Tanzende Naturwissenschaftler werden langsam zum “running gag” hier, oder?

Jedenfalls hat Kate McAlpine, aka Alpinekat, die sich bereits für den großartigen LHC-Rap verantwortlich zeichnet, sich eines weiteren wissenschaftlichen Großprojektes angenommen: FRIB. Es dient dazu neue schwere Atomkerne zu erzeugen, die so auf der Erde nicht vorkommen, weil sie extrem schnell wieder zerfallen. Aber lasst erst mal das Video auf Euch wirken.

Auch wenn jenseits der Ordnungszahl 104 – was angibt wie viele Protonen der Atomkern enthält, also wie fett der Kern ist – alle Zusammenballungen an Protonen und Neutronen instabil sind, so gibt es doch Häufchen, die stabiler sind als benachbarte Häufchen die einen Tick größer oder kleiner sind. Wie z.B. das neue Element 112, das eine solche “Insel” in einem Meer der Instabilität darstellt. Wobei “stabil” bei einer Halbwertszeit von vier Sekunden hier relativ gesehen werden muss. Aus der Sichtweise von Elementarteilchen ist das ewig, aus der Sichtweise eines normalen Passanten in der Fußgängerzone wäre diese “stabile Insel” eine mehr als zweifelhafte Wertanlage.

i-3373f793b29367d8eeef6d3b10f51ee4-Element_112.jpg

Bild (GSI): Ausschnitt aus der Nuklidkarte. In der Höhe ist die Schalenenergie der Kerne aufgetragen. Senken entsprechen einem stabilen Kern. Die größte Senke findet sich bei Blei (208Pb mit der Protonenzahl Z = 82, der blaue Dötsch unten links in der Ecke). Dieses Element hat eine vollständig gefüllte Protonen- und Neutronenschale und ist daher extrem stabil. Das Element112 ist mit einer Fahne markiert. Über dem Diagramm sieht man die Reaktionsgleichung: Das Element wurde durch Verschmelzen eines Zink- und eines Bleikerns erzeugt.

Vielleicht hab Ihr es auch mitbekommen? Dem GSI in Darmstadt, wurde die Entdeckung des Elementes 112 zugesprochen. Das Element, das provisorisch mit dem Namen Ununbium bezeichnet wird, soll sich wohl chemisch ähnlich wie Quecksilber verhalten. Man ist jetzt auf der Suche nach einem Namen für dieses Element. Darmstadium gibt es schon. Wixhausium, nach dem Stadteil in Darmstadt, wo das GSI steht, kommt wohl irgendwie nicht in Frage. Auch wenn der “Witz” sich sowieso nur Deutschsprachigen erschließen wird. Ich habe irgendwo gelesen (ich weiß aber nicht mehr wo), dass man wohl geneigt sei, das Element nach einer Kernphysikerin zu benennen. So, wie es das GSI bereits beim Meitnerium gehandhabt hat.

Egal, bei solchen Projekten geht es nicht wirklich darum, wie bei den olympischen Spielen sich gegenseitig für ein bisschen Ruhm und Ehre die Rekorde abzujagen. Obwohl das natürlich unheimlich beim Einsammeln von Forschungsgeldern hilft und einem schon die Brust schwillt, wenn man bei einer solchen Entdeckung dabei war. Menschen sind halt so gestrickt und Wissenschaftler sind auch nur Menschen.

Im Grunde allerdings erlauben solche Experimente es, z.B. zu erklären, warum Sterne Sterne sind. Wie sie Elemente im Inneren fusionieren, wie stabil diese sind. Diese Experimente tragen dazu bei zu erklären, wann und wie Sterne geboren werden und wieder sterben.

Allen relativierenden wissenschaftsphilosophischen Erklärungen zum Trotz behaupte ich, dass solche Experimente wie am FRIB und am GSI es vermögen, die Natur des gesamten Universums zu begreifen. Weil die Prozesse, die in einem Stern ablaufen, nicht fundamental anders zu sein scheinen, als die, die wir in unseren Laboren und Maschinen testen und messen. Genau deswegen kann ein einziges Experiment hier auf dieser Erde, irgendwo in einem Stadtteil von Darmstadt, ein Guckloch in die Herzen der Sterne darstellen. Und wir verbrennen uns noch nicht mal die Finger dabei 😉

Man gebe uns ein einziges geeignetes Experiment und wir vermögen damit einen Teil der Geheimnisse des gesamten Universums zu ergründen.

Frei nach Archimedes formuliert: “Gebt mir einen festen Punkt – und ich werde die Welt aus den Angeln heben.” Ja, das Prinzip nennt sich philosophisch “archimedischer Punkt”. Und ja, ich weiß auch, dass das Prinzip sich inzwischen extrem relativiert hat. Aber ich finde dennoch, dass es erstaunlich oft als brauchbares Ideal fungiert und dass dieses Prinzip der Dreh- und Angelpunkt aller wissenschaftlicher Arbeit ist. Denn wenn unsere Ergebnisse nur innerhalb unseres Labors gültig wären, dann könnte man diese niemals auf andere Situationen übertragen und z.B. folgendes bauen: Computer, Radios, Autos, Funkempfänger, Laser etc. etc. etc. Dann hätte eine Wissenschaft wie Astronomie erst gar keine Existenzberechtigung. Seit Galileo vor 400 Jahren das Teleskop gen Himmel hob, gilt für uns: So wie da oben, auch hier unten – und umgekehrt.

Kommentare (4)

  1. #1 Ronny
    Juni 19, 2009

    Naja, Caronium würde doch gut klingen 🙂

  2. #2 Ludmila
    Juni 19, 2009

    @Ronny: Schleimer 😉

  3. #3 Alex
    Juni 19, 2009

    Klingt komisch, ist aber gut: Ulf von Rauchhaupt hat Goeppertmayerium vorgeschlagen.

  4. #4 H.M.Voynich
    Juni 27, 2009

    Es scheint Kritik daran zu geben, daß dies ein langer Doppelname ist. Aber warum eigentlich? Warum muß ein Elementname griffig sein, wenn es nichtmal die Elemente selbst sind?