ich selbst wohne 30 km von Aachen entfernt und denke natürlich hin und wieder an Tihange (57 km von Aachen weg), denn im schlimmsten Fall wären auch Teile des Niederrheins nicht mehr bewohnbar. Das allgemeine Verkehrsrisiko ist allerdings höher anzusetzen. Ich bin da zwiegespalten, könnte allerdings auf einen hohen Wertzuwachs meines Equipments erwarten 😉

  20. #20 Frenk
    Basel
    31. März 2017

    @ Hobbes, @ Peter # 16-19

    Ich teile eure Ansichten. Wir (naturwissenschaftlich gebildete) Leser sind bewandert in Suche, Diskriminierung und Einordnung von relevanter Information. Das ist unter anderem unser Handwerk. Wir repräsentieren vielleicht ein Promille der Bevölkerung.

    Otto Normalverbraucher (die überwiegende Mehrheit der Gesellschaft) muss seine Information aus den Medien beziehen. Was die Hysterieschleuder “Spiegel Online” etwa nach Fukushima zelebriert hat, brauch’ ich euch nicht nochmal zu erzählen. Bei Tschernobyl war es ganz ähnlich. Es ist ein Fakt (sic), dass Schlagzeilen und Angst (die Amygdala verstärkt emotional gespeicherte Erinnerungen) sich in den Köpfen einnisten und schwer zu löschen sind. Siehe auch AKW und Atombombe.

    Tobias’ Erklärungen sind in diesem Zusammenhang löblich. Unter Bekannten schaffe ich es auch oft Zusammenhänge unaufgeregt zu erläutern. In Internetforen ist es sinnlos. Ich habe es persönlich aufgegeben.

  21. #21 Frenk
    Basel
    31. März 2017

    P.S. Ein weiteres aktuelles Beispiel für mediale Angst-Schürungs-Mechanismen sind die Schlagzeilen-Salven bezüglich Ausländer und Terror und der Anstieg der Verkäufe von Handfeuerwaffen. Hier in der Schweiz gerade ziemlich alarmierend.

  22. #22 Tobias Cronert
    31. März 2017

    Wir leben aktuell unbezweifelt in einer Zeit, wo sich die Wege der Informationen und der Umganng mit selbigen stark verändert.
    Ich bin überzeugt, dass wir hier bei Sb (und ähnlichen Platformen) auf der richtigen Seite stehen und hoffentlich einen Unterschied machen können.
    Bislang waren meine Erfahrungen (bis auf ein paar kleine Ausnahmen) fast durchgehend postitiv.

  23. #23 tomtoo
    1. April 2017

    Nach den ersten Fukushima Bildern ist mir eine Frau beim Einkaufen (Mannheim) begegnet, die mir den Tipp gab , doch dringenst Trinkwasser zu kaufen.
    Das Unwissen und damit auch die Verunsicherung ist einfach sehr groß.
    Leider hatt Fukushima halt auch gezeigt dass die Betreiber daran nicht unschuldig sind. Wird man angelogen reagiert man halt nervös

  24. #24 Peter
    Niederrhein
    1. April 2017

    Ich würde mal sagen: so gut wie alle AKW-Betreiber lügen bzw. verharmlosen, wenn es zu Zwischenfällen kommt. Einfach deshalb, weil sie Überreaktionen der Öffentlichkeit fürchten. Aber genau diese Übereaktion setzen sie dann schließlich doch ins Werk sobald die “Wahrheit” herauskommt. Es gehört sozusagen zum guten Ton, zu untertreiben, um den befürchteten Übertreibungen prohibitiv entgegenzuwirken. Ein richtiger Teufelskreis.

  25. #25 Pilot Pirx
    1. April 2017

    Also ich bewundere ja die Geduld der Scienceblogger. Bist Du eigentlich sicher, nicht vom Fragenden verarscht worden zu sein?
    Wenn ich so Symptome lese wie “Stirn glatter”, “gelenkiger”, “sexuell erregter”, “schlanker”… Ich frag mich, wieso Tschernobyl nicht schon lange von Horden menopausierender Botoxweibchen belagert wird. Damit ließe sich sicher viel Geld verdienen.
    Wäre mir diese Art Frage vorgelegt worden, ich hätte wohl etwas anders geantwortet. Etwa:
    Tut mir leid, Ihr Fall ist hoffnungslos, Sie und Ihre Freundin sind eine Gefahr für die menschliche Gesellschaft. Bitte melden Sie sich schnellstmöglich zwecks schmerzloser Tötung und sicherer Endlagerung bei der nächstgelegenen Dienststelle des Bundesumweltamtes.
    Selbstverständlich übernimmt der Staat die Kosten(inclusive einer letzten Mahlzeit bis max.25 Euro).

  26. #26 Tobias Cronert
    2. April 2017

    Natürlich kann ich mir niemals sicher sein ob ich verschaukelt werde aber ich denke nicht, dass das hier der Fall gewesen ist und auch im Allgemeinen nicht wirklich “attraktiv” ist.
    Denn was würde der Initiator eines solchen “Pranks” gewinnen? Dass ich Zeit damit verbringe Fragen zu beantworten, die man sich auch ergoogeln kann? Also mir ist meine Zeit jetzt schon wertvoll, aber für jemand anderen?

    Außerdem ist dieses Beispiel ja eben nur eines von vielen. Eine Menge Leserfragen drehen sich zwar generell schon um das gleiche Thema, zeigen aber schon wesentlich mehr Hintergrundwissen und auch eine “unaufgeregtere” Einstellung, wie z.B. Radioaktivität in jap. Autos oder Wiso zeigen Geigerzähler immer so hohe Schwankungen?

    Der Artikel hier beschreibt ja eher einen kurioseren Fall, der aber trotzdem keine Ausnahme ist. Deshalb habe ich ihn ja hier auch gepostet, damit Leute, die dieselben Fragen in Zukunft haben einfach den Artikel lesen können und mir keine Mail schreiben müssen.

  27. #27 Martin
    3. April 2017

    Ich dachte wie Pilot Pirx: Das muss ein Aprilscherz sein.

  28. #28 Tobias Cronert
    3. April 2017

    Das mit mit dem Aprilscherz wurde mir ja schon öfter vorgeworfen. https://scienceblogs.de/nucular/2016/10/04/die-radioaktive-endlager-katze/#comment-7635

    Ich sehe es schon ein wenig als Kompliment an, wenn man die Aprilscherze nur an dem Datum erkennt: https://scienceblogs.de/nucular/2015/04/01/pyrodynamik/

    Offensichtlich hinterfragen die Sb-Leser nicht nur am 1.4. Sachen, die sie im Internet lesen.

  29. #29 anderer Michael
    4. April 2017

    Ich habe den Beitrag mehrfach gelesen und bin etwas ratlos. Ich glaube nicht, dass die Fragen des Herrn Johann ernst gemeint sind. Er hat soviel Ahnung, dass er weiß, dass es Quatsch ist. Er setzt scheinbar naiv auf an sich sinnvolle Anfangsfragen immer absurdere Bemerkungen drauf, um auszutesten, wie weit ergehen kann.

  30. #30 Peter
    Rheinland
    4. April 2017

    Ich glaube, wir sollten es gut sein lassen. Der Fragende hat sich entweder einen Scherz mit uns erlaubt (sei ihm gegönnt) oder eine denkwürdige Frage gestellt und dann hoffentlich Erleichterung erfahren.

  31. #31 gedankenknick
    4. April 2017

    Wenn man mal zynisch lachen will, muss man sich die Kommentare zur Google-Maps-Markierung “Vergnügungsport Prypjat” durchlesen – https://www.google.de/maps/place/Vergn%C3%BCgungspark+Prypjat/@51.405638,30.0475301,13.67z/data=!4m15!1m7!3m6!1s0x472a7daa5b69c469:0x32d80be9b6bf089a!2sPrypjat,+Oblast+Kiew,+Ukraine!3b1!8m2!3d51.4045032!4d30.0542331!3m6!1s0x0:0x87aa178315dd0d18!8m2!3d51.4078931!4d30.0556487!9m1!1b1 Wobei ich mir nicht sicher bin, ob das mit “Vergnügungspark” wirklich korrekt übersetzt ist.

    Betreffend Lebensmittel, die man auf radioaktive Kontamination untersuchen will, insbesondere Pilze, habe ich noch so im Kopf, dass ein “normales Zählrohr daneben legen” verhältnismäßig witzlos wäre. Zumindest nach Tschernobyl wurden da Geräte seitens der Behörden eingesetzt, die einen innenliegenden Probenbehälter hatten und während der Messung mit einem recht massiv wirkenden Deckel verschlossen wurden. Hatten was von nem Schnellkochtopf, so im nachhinein erinnert…

  32. #32 Peter
    Rheinland
    4. April 2017

    Ich habe im letzten Jahr zwei schwere Kisten (RAM II) verscherbelt. In einer war auch so eine “Bleiburg”, um die Hintergrundstrahlung abzuschirmen, wobei ich mal las, dass man dafür auch altes Blei braucht mit wenig Pb210.
    Wer mal testen will, ob sein Gerät “lebensmitteldetektierfähig” ist, kann das an Bananen(K40), aber auch an Paranüssen (Ra226, Ra228) testen – man braucht dafür nicht nach Bayern.
    Wer sich für das Thema interessiert, findet das hier als gute Einführung: https://edoc.sub.uni-hamburg.de/haw/volltexte/2013/1937/pdf/lsab12_102.pdf

  33. #33 Tobias Cronert
    4. April 2017

    @anderer Michael: Also wenn jemand bei mir austesten will, wie weit er gehen kann, in dem er immer abwegigere Fragen stellt… nunja, dann ist diese Grenze bislang noch nicht erreicht worden. Ich kann auch von mir gerade auch gerade nicht so genau sagen, wo ich einen Schlusstrich ziehen würde.

    Die einzigen Fragen, die mir manchmal auf die Nerven gehen sind Schüler, die für eine Hausaufgabe eine Mail schreiben, statt Wikipedia zu benutzen oder zweieinhalb Meter nachzudenken. Die kann man aber recht einfach herausfiltern.

    @gedankenknick: Grundsätzlich das, was Peter schreibt. Um die Strahlung in Lebensmitteln nachzumessen muss man entweder so eine Bleikammer benutzen oder energieaufgelöst messen. Da werde ich aber sicher auch noch mal etwas zu schreiben, weil das auch so eine der klassischen Fragen ist.

  34. #34 Florian
    4. September 2017

    Für mich liest sich die Nachricht des Fragestellers ziemlich stereotypisch wie die Bedenken eines Menschen mit einer Angst- und/oder Zwangserkrankung.
    Die gegebenen Antworten finde ich in der Hinsicht sehr bedenklich (auch wenn ich ehrlich lachen musste).
    Sicher sind diese akademisch gesehen und den absoluten worstcase (wie wahrscheinlich ist der ? 0,…01% ?) korrekt. Aber man sollte doch nicht nur rein sachlich und akademisch korrekt antworten, sondern eben auch die Relevanz (Wahrscheinlichkeit der jeweiligen Ereignisse) mit in Betracht zieht.
    Die ukrainische Bekannte ist in Sachen Verschleppung von Kontamination um Größenordnungen unkritischer, als so viele andere Menschen und Gebrauchsgegenstände. Um den Reaktor Tschernobyl gibt es eine Sperrzone und Kontrollen. Es gibt so viele Orte an denen wissentlich oder unwissentlich und ohne jegliche Kontrolle ungewollter Kontakt mit Radionukliden vorkommen kann: Steinbrüche, Hinterlassenschaften aus militärischen oder Bergbaubeständen, Metallschrott, eine Kontrolle findet da in sehr vielen Ländern nicht statt und selbst hierzulande fand man dann öfters mit Co60 oder Cs137 kontaminierte Stähle, leider erst bei deren Entsorgung (nachdem sie jahrelang verwendet wurden?)…
    Ich würde jede Kamera/jedes Auto aus Japan als kritischer ansehen, als die ukrainische Bekannte (wobei die Wahrscheinlichkeit für eine relevante Kontamination an beiden wohl gegen Null gehen sollte).
    Dem Fragesteller würde ich wirklich empfehlen und das ist keine Schmährede, ich kenne das aus persönlicher Erfahrung gut, sich beuwßt zu werden, dass sein Problem nicht die mögliche Gesundheitsgefahr (die sich im winzigsten Promillbereich bewegen dürfte) durch die Bekannte, sondern ein ganz anderes, nämlich die Tendenz zu angsteinflößenden, zwanghaften Gedanken sein könnte. Das ist nämlich eine sehr ernstzunehmende Gesundheitsbedrohung, die aber von den meisten Betroffenen erst Jahre später erkannt wird und von der Gesellschaft völlig tabuiert bzw. lächerlich gemacht wird.

  35. #35 Tobias Cronert
    5. September 2017

    Für mich ist es immer recht wichtig solche Fragen und Beiträge zu bekommen, denn ich lebe halt normalerweise, wie die meisten meiner Kollegen, in einer Informationsblase. Wenn ich täglich mit Radioaktivität umgehe und mit meinen Kollegen drüber spreche, die genau daselbe tun, dann verliehren wir halt die Perspektive zu dem, was der Durchschnitt denkt, weis und fühlt.

    Klar ist dieser Beitrag ein Extrem auf der anderen Seite, aber der Median der Bevölkerung wird eher zwischen unseren beiden Extremen liegen, als z.B. bei den üblichen Kommentaren unter diesen Seiten hier bei SB. Schon allein die Kommentierende Minderheit an SB-Nutzern wird sich von der schweigenden Leserschaft unterscheiden, was ich manchmal im Backend an den Statistiken sehe. Daher finde ich es auch so toll, dass es hier die Möglichkeit gibt Anonym zu posten und die Zeit, die ich für die Moderation solcher Beiträge aufwenden muss sehe ich immer als gut investiert an.

    Ich habe weder die Kompetenz, noch den Willen mich über anderer Leute Ängst auszulassen. Ich kann nur vormachen, wie ich selber mit meinen Ängsten umgehe (nämlich Wissen suchen) und dies als Lösungsvorschlag ohne Anspruch auf Allgemeinheit in den Raum werfen.

  36. #36 Peter K.
    Titz
    5. September 2017

    Hallo Tobias,
    das mit den (irrationalen) Ängsten kann ich aus eigener Anschauung nur bestätigen. Neulich kam wieder ein kleiner, hübsch blasiger Uraninit zu mir. Beim Auspacken fing meine Frau an zu zedern. Was das für ein Scheißhobby sei, die ganzen Strahlen im Haus und augenblicklich müsse ich den eingedosten Stein (3x2x1 cm) in den Keller verfrachten. Jeder Versuch, ihr wenigstens ein bißchen was an Grundlagen (Hintergrundstrahlung, Strahlungsarten, Gefärdungspotentiale etc.) blieben erfolglos. Auch mein Angebot mit mir in den Keller zu gehen, um ihr zu zeigen, dass selbst ein empfindlicher Geigerzähler erst einen Meter vor der Sammlung ausschlägt, wurde nicht akzeptiert. Es war – bezüglich dieser Sache – kein rationales Gespräch möglich. Ich denke mal, dass diese Haltung in unserer Bevölkerung doch stärker verbreitet ist, als man annimmt.
    Gruß
    Peter

  37. #37 Tobias Cronert
    5. September 2017

    Ich benutze ja auch immer mal gerne hier meine Mutter als Beispiel. Die Frau ist intelligent, gebildet und vertraut mir (weitestgehend *g*). Trotzdem kann ich sie nicht in eine rationale Diskussion über ionisierende Strahlung verwickeln. … obwohl sie beinahe Chemikerin geworden wäre.

    Unter anderem deshalb versuche ich hier auf SB direkt emotional zu kommunizieren und dem ganzen eine persönliche Note zu geben.

    PS: Die Verteilung von Jodtabletten hier bei uns in der Städteregion sagt ja auch mal wieder viel über die Wirkung dieses Themas aus.