Letzte Woche war ich auf Dienstreise. Diesmal ging es “nur” nach Berlin. Genauer gesagt zum DLR Standort Berlin-Adlershof.

Mehrmals im Jahr bin ich auf Konferenzen und Meetings unterwegs, weil der Meinungsaustausch über große Distanzen im Zeitalter von Email und Telefon- und Videokonferenzen zwar einfacher geworden ist, aber (zum Glück) immer noch nicht ein persönliches Gespräch ersetzen kann.

Zudem sind solche Zusammenkünfte immer auch Werbeveranstaltungen, bei der ich das Banner der deutschen und insbesondere der Kölner Wissenschaft hochhalte.

Auch bei dem Treffen in Berlin habe ich wieder gemerkt, wie wichtig diese Zusammenkünfte sind. Nicht zu unterschätzen ist dabei, was hinter den Kulissen vor sich geht. Das ist fast noch wichtiger als der offizielle Teil mit den Vorträgen.

Es ist beispielsweise immer sehr motivierend, wenn nach einem Vortrag in der Kaffeepause jemand auf mich zukommt und noch mal den einen oder anderen Punkt diskutieren möchte. Denn gerade als Theoretiker auf einem doch sehr speziellen Fachgebiet sitzt man die meiste Zeit des Jahres irgendwo in seinem Büro und arbeitet mehr oder weniger vor sich hin. Da ist eine solche Bestätigung von außen immer sehr willkommen.

Manchmal werden in der Kaffeepause Lösungen für eben erst angesprochene Probleme ausgearbeitet, weil sich die Expertisen der gerade anwesenden Wissenschaftler hervorragend ergänzen. Oder es stellt sich heraus, dass ein Kollege Interesse an dem hat, was ich vorher in einem Vortrag als “Müll” bezeichnet hatte. Des einen Müll ist des anderen Datenmaterial. Das gibt es in der Forschung sehr oft.

Außerdem ist die Teilnahme am so genannten social dinner ein absolutes Muss, gerade für Neulinge. Mehr als eine erfolgreiche wissenschaftliche Allianz wurde auf der Grundlage eines netten Gespräches bei einem leckeren Essen geschlossen. So bin ich bis heute unter anderem deswegen recht gut mit einem 30 Jahre älteren österreichischen Professor bekannt, weil wir uns vor Jahren bei meinem allerersten social dinner sehr nett über die neuesten Simpson-Folgen unterhalten hatten.

Berühm-berüchtigt in der Szene sind außerdem die Servietten- oder Bierdeckellösungen. Die Leute verdauen ihr Essen, unterhalten sich angeregt und auf einmal entwickelt sich eine Diskussion zu einem aktuellen Thema, deren Ergebnisse man natürlich unbedingt festhalten möchte.

Ich bin bisher noch von jeder Konferenz mit neuen Ideen und neuer Motivation zurückgekommen.

Genau deswegen “verschwenden” wir Steuergelder damit, durch die Weltgeschichte zu fahren 😉

P.S.: Das nächste Mal gibt’s Bilder.

 

Kommentare (3)

  1. #1 Don Quijote
    Februar 2, 2008

    Ist wissenschaftlicher Fortschritt überhaupt möglich ohne Bierdeckel und Servietten?

  2. #2 Florian
    Februar 3, 2008

    hola!

    also ich glaub den österreichischen professor, der die simpsons mag, kenn ich auch 😉
    schönes blog! hab ich heut durch zufall erst entdeckt, als ich grad an meinem eigenen blog rumgebastelt habe…

    ne freundin von mir ist übrigens mal per bierdeckel der astronomischen gesellschaft beigetreten… 😉

    viele grüße nach köln (bzw berlin)! und vielleicht sehen wir uns ja mal wieder auf ner dienstreise…

  3. #3 Ludmila Carone
    Februar 5, 2008

    @Don Quijote: Sagen wir mal so! Es würde nur halb soviel Spaß machen 😉

    @Florian: Ach ne, ist die Welt klein ;-D

    Ich sag mal Bescheid, wenn ich nach Jena komme. Irgendwo sieht man sich immer, auch wenn ich als Planetologe auf zwei Hochzeiten tanze: bei den Geowissenschaften und bei den Astronomen. Ich muss mir da immer aussuchen, welche Veranstaltungen ich mitnehme und welche nicht.