Welche Schwierigkeiten haben sie jetzt in ihrem Parcours so gehabt und würden sie, wenn sie die Wahl hätten, es nochmal machen oder anders machen vielleicht ?
Öhm… Mit Parcours meinst du…?
Studium, Doktor…
Ja, ich hab ziemlich lange studiert. Also ich hab für mein Studium insgesamt 18 Semester gebraucht. Das ist ziemlich lange. Die Regelstudienzeit für Physik sind zehn Semester. Die Durchschnittstudienzeit für Physik sind 14, 5 ungefähr. Also ist das nicht so unnormal, dass mal ein paar Leute länger brauchen. Ich habe aber schon ziemlich lange gebraucht.
Das hat generell zwei Gründe: Erstens hab ich ne Menge Hobbys, die ich nicht aufgegeben habe. Und zweitens bin ich jetzt auch nicht der beste Physiker, den es jemals gegeben hat. Ich bin durchschnittlich intelligent, für nen Physiker, deswegen hätte ich durchschnittlich lange gebraucht: 14 Semester ungefähr. Dazu hatte ich ne Menge Hobbys, daher habe ich 18 Semester gebraucht.
Öhm… Ob ich das nochmal so machen würde? Ich denke ja. Obwohl mir da ne Menge Geld entgangen ist. Wenn ich diese Jahre in Verdienst umrechnen würde, wäre das tatsächlich viel Geld gewesen. Aber durch meine Hobbys habe ich auch sehr viel gelernt und einfach ne gute Balance im mein Leben. Physik ist eine Berufung, kein Beruf. Und auch später im Doktoranden-Dasein und nach dem Doktor muss man sehr darauf achten, dass man mit seinem Leben glücklich und zufrieden ist. Sonst kann man das nicht lange machen, dann geht man kaputt, holt sich nen Burn-Out und muss dann gucken irgendeinen rührigen Job anzutreten und kann nicht mehr das machen, was man will.
Sind sie eher Bachelor oder Master, so was haben sie jetzt gemacht und wozu würden sie jetzt eher anraten?
Ich hab noch das Diplom gemacht damals, umgerechnet wäre das ein Master. Die Bachelor- Master-Einführung gab es gerade, als ich noch studiert hab. Das heißt, ich hätte mit einem Bachelor abbrechen könne, wenn ich es gewollt hätte, aber das habe ich absichtlich nicht gemacht. Das komplette Physikstudium ist darauf ausgelegt, als Master abzuschließen. Wenn man in die Wissenschaft gehen will, braucht man auf jeden Fall den Master, da führt kein Weg dran vorbei. Der Bachelor ist in seinem Konzept her eine akademische Ausbildung light. Also eine einfache akademische Ausbildung, vergleichbar mit ner früheren Fachhochschule zum Beispiel. Mit nem Bachelor kann man einfache Berufe machen in der Wissenschaft, wo man nicht wirklich in die Tiefe gehen muss. Die sind aber relativ selten und eben meistens auch in der Wirtschaft verankert. Der Bachelor ist in Deutschland nur eingeführt worden, damit die Wirtschaft Leute hat, die sie nicht so gut bezahlen muss wie jemanden mit abgeschlossenem Studium. Im Umkehrschluss in der Wirtschaft, im Automobilkonzern zum Beispiel, sind Physiker für viele Sachen überqualifiziert. Als Physiker macht man in der Ausbildung sehr viele Sachen, die man in der Wirtschaft nicht braucht. Du brauchst in den meisten Wirtschaftsbereichen keine Quantenmechanik, du brauchst keine Relativitätstheorie. Das ist für einen Automobilkonzern, der dich einstellen will, unnützes Wissen, das er im Zweifelsfall bezahlen muss. Das muss er mit nem Bachelor nicht.
Was sind so Fähigkeiten, die man haben muss, um Physiker zu werden oder Fähigkeiten, die man jetzt nicht haben muss, um Physiker zu werden?
Als Physiker muss man auf jeden Fall neugierig sein. Das ist das absolut Wichtigste. Du musst als Physiker immer fragen: Warum? Dich selber fragen, wie funktioniert das? Warum passiert das? Das ist naturwissenschaftliches Denken, das ist das, was Physiker machen. Wenn man alle Naturwissenschaften auf ein Wort runterbrechen würde, wäre das “Neugierde”. Das ist die zentrale Eigenschaft, die ein Mensch braucht, um Naturwissenschaften im Allgemeinen und Physik im Besonderen zu studieren.
Du brauchst auch eine gewisse Fähigkeit zur Logik, denn Physik und die anderen Naturwissenschaften ist die Erklärung von naturwissenschaftlichen Phänomenen durch Formeln, durch Logik und du musst es schaffen, abstrahieren zu können und in einer logischen Formelsprache die Absicht dahinter zu erkennen.
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