Als Neutronenphysiker entwickelt man schon fast zwangsläufig eine gewisse Vorliebe und Passion für Alufolie. Sie ist nahezu durchsichtig für Neutronen, man kann Pulverproben und auch ganze Einkristalle bestens darin einwickeln, sie dient als Strahlungsschild für kryogene Proben nahe dem absoluten Nullpunkt, hält das Mikrowellenessen warm, wenn man in der Nachtschicht mal wieder nichts Ordentliches bekommen hat und kann auch sonst um jeden Detektor und jedes Kabel gewickelt werden, um es vor elektromagnetischen Störungen zu schützen.
Warum ich das schreibe? Weil viele Suchbegriffe, die Leser auf diese Seite führen, so aussehen wie “Alufolie Schutz Radioaktivität” oder “Alufolie Festplatte radioaktive Strahlung”. So sehr ich Alufolie auch liebe und so praktisch sie für die vielen oben beschriebenen Dinge ist, eines kann sie leider nicht: Zum Schutz vor ionisierender und speziell radioaktiver Strahlung ist Alufolie kaum besser als ein Blatt Papier. Bei jeglicher “geladener” ionisierender Strahlung ist die Abschirmfähigkeit in erster Näherung proportional zu der Kernladungszahl der Teilchen. Das macht ein Metall zwar generell zu einer guten Wahl, aber ein kurzer Blick ins Periodensystem zeigt, dass so ziemlich alle anderen Metalle besser sind. Weiter heißt es dann auch “je dicker die Abschirmung desto besser” und AluFOLIE ist ja eben absichtlich nicht massiv.
Die Verwechslungen kommt natürlich daher, dass Alufolie gut zum Abschirmen von langwelliger elektromagnetischer Strahlung von Infrarot bis Funk (durch sehr unterschiedliche Mechanismen) benutzt werden kann und sowohl Röntgen- als auch Gamma-Strahlen ja auch nur EM-Wellen mit einer anderen Wellenlänge/Energie sind. Leider ist die Energie von Röntgen- und Gamma-Photonen (um jetzt mal das Teilchenbild zu bemühen) zu hoch, um von den paar einzelnen Elementarladungen in der Alufolie aufgehalten zu werden und so gehen sie da durch wie ein heißes Messer durch Butter.
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