Mit neuen Bildern und einem extrem coolen Video.

Die ISS-Bilder sind so schön, die hat Jörg drüben auf Diax’s Rake bereits gepostet.

Inzwischen ist so einiges an Daten und Bilder zusammengekommen. Jörg hat hier nochmal ein Wärmebild aufgenommen vom Terra-Satelliten aus gepostet, das die Verwüstung auf der Insel Matua zeigt.

Dann gibt es die Eruptionswolke auch als 3-D-Bild.

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Bild (NASA,ISS): 3D-Bild des Sarychev(1)-Ausbruchs Rot-grün-Brille wird benötigt. Klicken, um zur Großansicht zu gelangen. Lohnt sich definitiv.

Desweiteren ist jetzt eine kleine Animation im Netz, in der die ISS-Bilder zusammen geschnitten wurden.

Wegen dem Loch in der Wolkendecke gab es übrigens eine ziemlich angeregte Diskussion, so dass NASA Earth Observatory einen kleinen Kommentar diesbezüglich nachgereicht hat:
Editor’s note: Following the publication of this photograph, the atmospheric and volcanic features it captured generated debate among meteorologists, geoscientists, and volcanologists who viewed it. Post-publication, scientists have proposed–and disagreed about–three possible explanations for the hole in the cloud deck above the volcano.

One explanation is that the hole in the clouds has nothing to do with the eruption at all. In places where islands are surrounded by oceans with cool surface temperatures, it is common for a sheet of clouds to form and drift with the low-level winds. When the cloud layer encounters an island, the moist air closer to the surface is forced upward. Because the air above the marine layer is dry, the clouds evaporate, leaving a hole in the cloud deck. These openings, or wakes, in the clouds can extend far downwind of the island, sometimes wrapping into swirling eddies called von Karman vortices.

The other two possibilities that scientists have offered appeared in the original caption. One is that the shockwave from the eruption shoved up the overlying atmosphere and disturbed the cloud deck, either making a hole or widening an existing opening. The final possibility is that as the plume rises, air flows down around the sides like water flowing off the back of a surfacing dolphin. As air sinks, it tends to warm and expand; clouds in the air evaporate.

Die Wolke in der Mitte ist wohl klar, da ist wirklich emporgerissenes Wasser in den kühleren Luftschichten kondensiert.

Die Diskussion um dieses Loch in den Wolken zeigt, dass abgesehen vom rein ästhetischen auch ein Erkenntnisgewinn hinter solchen Bildern steckt. Denn Vulkanausbrüche wie dieser auf den Kurilen sind zum Glück nicht so häufig, gehören aber gleichzeitig zu den sicherlich am häufigsten in westlicher Kunst und Literatur thematisierten Ausbruchsformen.

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Bild: Gemälde des berühmten Vesuv-Ausbruchs 79 n. Chr. des Geologen George Scrope von 1822.

Es handelt sich nämlich um eine Plinianische Eruption. Als alter Lateiner (Briefe Plinius des Jüngeren) führt dieser Name in Verbindung mit dem Thema Vulkan natürlich sofort zum Ausbruch des Vesuv 79 n. Chr. und dem Untergang von Pompeji und Herculaneum. Der durch den Vulkanausbruch ausgelöste pyroklastische Strom besiegelte nicht nur das Schicksal der Bewohner, sondern konservierte die Städte auch für die Nachwelt. Hier auf dem ISS-Bild ist ebenfalls ein solcher Strom als helles graues Wolkenband unten am Vulkan zu erkennen. Kinogänger kennen solche Ströme vielleicht noch am besten umgesetzt aus dem Film “Dante’s Peak”.

Nun sind die Kurilen glücklicherweise ziemlich abgelegen, so dass kein Mensch zu Schaden kam. Allerdings herrscht für Flugzeuge immer noch Gefahrencode orange. Die Region wird derzeit wohl umflogen. Andererseits sind die Inseln derart abgelegen, dass die Vulkane dort nicht mit Instrumenten ausgestattet sind. D.h. die Satellitendaten sind das einzige, was derzeit über den Ausbruch vorliegt. Diese Woche werden aber russische Vulkanologen die Insel untersuchen gehen.

Apropos, Satellitendaten. Es gibt noch dieses Bild der NASA Earth Observatory:

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Bild (NASA, Aura, OMI): Die Schwefeldioxid-Wolke, welche Sarychev ausstieß. Der derzeit größte vereinzelte Schwefeldioxid-Austoß in diesem Jahr. Die Daten wurden an Bord des Aura-Satelliten mit dem Instrument Omi aufgezeichnet. (3)
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(1) Ich nehme mal stark an, dass der Vulkan nach dem russischen Forscher und Offizier Gawriil Andrejewitsch Sarytschew benannt wurde, der gegen Ende des 19. Jahrhunderts die nordsibirische Küste erkundete.
(2) Leider ist der Film ziemlich vorhersehbar. Ich konnte während der Vorführung genau sagen, wer stirbt und in welcher Reihenfolge. Ansonsten war der Film vom wissenschaftlichen Standpunkt her gar nicht so schlecht. Hey Christian! Ich würde also gerne Dante’s Peak für die wissenschaftsfreundlichen Kinofilme nach nominieren.

Aber ich lass mal einen Experten sprechen: Dante’s Peak Geological Film Review.

(3) Aura, OMI? Hatte ich das nicht letztens irgendwo? Ach ja hier, die schwimmenden Sondermüllverbrennungsanlagen.

Kommentare (2)

  1. #1 Quh
    Juli 2, 2009

    Nette Animation von der Nasa. Allerdings werden da Lahare eingezeichnet die eigentlich keine sind! Das sind eindeutig pyroklastische Ströme!

  2. #2 Ludmila
    Juli 2, 2009

    Lahare sind eher Schlammströme, oder? Sieht mir auch eher trocken aus die Geschichte.