2. Bei Social Communities liegen die Erlöse noch immer auf eher niedrigem Niveau. Sie stellen derzeit noch keine Alternative zu den bisherigen Einnahmequellen großer Medienhäuser dar.

3. Von einzelnen Nischenbereichen abgesehen (Erotik, B-to-B u.a.) bieten Subscriber-Modelle zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine adäquate, nachhaltige Erlösperspektive.

4. Personalisierung wird immer wichtiger: Behavioral targeting und eine angemessene Dosierung der Verbraucheransprache werden künftig die Werbung „nach dem Gießkannenprinzip” ablösen – auch wenn derzeit noch die klassische Bannerwerbung dominiert.

5. Aber: Bislang wird die personalisierte Ansprache von Web2.0-Angeboten noch längst nicht angemessen kapitalisiert. Das liegt u.a. auch am Fehlen wichtiger qualitativer Leistungsmerkmale, die dazu dienen können, die Wertigkeit der personalisierten Werbung zu erhöhen (Beispiel: die „use time” von Angeboten)

6. Die Grundregeln der Markenführung bleiben auch im Umfeld des Web2.0 gültig. Allerdings wird die Markenbindung kurzlebiger werden. Die Markenführung wird nicht mehr allein „top down” von den Marketingverantwortlichen umgesetzt werden können: Aktive „Prosumer” (ein Begriff, den Alvin Toffler 1980 erstmals in seinem richtungsweisenden Werk “the third wave” verwendet hat) werden direkten Einfluss darauf nehmen.

7. In Ergänzung zu bisherigen Medienangeboten sind Web2.0-Applikationen eine notwendige zusätzliche Option, um eine Marke attraktiv zu erhalten. Sie stellen keine Kannibalisierung des Markenwerts dar.

Der Studienreport zum download:

MedienundMarkenimWeb2.0.pdf

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Kommentare (9)

  1. #1 Stefan Jacobasch
    Mai 18, 2009

    Wenn ich das verlinkte PDF richtig lese, dann wurden hier lediglich “18 Top-Führungskräfte der Medienwirtschaft sowie großer Markenartikler (…) interviewt”. Deren Meinungen hat man dann “verdichtet, um Hintergründe bzw. Strukturen der Äußerungen und somit die Essenz des Gesagten offenzulegen”.
    Schon erstaunlich, was sich heutzutage alles “Studie” nennen darf!

  2. #2 Michael
    Mai 18, 2009

    Kurze Replik dazu: die Interviews der Führungskräfte liefern in erster Linie den Interpretationsrahmen für weitere vorliegende Daten, Statistiken und Beispiele erfolgreicher und weniger erfolgreicher Web2.0-Angebote im Internet sowie zum Verständnis der Marktmechanik. In sofern stützt sich der Report nicht nur auf 18 Interviews und deren Verdichtung. Zudem weiss sicher auch der eine oder andere, der Interviews mit Top-Entscheidern der Wirtschaft im Rahmen von Forschungsprojekten macht, wie schwer es ist, diese Zielgruppe für einen Gesprächstermin bzw. ein längeres Interview zu bekommen. Schliesslich gibt es, wenn man sich auf Branchen konzentriert, auch nicht viele “Ersatzkandidaten”, auf die man im Falle einer Absage zurückgreifen könnte. Die Zielpersonen sind eben nicht austauschbar, wie das z. B. bei bevölkerungsweiten Quotenstichproben gemacht wird, wenn man eine Absage erhält. Von daher sind die Stichprobengrößen bei Untersuchungen mit solchen Zielgruppen zumeist recht überschaubar (Zielsetzung: “Klasse statt Masse”).

  3. #3 Stefan Jacobasch
    Mai 18, 2009

    Sorry, aber ich sehe es ehrlich gesagt sehr skeptisch, wenn ich von “Top-Entscheidern” lese, die alle anonym bleiben wollen. Und wenn ich dann die “sieben wichtigsten Kernaussagen” betrachte: Was steht denn da drin, was so ähnlich nicht schon vielfach an anderen Stellen zu lesen war?

  4. #4 Stephan
    Mai 20, 2009

    Der Berlecon Studie aus dem Jahr 2007 zufolge (Stichprobe 156 große deutsche Unternehmen) kennen ca. 25% der befragten Fachbereichsleiter den Begriff Web 2.0 garnicht. Man sollte also vorsichtig sein und sich fragen wieviele der Befragten wirklich Experten sind.

    Was das Marketing angeht wird es im Web 2.0 immer schwieriger zwischen den unternehmensinternen Geschehnissen und der unternehmensexternen Marketing-Message zu unterscheiden, wenn Mitarbeiter bloggen und anderweitig im Web 2.0 aktiv sind. Willms Buhse spricht in diesem Zusammenhang einerseits von der Kunst loszulassen und andererseits davon, dass ab jetzt Schönheit von Innen kommt. Die Firma IBM lässt z.B. ihre Mitarbeiter frei bloggen und hat nur so genannte Social Computing Guidelines erlassen.

    Das wirkliche Potential steckt aber in der Erkenntnis, dass sich von nun an leichter die Weisheit der Massen nutzen lässt (vgl. hierzu James Surrowiecki) und der Kunde durch das Marketing nicht mehr als Consumer, sondern als Prosumer angesprochen wird. Das geht weit über User Generated Content hinaus. Interessante Ansätze sind die Lead-User Method (Prof. Eric von Hippel), Crowdsourcing (Jeff Howe) und die interaktive Wertschöpfung (Prof. Reichwald).

  5. #5 mike
    Mai 20, 2009
  6. #6 Christian A.
    Mai 26, 2009

    @Stephan: Ich habe eine schwache Idee, wovon Sie reden, verstehen kann ich es aber nicht 😉

    Prosumer = Producer & Consumer zusammengezogen, right?

    Lead-User Method: Ist das sowas wie die sozialen Multiplikatoren, also diejenigen Leute in der analogen Welt, die besonders viele Kontakte haben und daher viele Leute beeinflussen können, nur in der digitalen Internetwelt?

    Interaktive Wertschöpfung: Ich passe 😉

  7. #7 Michael
    Mai 28, 2009

    zu Prosumenten s. unter wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Prosument
    Lead user sind early adopter, die – wie richtig festgestellt – Meinungsmultiplikatoren sind.
    Interaktive Wertschöpfung bedeutet zusätzliche Wertschöpfungspotenziale die entstehen, wenn Angebote z. B. ergänzende Bestellmöglichkeiten (ecommerce etc.) etwa unter dem label einer Medienmarke zulassen oder aber Web2.0-Optionen nutzergenerierte Inhalte produziert, die zusätzlich mit Display-Werbung belegbar sind..

  8. #8 Stephan
    Juni 3, 2009

    Ich war längere Zeit nicht hier, deswegen kommt die Antwort etwas verspätet:

    Die Lead-User Methode wurde von Prof. Eric von Hippel (Professor am Massachusetts Institute of Technology) entwickelt.

    Lead-User sind keine Early Adopters!!!

    Early Adopters sind Individuen, die eine Innovation sehr früh übernehmen (adoptieren), aber davor auf deren Sinnhaftigkeit oder Nutzen genau überprüfen. Deshalb werden sie auch oft als Meinungführer gesehen, Rogers sagt sie sind “the individual to check with before adopting a new idea” (Vgl. hierzu Rogers (2003): Diffusion of Innovations, S. 283).

    Lead User sind Nutzer, die Bedürfnisse haben, die anderen Menschen erst in der Zukunft verspüren werden. Lead User befriedigen diese Bedürfnisse, indem sie Produkte selbst weiterentwickeln. Danach überzeugen Sie große Firmen ihre Innovationen in zukünftige Produkte zu intregrieren. (Vgl. hierzu von Hippel et al. (1999): Creating Breakthroughs at 3M; oder: Rogers (2003): Diffusion of Innovations, S. 141-144)

    Early Adopters sind also Adoptoren und Lead User sind Innovatoren (nicht mit der Adopterkategorie Innovators nach Rogers verwechseln, denn diese sind auch Adoptoren).

    Interaktive Wertschöpfung bedeutet, dass Kunden in den Prozess der Wertschöpfung eines Unternehmens mit einbezogen werden. So können z.B. Kunden Prototypen für Produkte entwickeln und das Unternehmen nimmt den die serienmäßige Fertigung dieser Produkte vor. Ein Beispiel hierfür ist die Industrie für Kite-Surfing (Surfboard mit Segel), wo die Surfer selbst die Produkte entwickeln und Unternehmen dann diese in größerer Stückzahl fertigen. Der Kunde hat hier eben mehr Ahnung welche Bedürfnisse der Surfer hat. (Literatur dazu: von Hippel (2005): Democratizing Innovation; Reichwald et al. (2009): Interaktive Wertschöpfung: Open Innovation, Individualisierung und neue Formen der Arbeitsteilung).

    Eine interessante Seite ist auch: https://www.innocentive.com/

    Web 2.0 Technologien unterstützen Unternehmen und Kunden sowohl bei der Vernetzung als auch bei der Zusammenarbeit.

  9. #9 Stephan
    Juni 15, 2009

    Ein hervorragender Artikel zum Thema:

    Kranz, J./Janello C./Picot, A. (2009): Die Rolle von Web 2.0-Prinizipien im Innovationsprozess, in: Information Management und Consulting 24 (2009) 2.