In internationalen Projekten sind Begriffe oder Abkürzungen mit ungeahnter (meist vulgärer) Nebenbedeutung ein echtes Problem. *Warnung dieser Artikel sollte nicht vor dem Essen gelesen werden bzw. bei großer Abneigung gegen obszöne Begriffe*

Insbesondere wenn die Kommunikationssprache in der Mehrheit nicht die Muttersprache der Beteiligten ist.

Derzeit beobachte ich fasziniert einen regen Email-Austausch ausgelöst durch den Vorschlag einer englischen Kollegin, die von amerikanischen Kollegen lachend darauf hingewiesen wurde, dass sie eine spezielle Abkürzung lieber nicht verwenden sollte.

Es ist ungefähr so, als würde man im deutschen Sprachraum LMAA verwenden. (1)

Woraufhin ein älterer französischer Wissenschaftler erwiderte, dass sich ja auch kein Mensch über das Wörtchen “con” aufregt. So wie in “pro and con”.

So und ab hier nahm die Diskussion einen etwas bizarren Verlauf, wie das immer bei solchen Diskussionen ist, vor allem wenn sie per Email geführt werden. Ich halt mich da geflissentlich raus, sitze daneben und esse Popcorn wundere mich.

Immerhin weiß ich jetzt, dass ich einem Franzosen, der mich mit “con” bezeichnet, eine scheuern sollte und dass der in Frankreich immer noch hochverehrte Serge Gainsbourg ein recht interessantes Lied mit dem derben Titel “Requiem pour un con” geschrieben hat.

Komisch, solche Dinge habe ich im Französisch-Unterricht nie gelernt 😉

P.S.: Bitte hier nicht die explizite Bedeutung von “con” als Kommentar ablegen. Ich gehe mal davon aus, dass Ihr intelligent genug seid, um LEO zu bedienen.
——————-
(1) Wobei ich als junges Mädchen, als ich Goethes “Götz von Berlichingen” las, erstaunt feststellen musste, dass das Original-Zitat noch derber ist

Noch erstaunter war ich Jahre später, dass genau dieses Zitat auf der deutschen Schule in Bukarest zensiert wurde. Die Bücher stammten noch aus der Ceauscescu-Ära . Mir wurde erzählt, dass alle Filme, Kulturwerke, alle Nachrichten während der Regentschaft des rumänischen Diktators durch seine Hand gehen mussten und danach so langweilig waren, dass keiner diese Machwerke ansehen mochte. Ich fand schon immer, dass es auf die Details ankommt. Diese können überaus verräterisch sein.

Noch bizarrer in dem Zusammenhang ist folgender Kanon von Mozart.

Ich möchte noch mal darauf hinweisen, dass der Link nur auf eigene Gefahr anzuklicken ist. Möglichst nicht vor dem Essen und nicht bei Ekel vor vulgärer Sprache.

Ok, die Kinder sind im Bett? Dann kommt hier der Link: LMDAFRSS. Meine Fresse ist das derb. Soviel zu “Früher hatten die Leute noch Benehmen.” 😉

Kommentare (10)

  1. #1 florian
    November 3, 2008

    “die von amerikanischen Kollegen lachend darauf hingewiesen wurde, dass sie eine spezielle Abkürzung lieber nicht verwenden sollte.”

    Jetzt will ich aber schon wissen, um welche Abkürzung es geht 😉

  2. #2 Chris
    November 4, 2008

    Das erinnert mich an eine britische Kollegin im Labor, die bei einer gemütlichen Geburtstagsmittagspause ihren Sekt durch die Nase wieder “ausatmete” als jemand die Packung Mini-Dickmanns (Schokoschaumküsse) auspackte….

  3. #3 Tark.V
    November 4, 2008

    unterhaltsames Thema,
    Grüße und 382d,
    Tark.

  4. #4 Ronny
    November 4, 2008

    @Tark, jaja, die Dickmanns, die sind mittlerweile fast so berühmt wie die österreichischen ‘Mozart Balls’, wo mich die Engländer auch immer mit leicht verzerrtem Gesicht anstarren 🙂

    Erinnert mich an den Tag an dem wir (kurzzeitig) die Abteilungsbezeichnung in CON 5 änderten und die französischen Kollegen dann immer mit einem breiten Grinsen herumliefen. Die Amis meinten nur: Yep: CONvicts.

    Unsere Freunde in England grinsen auch immer wenn ich sage: in the last days I did …
    Die Antwort ist dann immer : You died ? (last/recent)
    Oder : after the FPGA is loaded it works better. Ein Engländer meinte daraufhin: Like me, hehehe. (loaded => betrunken, configured wäre richtig).

    Das IMO beste Beispiel war im Quatsch Comedy club. Dort ‘übersetzte’ der Sprecher einen Werbeprospekt für den Mitsubishi Pajero Geländewagen. Das pikante Detail war, dass in Spanien das Wort ‘Pajero’ für jemanden benutzt wird der ‘mit sich selbst Liebe macht’. Bei Textstellen wie: Im Gelände kommt der W…. so richtig in Schwung musste ich laut lachen.

    Ein Freund in Frankreich lachte auch mal laut als ich sagte: Ou est le queue ? (Wollte wissen wo ich mich anstellen soll) er aber meinte: naja, vor all den Leuten kann ich dir das jetzt nicht zeigen 🙂

  5. #5 Ronny
    November 4, 2008

    @Ludmilla, bei deinen Warnhinweise musste ich grinsen. Ist es wirklich SO schlimm ! Muss man Menschen auf vulgäre Ausdrücke ‘vorbereiten’ ? Oh Mann.
    Aber du könntest es als Kunst verkaufen, da ist komischerweise scheinbar alles erlaubt was sonst verboten wäre 🙂

    @Chris (sorry, der Dickmann war von dir nicht Tark)

  6. #6 Anhaltiner
    November 11, 2008

    Auch Symbole können tückisch sein:
    ein Autohersteller wollte ein sparsames Auto in Japan verkaufen – neben den Buchstaben ECO zierte ein stilisierter Laubbaum das Heck – aber in Japan mochte keiner einen Atompilz auf dem Auto haben…

  7. #7 Anhaltiner
    November 11, 2008

    die Bloodhound Gang eines Ihrer Lieder “Foxtrott Uniform Charlie Kilo” sonst wäre der Titel wohl kaum durch die Zensur gekommen.

    Ich stelle es mir jetzt schwer vor wie man zum Namen eines europäischen Projektes kommen soll – in irgendeiner Sprache heißt es doch bestimmt das eine oder andere

    Ich frage mich gerade ob die “Lake Michigan Archery Association” auch deutschsprachige Mitglieder hat?

  8. #8 ali
    November 11, 2008

    Damit du gleich noch mehr Französisch lernst: Ein Franzose würde dich nie als con bezeichnen. Das wäre ein Beweis eines Mangels an Bildung und guter Kinderstube. Er müsste die weibliche Form verwenden: connasse (alternativ auch mit nur einem ‘n’, ich glaube da ist man dann wieder pragmatisch). Aber eine scheuern solltest du ihm trotzdem, korrekte Grammatik hin oder her. 🙂

    Da fällt mir noch eine andere Geschichte ein. Vor ein paar Jahren hatte der Economist den fast schon gewählten neuen Präsidenten Brasiliens auf dem Cover (‘Lula’ da Silva, wobei Lula, meines Wissens nur ein Spitzname ist, den aber alle verwenden) mit dem Titel “The meaning of Lula”. In der nächsten Ausgabe fand sich dann ein ganz kurzer verschmitzter Leserbrief, den ich hier in voller Länge wiedergeben möchte:

    SIR –
    “The meaning of Lula” (October 5th) in Urdu is penis.
    Asif Niazi
    Canada

    Tja, wie oben erwähnt: Man findet immer irgendeine Sprache in der irgendwas, irgendwas bedeutet, was schmunzeln lässt.

    Typisch trockener britischer Humor ist hingegen, dass der Brief auch abgedruckt wurde (es ist gar nicht einfach einen Leserbrief im Economist veröffentlicht zu kriegen).

  9. #9 Jörg Friedrich
    Juni 25, 2009

    Weil ich das hier gerade bei Alis Leserbrief-Abdruck entdecke: Weiß eigentlich jemand, was dieses SIR am Anfang der Leserbriefe immer bedeutet?

  10. #10 rolak
    Juni 25, 2009

    maybe because its a ‘letter to the editor’