Vor kurzem hatte ich einer Schülerin der 10ten Klasse aus dem benachbarten Lüttich in Belgien ein Interview zum Thema “Wie ist das Leben denn so als Physiker?” gegeben – unter der Bedingung es nachher auf SB veröffentlichen zu dürfen.

Sie hatte mich hier im Forschungszentrum besucht und nach einer kleinen Führung haben wir uns einfach spontan hingesetzt und ich habe frei heraus erzählt ohne vorher irgendwelche Fragen zu kennen oder mir Antworten zurecht zu legen. Als sie mir nachher die Abschrift zugeschickt hat, war ich zugegebenermaßen etwas schockiert. Zum einen aufgrund der informellen Sprache, der ich mich offenbar bedient hatte und zum anderen wegen der doch schon recht persönlichen Informationen, die ich über mich preisgegeben habe.

Daher habe ich tatsächlich längere Zeit mit mir gerungen, ob und falls ja, in welcher Form ich dieses Interview denn überhaupt veröffentlichen soll. Ein deutlicher Aspekt war die Fragestellung, wieviel private informationen ich hier preisgeben möchte. Eigentlich wollte ich schon länger für mich mal eine persönliche privacy policy erstellen, bin aber bislang leider noch nicht dazu gekommen. Ich habe mich letztendlich dazu entschlossen das Interview ungeschnitten und ungekürzt hier reinzusetzen. Transparenz erfordert zwar einiges an Mut, aber bislang bin ich damit immer sehr zufrieden gewesen und habe eher davon profitiert, ein authentisches Bild abzugeben.

Dennoch möchte ich mich hier schon vorab für meine Sprache entschuldigen, die in der Abschrift dieses Interviews doch sehr von meiner Schriftsprache abweicht und an mehr als einem Punkt meine rheinländischen Wurzeln erkennen lässt.

Wie sind sie dazu gekommen Physiker zu werden, so jetzt vom Anfang an bis jetzt, hier?

Von Anfang an? Ich habe Physik studiert, weil ich es nicht konnte. (lachen) Das ist tatsächlich die ganz einfache Variante. In meiner Schulausbildung hatte ich viel Biologie und Chemie. Ich war schon immer naturwissenschaftlich sehr begeistert und hab mich sehr für meine Umgebung interessiert. Meine Mutter erzählt immer, wie ich als kleines Kind im Garten rumgerannt bin und irgendwelche Viecher eingefangen und irgendwelche verschiedene Erden eingetopft habe, weil ich unbedingt wissen wollte wie die Sachen aussehen und ich immer schon sehr neugierig gewesen bin.

Das heißt, Naturwissenschaften, das war immer mein Ding solang ich mich erinnern kann.

In meiner Schule hatte ich ein halbes Jahr lang Physikunterricht, mehr nicht und deswegen habe ich mich entschieden, Physik zu machen.

Eigentlich wollte ich Medizin studieren, war dann in der Feuerwehr als Rettungssanitäter und habe gesehen wie Mediziner im Alltag arbeiten. Danach habe ich beschlossen: Mö, das will ich nicht! (lachen)

Daraufhin wollte ich unbedingt Naturwissenschaften machen, weil es meine große Leidenschaft ist, irgendwas zu erforschen. Ich hab gesagt: Biologie, Chemie nö, das kann ich schon, das habe ich schon in der Schule gemacht. Von Physik hab ich keine Ahnung. Lass uns das mal machen.

Und heute? …

Ja, Physik ist die beste Naturwissenschaft überhaupt.

Na, Chemie ist angewandte Physik. Chemie ist nichts anderes als die Physik der äußeren Atomhülle.

Und Biologie ist nichts anderes als angewandte Chemie: Wie verhalten sich Proteine? Wie verhalten sich Aminosäuren? Wie verhalten sich komplexe chemische Systeme? Das ist Biologie!

Effektiv ist also alles Physik!

Physik ist die grundsächliche Naturwissenschaft. Das sind die grundsächlichen Dinge um die Welt zu verstehen oder um es mit Goethe zu sagen: „Zu erkennen, was die Welt im Innersten zusammenhält.“ (lachen)

Und wo hast du dann studiert, in Köln dann?

Ja, ich hab in Köln studiert. Ich komme aus Köln, bin ein gebürtiger Kölner. Da konnte ich dann in der Wohnung von meinen Großeltern wohnen ohne Miete bezahlen zu müssen. Das war dann relativ einfach.

In Deutschland gibt es keinen großen Qualitätsunterschied zwischen den Physikstudiengängen an unterschiedlichen Universitäten. Ich wurde oft gefragt, zu welcher Uni in denn raten würde und da muss ich immer sagen: Es gibt keinen wirklich großen Unterschied. Kleine Unterschiede schon, aber es ist jetzt nicht wie in den USA, wo du zehn Eliteunis hast und der Rest nur noch in der Statistik auftaucht. In Deutschland ist die Hierarchie einfach ziemlich flach zwischen unterschiedlichen Universitäten.

Aktuell bin jetzt ich an der RWTH Aachen eingeschrieben und weil unsere Professoren da auch unterrichten, helfe ich beim Unterrichten mit und leite auch Übungsgruppen. Der Inhalt und das Niveau ist das gleiche wie Köln. Kein großer Unterschied.

Wie sieht ihr Alltag aus, so Arbeitszeiten und so Sachen?

Eh ja, Arbeitszeiten gibt es keine! (lachen)

Ja, da musst du dich, wenn du Physikerin werden willst, sofort davon verabschieden. Du hast keine festen Arbeitszeiten. Physik ist eine Berufung und kein Beruf!

Ich mach dann so viel Arbeit, wie es sein muss und oft ist das wesentlich mehr als jemand in einer 40-Stunden Woche machen würde.

Das heißt, die Forschungsreaktoren laufen rund um die Uhr, 24 Stunden am Tag, komplette Woche durch, also auch am Wochenende, auch an Feiertagen, weil diese Zyklen einfach an wesentlich wichtigere Sachen gebunden sind als einen Kalender. Und deswegen macht man die Experimente dann, wenn man Zeit dafür kriegt. Wie ich eben schon erzählt habe, einer meiner Experimenttage an einem Forschungsreaktor kostet ungefähr 15 000 Euro und deswegen kann man sich nicht erlauben, davon nur irgendwas zu verschwenden. Deswegen muss dann gearbeitet werden, wenn man es macht.

Öhm, man muss natürlich ein Ausgleich finden. Jeder der Physik studiert, in der Physik promoviert und das als Job macht, der macht es aus Leidenschaft. Man verdient wesentlich weniger als in der freien Wirtschaft, ist dafür aber direkt am Puls der wissenschaftlichen Forschung und ist da wo es drauf ankommt.

Öhm … Ein normaler Tag bei mir? Den wirklich zu beschreiben ist extrem schwer, denn ich mache jeden Tag etwas anderes. Das geht von so wirklich banalen Sachen wie zum Beispiel ein Lasermesssystem für meinen nächsten Versuch zu bauen. Dabei heißt “bauen” am Computer sitzen und CAD-Zeichnungen machen, damit dann danach runter in die Werkstatt laufen und mit dem Meister absprechen kann, wie er die Dinge bauen kann, damit der das dann fräst und das Material bestellt. Währenddessen muss ich dann den Laser bestellen und so banale Sachen machen wie im Internet nach einem Laserpointer suchen, um eine Auftragsbestätigung unserer Versandabteilung zu schicken.

Ein anderer Durchschnitstag ist halt an einer Konferenz oder einem anderen Austausch mit anderen Physiker teilzunehmen. Also konkret mein Projekt und alles, was wir in diesem HBS-Projekt machen, ist immer ein großes Team, das heißt, man muss sich immer regelmäßig mit andern abstimmen: „Was machst du? Wie kann ich deine Ergebnisse für meine Bauten benutzen?“. Konkret haben wir eine Simulationsgruppe aus Aachen, die machen Computersimulationen und ich treffe mich dann mit denen zum Meeting. Die sagen mir, was ich für Parameter verwenden soll und wie groß mein Extraktionsmechanismus werden kann. Daraufhin mach ich dann die CAD-Zeichnungen und lass die von der Werkstatt anfertigen.

Das ist ein normaler Tag!

Beziehungsweise wie ich gerade schon erwähnt habe, machen wir auch Lehre. Also Professoren von uns unterrichten an der RWTH und dann betreuen wir auch Übungsgruppen. Also korrigiere ich auch die Hausaufgaben von den Studenten. Das ist auch ein normaler Tag. Aber ich sag mal nur einer von fünf Tagen.

 

So positive und negative Anekdoten von ihrem Beruf ?

(lachen)

Ach, da gibst Tausende!

Also die ganzen schönen Anekdoten, die beschreibe ich ja meistens auch im Blog.

Zum Beispiel war ich vor einem halben Jahr im Forschungsreaktor und hatte da größere Mengen Schwerwasser. Die hat man mir in einzelnen Flaschen gegeben, also einzelne Ein-Liter-Flaschen, insgesamt 70 Liter Schwerwasser.

Ich bin mit den ganzen Flaschen da rein gewatschelt und hab die alle einzeln aufgeschraubt und in mein großes Fass gekippt. Nachher wollte ich die Flaschen dummerweise behalten und… irgendwas in den Reaktor rein zu bringen ist absolut kein Problem, solange es nicht brennbar oder essbar ist. Rausbringen ist allerdings ein sehr großes Problem, weil man dann darauf achten muss, die Umwelt nicht zu kontaminieren und mit irgendwelchen radioaktiven Substanzen zu belasten.

Das Schwerwasser ist selber nicht radioaktiv und deswegen hab ich die ganzen Flaschen einfach zum Strahlenschutz gegeben und gesagt: „Ja, messt die mal frei, damit ich wieder mit nach Hause nach Jülich nehmen kann.“

Die kamen nach einer halben Stunde später bei mir an und haben mir die Hölle heiß gemacht, was ich mir denn erlauben würde, radioaktive Substanzen ohne Absprache mit ihnen aus dem Reaktor zu bringen. „Wie, radioaktive Substanzen? Die Flaschen sind leer.“ „Ja, die Flaschen sind radioaktiv.“

Jeder von diesen Flaschen hat mit 100 Bequerel gestrahlt. Also 100 Zerfälle pro Sekunde. Wir haben dann naher rausgefunden, dass die Firma, die sie hergestellt hatte, billiges Glas aus China verwendet hat und die Chinesen bei der Herstellung Uran mit in das Glas reingemischt haben und noch ein-zwei andere radioaktive Substanzen. Und deswegen hat das ganz normale Glas gestrahlt, also woraus man auch alles braune Glas für Öl oder Sonnenblumenöl aus dem Supermarkt macht… das wird aus genau dem gleichen Glas hergestellt. Und weil die das im Reaktor so exakt gemessen hatten, sind die erst überhaupt darauf gekommen, was die da alles reingepanscht haben.

Also ich war es nicht schuld, aber die Leute, die das billige Glas aus China benutzt haben.

Öhm… Dumme Anekdoten…

Hier im Forschungszentrum ist die Bürokratie immer ein ziemlich großes Hemmnis. Wie wir gerade schon gesehen haben, um dich hier überhaupt reinzubringen, haben wir eine Viertelstunde am Eingang gebraucht und wenn du dann irgendwelche Termine verpasst, nur weil dich irgendjemand aus fadenscheinigen Gründen aufhält, dann ist das doof.

Ich mach auch eine ganze Menge kaputt. (lachen)

Also, letztens war zum Beispiel eine Oxyd-MBE, also ne Dünnschichtwachsmethode, da gibs einen Detektorarm. Da hab ich falsche Parameter eingestellt und dann ist dieser Detektorarm gegen die Wand gefahren und hat sich da festgefahren. Dann mussten wir das ganze Ding belüften, weil es normalerweise unter Hochvakuum steht, um die Sachen wieder rauszuholen. Dabei ist offensichtlich irgendwo ein Stecker abgerissen und nachts als wir nicht da waren, hat der eine Kühlwasserleitung beschädigt und Wasser ist ausgelaufen. Das ist in das elektronische Steuerrack und hat den Sicherungsschalter rausgehauen und Schäden für paar Tausend Euro angerichtet. (lachen)

 

Also, wir haben auch die Aufgabe nach ihrem Verdienst zu fragen. Das ist vielleicht ein bisschen direkt, aber was verdienen sie brutto im Monat?

Ich habe eine dreiviertel E13-Stelle. Also ich werde nach dem Tarifvertrag öffentlicher Dienste bezahlt. Das ist eben in diesen E-Klassen eingeteilt: E-13, E-14 und so weiter. Da kann man unter www.beamtenbesoldung.de nachgucken, wie viel das genau ist. Normalerweise kriegen Doktoranden ne halbe Stelle…

(Geräusch von draußen)

Was machen die da unten? Ah Flüssiggas! Dann hoffen wir mal, dass das bei dir nicht auf das Aufnahmegerät draufkommt…

Normalerweise kriegen Doktoranden ne halbe Stelle. Das heißt, die werden effektiv nur für vier Stunden pro Tag bezahlt. So gut wie ein Lehrer ungefähr. Das heißt, du hast eine abgeschlossene Berufsausbildung und wirst halb so gut bezahlt wie ein Lehrer! Das ist eigentlich ein ziemlich schlechter Verdienst. Für Physiker ist es etwas besser, weil es wenig Physiker gibt. Physiker kriegen eine Zulage und deswegen kriegen wir eine dreiviertel Stelle, nicht nur ne halbe. Bei mir sind das effektiv nach Steuern 1500 Euro, 1600 Euro im Monat. Effektiv nach allem Abziehen.

Das ist aber nicht im dem Sinne ein Gehalt, weil das Doktoranden-Dasein immer noch eine Art Ausbildung ist. Ich werde quasi dazu ausgebildet wissenschaftliches Arbeiten zu lernen und dieses Doktoranden-Gehalt ist eine Kombination aus: „Die Leute müssen von irgendwas leben“ und „Wenn ich als Physiker in die Wirtschaft gehen würde, würde ich sehr viel Geld verdienen“. Als Physiker in der Wirtschaft verdient man mindestens so viel Geld wie ein Ingenieur und als Ingenieur bei einem Automobilunternehmen verdient man sowas um die 6000 Euro im Monat. Also ich verdiene ein Viertel von dem, was ich in der Automobilindustrie verdienen würde. Das ist ein wichtiger Punkt, den man vorher wissen muss. Das wird besser, wenn man mit dem Doktor fertig ist, aber nicht viel. Viel Geld wird man in der Wissenschaft nie verdienen.

 

Welche Schwierigkeiten haben sie jetzt in ihrem Parcours so gehabt und würden sie, wenn sie die Wahl hätten, es nochmal machen oder anders machen vielleicht ?

Öhm… Mit Parcours meinst du…?

Studium, Doktor…

Ja, ich hab ziemlich lange studiert. Also ich hab für mein Studium insgesamt 18 Semester gebraucht. Das ist ziemlich lange. Die Regelstudienzeit für Physik sind zehn Semester. Die Durchschnittstudienzeit für Physik sind 14, 5 ungefähr. Also ist das nicht so unnormal, dass mal ein paar Leute länger brauchen. Ich habe aber schon ziemlich lange gebraucht.

Das hat generell zwei Gründe: Erstens hab ich ne Menge Hobbys, die ich nicht aufgegeben habe. Und zweitens bin ich jetzt auch nicht der beste Physiker, den es jemals gegeben hat. Ich bin durchschnittlich intelligent, für nen Physiker, deswegen hätte ich durchschnittlich lange gebraucht: 14 Semester ungefähr. Dazu hatte ich ne Menge Hobbys, daher habe ich 18 Semester gebraucht.

Öhm… Ob ich das nochmal so machen würde? Ich denke ja. Obwohl mir da ne Menge Geld entgangen ist. Wenn ich diese Jahre in Verdienst umrechnen würde, wäre das tatsächlich viel Geld gewesen. Aber durch meine Hobbys habe ich auch sehr viel gelernt und einfach ne gute Balance im mein Leben. Physik ist eine Berufung, kein Beruf. Und auch später im Doktoranden-Dasein und nach dem Doktor muss man sehr darauf achten, dass man mit seinem Leben glücklich und zufrieden ist. Sonst kann man das nicht lange machen, dann geht man kaputt, holt sich nen Burn-Out und muss dann gucken irgendeinen rührigen Job anzutreten und kann nicht mehr das machen, was man will.

 

Sind sie eher Bachelor oder Master, so was haben sie jetzt gemacht und wozu würden sie jetzt eher anraten?

Ich hab noch das Diplom gemacht damals, umgerechnet wäre das ein Master. Die Bachelor- Master-Einführung gab es gerade, als ich noch studiert hab. Das heißt, ich hätte mit einem Bachelor abbrechen könne, wenn ich es gewollt hätte, aber das habe ich absichtlich nicht gemacht. Das komplette Physikstudium ist darauf ausgelegt, als Master abzuschließen. Wenn man in die Wissenschaft gehen will, braucht man auf jeden Fall den Master, da führt kein Weg dran vorbei. Der Bachelor ist in seinem Konzept her eine akademische Ausbildung light. Also eine einfache akademische Ausbildung, vergleichbar mit ner früheren Fachhochschule zum Beispiel. Mit nem Bachelor kann man einfache Berufe machen in der Wissenschaft, wo man nicht wirklich in die Tiefe gehen muss. Die sind aber relativ selten und eben meistens auch in der Wirtschaft verankert. Der Bachelor ist in Deutschland nur eingeführt worden, damit die Wirtschaft Leute hat, die sie nicht so gut bezahlen muss wie jemanden mit abgeschlossenem Studium. Im Umkehrschluss in der Wirtschaft, im Automobilkonzern zum Beispiel, sind Physiker für viele Sachen überqualifiziert. Als Physiker macht man in der Ausbildung sehr viele Sachen, die man in der Wirtschaft nicht braucht. Du brauchst in den meisten Wirtschaftsbereichen keine Quantenmechanik, du brauchst keine Relativitätstheorie. Das ist für einen Automobilkonzern, der dich einstellen will, unnützes Wissen, das er im Zweifelsfall bezahlen muss. Das muss er mit nem Bachelor nicht.

 

Was sind so Fähigkeiten, die man haben muss, um Physiker zu werden oder Fähigkeiten, die man jetzt nicht haben muss, um Physiker zu werden?

Als Physiker muss man auf jeden Fall neugierig sein. Das ist das absolut Wichtigste. Du musst als Physiker immer fragen: Warum? Dich selber fragen, wie funktioniert das? Warum passiert das? Das ist naturwissenschaftliches Denken, das ist das, was Physiker machen. Wenn man alle Naturwissenschaften auf ein Wort runterbrechen würde, wäre das “Neugierde”. Das ist die zentrale Eigenschaft, die ein Mensch braucht, um Naturwissenschaften im Allgemeinen und Physik im Besonderen zu studieren.

Du brauchst auch eine gewisse Fähigkeit zur Logik, denn Physik und die anderen Naturwissenschaften ist die Erklärung von naturwissenschaftlichen Phänomenen durch Formeln, durch Logik und du musst es schaffen, abstrahieren zu können und in einer logischen Formelsprache die Absicht dahinter zu erkennen.

Öhm… Was man nicht braucht? Computerkentnisse zum Beispiel. Also du musst kein Computercrack sein, um gut in Physik zu werden. Natürlich gehören Computerkenntnise dazu, aber du musst das nicht super gut beherrschen.

Es gibt viele Physiker, die sehr gut programmieren können und das ist eine super Erleichterung, aber es ist nicht zwingend notwendig.

Ähnlich mit Mikroelektronik zum Beispiel. Es gibt sehr viele Physiker, die können sehr gut löten, basteln, mit Mikroelektronik umgehen. Aber zwingend notwendig ist das alles nicht. Du kannst in der Physik ein Spezialgebiet finden, wo du das nicht brauchst.

 

Und wie ist das so mit Teamfähigkeit? Muss man wirklich teamfähig sein oder kann man auch viele Sachen alleine machen?

(lachen)

Nein, Physik ist kein Einzelkämpfer-Sport. Da kommt man nicht weit, keine zwei Meter fünfzig. Schon im Studium nicht. Eine Sache, die ich in meinen Übungsgruppen den Studenten immer sage. In der Physik darf man die Übungsgruppen, also die Hausaufgaben, immer in Gruppen abgeben, immer in Dreier-oder Vierergruppen und das soll man auch so. Es ist absolut beabsichtigt, dass man sich in einer kleinen Gruppe zusammen an ein Problem setzt, sich in das Problem verbeißt und so lange rumrechnet, bis man es mal am Ende raushat.

Es gibt unter Physikern sehr viele sehr komische Leute, sehr viele Nerds, sehr viele Wahnsinnige (lachen), sehr viele antisoziale Menschen, die lieber mit Computer und Formeln reden als mit andere Menschen, aber so sind alle Physiker ein bisschen. (lachen) So sind alle irgendwie und meistens kann man mit solche Leute auch umgehen und das ist ok.

Ok.

Dann danke, dass sie sich die Zeit genommen haben mit mir das Interview zu führen.

 

Kommentare (22)

  1. #1 roel
    no gods, no kings, no courts
    26. Oktober 2017

    @Tobias Cronert Nettes Interview, ich finde es besser als ein hochglanzpoliertes.

    Auf den Link zur Beamtenbesoldung kannst du aber entweder verzichten (du nennst dein Gehalt ja eh), oder ihn eben schnell korrigieren.

    Das Gehalt wäre für mich das persönlichste in dem Interview, weil es von vielen als Indikator angesehen wird.

  2. #2 tomtoo
    26. Oktober 2017

    Das war ja ne ganze Unglückskette ; )

    Aber wie sagt man so schön. Wo gehobelt wird fallen Späne

  3. #3 RPGNo1
    26. Oktober 2017

    @Tobias
    Musst du dir jetzt einen Pressereferenten suchen, der deine Interviews dann prüft und nötigenfalls alle Ecken und Kanten rausstreicht?
    Oder gedenkst Schulungen zu besuchen, damit du zukünftig echtes nichtssagendes Prominentensprech anwenden kannst? 😉

  4. #4 Mars
    26. Oktober 2017

    ist alles ok so,
    und es gibt auch ingenieure die keine 3000 euro verdienen, der aber die freude an der arbeit weit wichtiger ist – wobei das natürlich eher eine lebenseinstellung als berufsbezogen gilt.
    das geld allein macht zwar etws unabhängiger, aber es gibt viele, die damit auch nicht glücklich werden, wenns mal ein wenig mehr ist.
    dann lieber 18 semester als student mit freude, als muffelig bei der arbeit sitzen.

    interessant ist ja noch folgendes:
    Du – als Physiker – sagst, alles ist Physik, die ganze welt dreht sich da drum.
    gestern lief bei BR alpha ein interview mit ‘Florian Freistetter’ der das gleiche von den Astronomie behauptet hat …. wenn das nicht mal ein schöner blick ins ‘paralelluniversum’ darstellt.

  5. #5 tomtoo
    26. Oktober 2017

    @Mars
    Ach der @FF hatt da bestimmt über Astrophysik gesprochen und nicht über diese lausige Astronomie. ; )

    wusch…und..wech

  6. #6 T-Truckle
    26. Oktober 2017

    Als ich gestern das Interview mit Florian Freistetter sah, kam mir derselbe Gedanke wie @Mars. Aber ich denke mal, jeder Naturwissenschaftler wird wohl “seine” Disziplin als die grundlegende betrachten.

  7. #7 Tobias Cronert
    26. Oktober 2017

    @roel: Danke. Ich hab ihn mal verschlimmbessert

    Mein Lehrer in der 5ten Klasse sagte mal, dass ich sicher Politiker werden würde. Ich sehe das immer noch als Beleidigung, denn nichtssagendes Geschwurbel finde ich unglaublich hässlich. Naja OK die Alternative wäre ein Donald Trump Verschnitt zu werden oder keine einzige Stimme zu bekommen. Hm … dann nehm ich wahrscheinlich Option Nr. 3

    Ansonsten machen Florian und ich doch dasselbe … nein, ehrlich *g*
    Dies hier ist eine original Messung aus meiner Diplomarbeit. Ein guter Kumpel von mir hat in der Astrophysik über Galaxie Spiralarm *hierbittekryptischeZeicheneinfügen* geschrieben und seine Messung an dem Teleskop in Chile sah genauso aus.

  8. #8 tomtoo
    26. Oktober 2017

    @Tobias
    Wenn die Messung *genau so* ausgesehen hat. Würde ich mir mal Gedanken machen. ; )

  9. #9 Tobias Cronert
    26. Oktober 2017

    naja, die Überschrift und die Zahlen waren schon ein wenig anders, aber sonst … 😉

  10. #10 wereatheist
    26. Oktober 2017

    Nicht ohne Grund wird sowas ‘Normalverteilung’ genannt 🙂

  11. #11 Walter Benda
    Bochum
    26. Oktober 2017

    Alles klar! Wenn ich das so lese, dann muss ich dringend mal gucken ob deine Haftpflicht noch angemessen ist. 😉

  12. #12 Tobias Cronert
    27. Oktober 2017

    Hihi, dass interview hatten wir schon vor einiger Zeit gemacht. Ich erzähle dir bei nächster Gelegenheit (Weihnachtsfeier?) mal, was wir seit dem noch so gemacht haben *g*

    Ich denke ich habe Sachen und Tätigkeiten gefunden, die selbst du nicht mehr versichern kann. 😉

  13. #13 Alderamin
    27. Oktober 2017

    @Tobias

    Ich kann übrigens von zu Hause fast zu Euch rüberwinken (wohne ca. 15 km ruraufwärts. ) War noch am Wochenende zuletzt mit dem Fahrrad auf Eurer Zufahrtstraße unterwegs.

    Früher gab es hin und wieder mal Tage der offenen Tür am FZ. Gibt’s die eigentlich noch? Fand ich immer extrem interessant, mal in die Institute reinschauen zu dürfen, vor allem Textor und das Rechenzentrum mit dem Superrechner.

  14. #14 Tobias Cronert
    27. Oktober 2017

    Jup, den letzten Tag der offenen Tür hatten wir letztes Jahr zum 60jährigen.
    https://www.tagderneugier.de/tagderneugier/DE/Home/home_node.html

    Keine Ahnung, wann der nächste ist, aber ich werde es sicher wieder hier posten. Wahrscheinlich alle 4 Jahre.

    Den Textor gibt es aber leider nicht mehr, da steht nur noch eine leere Halle mit einem großen Loch im Boden … aber wenn alles glatt geht, dann steht in der Halle mein JAIME Teilchenbeschleuniger als HBS Prototyp.

    Wo wir gerade dabei sind: Hätte jemand 10M€ für mich?

  15. #15 Alderamin
    27. Oktober 2017

    Oh Mist, also gerade verpasst. 🙁 Schade, dass ich Deinen Blog da noch nicht kannte.

    Gibt’s denn nach Textor noch Fusionsforschung in Jülich? Kann man die Plasma-Wand-Wechselwirkung auch mit dem Teilchenbeschleuniger erforschen, oder findet das jetzt komplett anderswo statt?

    1 Cent hätte ich noch im Portemonnaie, soll ich den überweisen? 😉

  16. #16 Tobias Cronert
    27. Oktober 2017

    Jup, Fusionsforschung wird noch (bzw. vor allem) mit Teilchenbeschleunigern gemacht. Das geht vor allem in den Bereich der Materialforschung, wo Nano Beryllium/Wolfram Schichten mit Ionenstrahlen bombardiert werden um die Extremsituationen in einem Fusionsreaktor nachzuvollziehen.

    Hihi, ich war gestern in der alten TEXTOR Halle bei einem Workshop zu unserem Kollaborationsprojekt mit den Fusionsleuten https://scienceblogs.de/nucular/2017/10/17/jaime-projekt-und-workshop/

    Ich werde die Tage sicher mal was drüber schreiben.

    Ansonsten 1 Cent ist ja schon mal ein Anfang. Ich werde wohl bald mal ein Crowdfunding Projekt starten müssen *g*

  17. #17 Fluffi
    27. Oktober 2017

    Intelligente Fragen – interessante Antworten.
    Auch, wenn ich mit den meisten nicht konform gehe – als Physiker.
    Eine 3/4 Stelle für einen Doktoranden ist schon ungewöhnlich, und das hat nichts mit Physik zu tun.
    Das mit den gutbezahlten Stellen in der Wirtschaft hält ich ja für ein Gerücht, es gibt sie vielleicht, aber nicht für alle.

  18. #18 Alderamin
    27. Oktober 2017

    @Tobias

    Ansonsten 1 Cent ist ja schon mal ein Anfang.

    Könnte schwören, da stand eben noch 10m€, wo jetzt 10M€ steht 😉 Nee, so viel hab’ ich dann (leider) doch nicht.

  19. #19 Tobias Cronert
    27. Oktober 2017

    Tja, Leute, die die Caps-Taste nicht finden sind halt (notgedrungen) billig. 😉

    Aber dafür habe ich ja die allmighty admin-Gewalt… zumindest über meine eigenen Beiträge.

    @Fluffi: Also 3/4 für Physiker Doktoranden ist zumindest in der Festkörperphysik normal. Zumindest in den Universitäten und Forschungszentren, die ich kenne. Es gibt auch volle oder halbe Stellen, aber das ist eher die Ausnahme. Förderprogramme für extrem gute Doktoranden werden auch eben meist mit extra Fördermitteln begangen und nicht mit einer besser einsortierten Stelle.

    Die Ingenieure in der R&D bei Ford, mit denen ich gearbeitet habe, hatten zumindest ein recht ansehnliches Gehalt (wie oben beschrieben). Natürlich hat das keine Aussagekraft für den Durchschnitt, aber ich rede ja auch nur von “meiner Welt”.

  20. #20 Fluffi
    27. Oktober 2017

    @TC
    Wirst du über ein Förderprogramm oder ein Projekt gegenfinanziert? Kriegst du dein Gehalt von der Uni oder vom FZ Jülich?

  21. #21 Tobias Cronert
    27. Oktober 2017

    Ich bekomme mein Geld direkt vom FZ-Jülich, also aus Bundesmitteln, also vom Steuerzahler – Danke an dieser Stelle.

    Das gilt auch für die meisten meiner Doktoranden-Kollegen. Wir sind jeweils einzelnen Programmen oder Budgets zugeordnet, aber das sind nur FZ-Interne Programme. Keine Drittmitten, DPG oder BMBF-Geschichten (die gibt es natürlich auch noch oben drauf (auch im Institut)).
    Ähnlich hätte es an der Uni-Köln für mich auch ausgesehen, wobei da die Stellenkegel der einzelnen Lehrstühle natürlich schon ein Stück schmaler sind und mehr über Exzellence Cluster, SFBs usw. gemacht wird.

    Biologie Doktoranden bekommen am FZ allerdings (im Durchschnitt) nur eine halbe Stelle. Angebot und Nachfrage halt.

  22. #22 fherb
    28. Oktober 2017

    Vielen Dank, dass Du das Interview so roh gelassen hast. Moderne Medien (und da gibt es noch ganz wenige von; mir fällt ausser Blogs bloß netzpolitik.org ein) basieren im Vertrauen des Lesers auf Transparenz. Dieser Beitrag von Dir liegt also im positiven Trend!

    Ich arbeite als Ingenieur in der Wissenschaft. Habe glücklicherweise seit einigen Jahren eine volle Stelle, verdienen aber trotzdem nicht das, was in der Industrie möglich ist. Dafür habe ich aber ein tolles, kreatives Team von Ingenieuren um mich und wir bauen für die Institute unseres Forschungszentrums, was es an absonderlichen Experimentalanordnungen so zu bauen gibt. Oft grenzwertig, wie Ihr Physiker halt seid, aber mit der gleichen Begeisterung! Auch in meiner Position als Ingenieur, wo ich nur “Zulieferer” für Euch bin, kann ich Deinen Enthusiasmus nicht nur nachempfinden. Ich selbst spüre ihn genau so. Würde meinen Job mit niemandem tauschen wollen!

    Beste Grüße, Frank (meine Dienstelle: http://www.HZDR.de)