Und weiter mit der Odyssee durch die diagnostischen Methoden, die so eine Uniklinik zu bieten hat. Bei mir steht weiter der Verdacht im Raum, dass in meinem Körper bzw. meinem Gastrointestinaltrakt eine Graft-vs-Host-Reaktion stattfindet und mein neues Immunsystem fröhlich Teile meines alten Körpers angreift, anstatt sich um die richtig wichtigen Probleme (den Krebs und Bakterien, Viren und Pilze) zu kümmern. Dafür gab es dann erst mal eine Koloskopie *jehaa* und weil diese mit einem “nicht eindeutig aussagekräftigen” Ergebnis zurückgekommen ist, eine anschließende MR-Sellink. Letzteres ist eine Magnetresonanz-Bildgebung, primär des Dünndarms, um nach Entzündungen zu suchen.
Während ich mittlerweile in der Nucularmedizin bekannt bin wie ein bunter Hund, wurde hier die MRT-Untersuchung in der Radiologie durchgeführt, was mir mal wieder die Gelegenheit gegeben hat, Mediziner zu dissen. Sprich, bei der Patientenaufklärung auf die Frage, “Wissen sie, was ein MRT ist?” zu antworten: “Ja klar, ein Radiofrequenzpuls auf der Lamor-Wellenlänge induziert einen Spin-Flip, die Relaxationszeit wird im Phasenraum aufgenommen und mit Fourier-Transformation in ein Realbild zurückgerechnet” und sich dann das dumme Gesicht des armen Arztes in Ausbildung anzugucken, der sich fragt, ob ihm das jetzt etwas sagen müsste oder nicht.
Ich weiß, das ist ein bischen unfair, aber in der Regel haben am Ende des Tages sowohl ich als auch das medizinische Personal wesentlich mehr Spaß an der Untersuchung dieses gurkigen Physikers als bei dem durchschnittlichen 80jährigen mit der Oberschenkelhalsfraktur. Diesmal war das ein wenig problematischer, denn sowohl die Station (ach ja, ich wurde mal wieder ein paar Tage stationär aufgenommen) als auch die Radiologie haben die Vorbereitungen auf die Untersuchung mehrmals versaut, was den ganzen Prozess eher zur Geduldsprobe hat ausarten lassen. Naja, passiert halt. Der Gesichtsausdruck der Radiologin, als ich ihr eröffnete, dass man mir das Kontrastmittel – das ich eigentlich hätte trinken sollen – intravenös gespritzt hat, war allerdings Gold wert. Sie hatte wohl damit gerechnet, dass ich jeden Moment tot umfallen würde und sie mich reanimieren muss. Eine Tätigkeit, die in der Radiologie eher selten vorkommt 😉
Nun ja, langer Rede kurzer Sinn. Die MRT hat dann am Ende nach einigen Schwierigkeiten doch noch geklappt, aber leider auch wieder kein eindeutiges Ergebnis geliefert. Allerdings haben die Radiologen beim Blick auf die Bilder “komische Clusterbildung” in den Knochen festellen können. Da habe ich mir erst mal vor Angst in die Hosen gemacht, weil das ja durchaus Knochen- oder einen sonstigen neuen tollen Krebs (z.B. ein Myelom) bedeuten kann. Naja, zumindest würde ich das sagen, wenn mein Darm nicht immer noch dieses dumme Graft-vs-Host (vielleicht, wahrscheinlich) -Problem hätte und dumme Witze über Inkontinenz gerade absolut nicht zu meinem persönlichen Wohlbefinden beitragen.
Allerdings ist MRT jetzt auch die schlechteste Methode, um sich Knochen anzugucken (Die Faustregel ist hier MRT = toller Weichteilkontrast ; Röntgen = toller Knochenkontrast) und daher sind irgendwelche Erkenntnisse, die dabei so nebenbei gewonnen werden, nicht mit einer hohen Aussagekraft gesegnet. Sprich, erst mal tief durchatmen und weitere Ergebnisse von neuen/anderen Untersuchungsmethoden abwarten. Diese stehen dann in den nächsten Tagen an und ich habe wieder etwas, von dem ich hier berichten kann.
Alle Leukämie-Tagebuch Einträge
Kommentare (25)