Nun ist es amtlich: CoRoT-7b, der erste transitierende erdähnliche Planet, hat einen großen Bruder.

Der heißt logischerweise CoRoT-7c. Ist 8 Erdmassen schwer und umkreist etwa alle 3 Tage und 17 Stunden seinen Heimatstern. Damit gehören beide Planeten zur Klasse der Supererden. Größere Massen als die Erde aber ähnliche Zusammensetzung. Wir erinnern uns? Im Februar wurde CoRoT-7b über so genannte Transits also Sternbedeckungen vermessen. Daher wissen wir, dass der Radius des Planeten 1,75 mal so groß wie der der Erde ist.

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Bild (Thüringer Landessternwarte): Das CoRoT-7-System mit seinen zwei Supererden von außen betrachtet.

Kollegen der Thüringer Landessternwarte und am Genfer Observatorium haben zudem die Masse von CoRoT-7b noch genauer bestimmt. Der neue Wert beträgt 4,8 Erdmassen. Die Dichte lässt sich über die Formel Masse/(Radius hoch 3) bestimmen und voilá: Wir haben ungefähr die Dichte der Erde.

Leider zeigt der große Bruder, CoRoT-7c, keine Transits. Wir können daher “lediglich” seine Masse bestimmen. Das geschieht über die so genannte Radialgeschwindigkeitsmethode. Der Stern zieht nicht nur über die Gravitation am Planeten und hält ihn auf seiner Bahn, umgekehrt zieht auch der Planet an seinem Stern – wenn auch deutlich geringer – und bringt ihn zum eiern. Über die Gravitationswirkung auf den Stern ließen sich so die Massen der Planeten bestimmen. Überhaupt wurde so erst CoRoT-7c entdeckt. Denn neben dem gesuchten Signal für den bereits bekannten Planeten CoRoT-7b, machte sich da als “Störung” die zusätzliche Gravitationskraft des andere Planeten bemerkbar.

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Bild (Thüringer Landessternwarte): Die Bahnen von CoRoT-7b und 7c

Damit haben wir hier zum allerersten Mal ein System von felsigen Planeten um einen sonnenähnlichen Stern entdeckt. Alles im Rahmen der CoRoT-Kollaboration, in der von deutscher Seite aus neben den Kollegen der Thüringer Landessternwarte und der DLR Planetenforscher aus Berlin, außerdem noch wir hier von der Abteilung Planetenforschung an der Uni Köln beteiligt sind. Und das eine oder andere winzig kleine Bausteinchen haben wir auch zu der Entdeckung beigetragen.

Daher wird auch, wenn demnächst endlich die Entdeckungs-Paper raus sind, eine ganze Schar an Autoren aufgelistet werden. Weil Forschung dieser Art nun mal eine Gruppenanstrengung ist. Jeder arbeitet auf seinem Fachgebiet, trägt seinen Teil bei, auf dass die anderen damit weiter aufbauen können.

Nebenbemerkung am Rande, weil doch letztens Leichtathletik-WM war: CoRoT-7b ist der Sprint-Weltmeister unter den Planeten. Er braucht weniger als 21 Stunden für einen vollen Umlauf um seinen Zentralstern und ist mit über 700 000 km/h unterwegs. Er ist eben extrem nah an seinem Stern dran, weswegen der Planet bei uns intern “der Höllenplanet” genannt wird 😉

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Bild (ESO): CoRoT-7b, der Höllenplanet 😉

Die ESO hat einige nette Bilder und Videos dazu online gestellt. Leider sieht man hier ein Musterbeispiel an PR-Geschrei. In deren Pressemitteilung wird das so hingestellt, als ob die HARPS Leute vom Genfer Observatorium die Messungen im Alleingang gestemmt hätten. Was natürlich nicht richtig ist. Aber die PR-Leute streichen auch leider gnadenlos alles weg, was in deren Augen unnötig ist. Kollaborationen mit anderen Instituten fallen da als allererstes unten weg. Aus deren Warte betrachtet ist das auch tatsächlich “unnötig”. Die wollen ja PR für das eigene Institut und nicht für einen Haufen anderer Leute machen.

Unter den Animationen ist mein persönlicher Favorit immer noch dieser hier: CoRoT-7b und 7c-Animation.

Mit Dank an die Thüringer Landessternwarte Tautenburg, Frau Klaudia Einhorn und Herrn Christian Högner.

P.S.: Ein Treppenwitz der CoRoT-Geschichte ist, dass CoRoT-7 im Sternbild Einhorn zu finden ist. Und wer machte die Animation oben? Frau Einhorn!

Nachtrag: Hier ist die Info des DLR dazu.

Kommentare (6)

  1. #1 wolfgang
    September 16, 2009

    solangs nicht das Einhorn in der Garage ist 😉

  2. #2 kereng
    September 16, 2009

    umgekehrt zieht auch der Planet an seinem Stern – wenn auch deutlich geringer

    Die Kraft ist doch dieselbe, oder?
    Nur der resultierende Effekt ist kaum wahrnehmbar.

  3. Wir haben zum Thema auch einige Infos auf deutsch publiziert: https://www.dlr.de/DesktopDefault.aspx/tabid-1/86_read-19776/

  4. #4 Ludmila
    September 16, 2009

    @kereng: Äh ja, Du hast natürlich insofern schon recht, dass man die gemeinsame Schwerkraft von Stern und Planet muss berücksichtig werden und der Effekt sind die Bahn des Planeten bzw. die Eierbewegung des Sterns.
    Hier nochmal im Detail mit Formeln nachzulesen: https://www.astro.uni-jena.de/EXO/radvel/radvel_ge.htm

    Aber es stimmt auch, dass die Gravitationswirkung des Planeten weitaus schwächer ist als die des Sterns. Und ohne die gäbe es die Schlingerbewegung des Sterns nicht,

    Ich hab es halt ein bisschen doof ausgedrückt. Bin leider gerade nur sporadisch im Netz, weil ich auf ner Konferenz bin.

  5. #5 Anhaltiner
    September 17, 2009

    Woran erkennt man das 7c ein felsiger Planet ist und kein Gasplanet? Seine Größe und damit die Dichte ist ja nicht bekannt. Gibt es da noch eine andere Möglichkeit? Sind “innere” Planeten (wie bei uns) immer felsig?

  6. #6 Ludmila
    September 17, 2009

    @Anhaltiner:

    Sind “innere” Planeten (wie bei uns) immer felsig?

    Ne, definitiv nicht. Wir haben sehr viele innere Planeten, die Gasriesen sind.

    Die Größe ist zwar nicht bekannt, aber die Masse. Und 8 Erdmassen reicht (wohl) noch nicht, um ein Gasriese zu werden. Da ist die Gravitation noch nicht stark genug, um flüchtiges Gas bei sich zu behalten. Daher gehen viele davon aus, dass ein 8 Erdmassen-Planet auch noch ein Felsplanet ist. Gasriesen gehen erst so jenseits von 10 Erdmassen los.

    Dass 5 Erdmassen-Planeten felsig sind, hat definitiv CoRoT-7b zumindest in einem Fall bestätigt. So falsch scheinen die Modelle also nicht zu sein.