Bin gerade im Stress, daher mal ganz kurz ein kleiner Arbeitsplatz-Rant. Muss jetzt einfach sein.

1. Ja, große, internationale Kollaborationen sind schwierig zu managen. Aber es kann doch nicht sein, dass bei einer Gruppe von 100 Leuten jetzt schon zum x-ten Male dieselben drei Leute nicht über eine Telekonferenz informiert wurden. Obwohl wir mehrfach drum gebeten haben, uns in diesen verdammten Email-Verteiler einzutragen.

Stattdessen schicken wir uns gegenseitig Emails durch die Gegend in der Art: “Häh? Was war los? Was soll ich machen?”

Ich bin mal gespannt, ob wir beim nächsten Datenrelaise im Januar per Email darüber informiert werden, oder ob das wieder so läuft, wie die letzten drei Male: “Sag mal, ich hab heute zufälligerweise gesehen, da sind Daten auf dem Server. Wusstest Du was von? Also ich nicht”

Von solchen Sachen hängt ja auch nur der Erfolg des Projektes ab.

2. Wenn ich jetzt noch einmal das Wort doodle höre, dann schrei ich! An sich ist das ja eine gute Idee. Solange man es nicht bis zum Erbrechen verwendet, um über jeden pissigen Termin und Anruf abzustimmen.

Vollends absurd wird es, wenn man ankündigt, über einen Termin nächste Woche abstimmen zu wollen und sich dann solange Zeit damit lässt, ein Doodle einzurichten, dass man es dann auch gleich bleiben lassen kann, weil von der Woche nur noch sinnvollerweise Donnerstag und Freitag übrig bleibt. (Wir sind zwar Wissenschaftler, aber in die Vergangenheit reisen können wir immer noch nicht.)

Auch schön ist die Variante den Leuten gerade mal 12 Stunden Zeit zum abstimmen zu lassen und dabei davon auszugehen, dass Wissenschaftler am Wochenende eh nichts Besseres zu tun haben, als Emails von der Arbeit abzurufen.

3. Jetzt manage ich verschiedene Projekte gleichzeitig. An einer anderen Stelle lässt sich ein Ansprechspartner dazu herab, heute auf meinen letzten Statusbericht zu reagieren. Nach immerhin “nur” einem halben Jahr. (Rekord war bisher ein Jahr Wartezeit trotz mehrmaliger Anfrage.) Obwohl es vor einem Jahr hieß, dass wir das Ganze am besten vorgestern abschließen sollten.

Nach einigen unangenehmen Erfahrungen in der Hinsicht habe ich diesmal von vornherein klargestellt, dass wir einen Teil der Daten zur Prüfung in dem Format herüberschicken, auf das wir uns geeignet hatten. Aber dass wir erst dann an dem Rest weiterarbeiten werden, sobald dieser erste Test abgenickt wurde. Weil wir nämlich keine Lust und keine Zeit haben, dieselbe Sache mehrfach zu machen, weil den Leuten nach Monaten doch wieder was einfällt, was unbedingt rein muss.

Über sechs Monate habe ich jetzt die Sachen nicht angepackt und meine mehrfachen Anfragen diesbezüglich blieben einfach unbeantwortet. Heute hab ich nur einen blassen Schimmer, worum es da im Detail eigentlich ging. Ich muss mich erst wieder in die Emails und Dokumente einlesen. Und ganz ehrlich. Dazu habe ich jetzt weder Lust und Zeit.

Und bei so einem “Arbeitstempo” auf der Empfängerseite geht auch mein Kooperationswillen so langsam aber sicher gegen Null.

4. Gerade eben hat die Konferenzleitung meinen gesamten Vortrag für den 7. Januar umgeschmissen. Am 6.-8. Januar in Frankreich eine Konferenz abzuhalten, finde ich ja schon grenzwertig genug, aber jetzt noch an den Beiträgen rumzuschrauben, ist ja wohl mal a bisserl arg spät. Einige von uns sind schließlich auf anderen Konferenzen unterwegs. Es ist gerade AGU und ein Teil der Kollegen ist in San Francisco. (Haben die es gut!) Und dann ist da noch dieser kleine unwichtige Termin namens Weihnachten.

5. Ich seh schon! Das war es dieses Jahr wieder mit meinen Weihnachtsferien.

Nerv, nerv, nerv.

Kommentare (2)

  1. #1 Argent23
    Dezember 12, 2008

    Hehe, der doodle-Wahnsinn. Da bin ich beim letzten Meeting auch mehrmals durch, unter anderem weil ja ein paar Tage vor Beginn noch geklärt werden musste, wer von den Teilnehmern denn alles am Ende noch ein Glas Sekt trinken will…

  2. #2 jge
    Dezember 19, 2008

    Mein Mitgefühl.
    Woebi es nicht 100 Teilnehmer bedarf, damit etwas schiefläuft. Es genügt schon, wenn es zwei Partner gibt, die jeweils mehrere Teilnehmer haben, und eine Hierarchie. Und die KOmmunikation zwischen den Partnern ist auf die Mitarbeiter verlagert, die in der Hierarchie ganz unten sind: die aber natürlich nix entscheiden dürfen, sondern dann ihre zwei oder drei Vorgesetzten fragen müssen. Und da die Vorgesetzten keine richtige Ahnung haben, entscheiden sie, nachdem man ein halbes Jahr lang, sagen wir, nach links gegangen ist, dass es eigentlichk ein Notwendigkeit gibt nach links zu gehen und dass Ihnen rechts viel besser gefällt. Was dann ihre eigenen Mitarbeiter ebenso verblüfft wie die nichtsahnenden Projektpartner.