Ich hab letztens einen Trailer zu einer Doku gesehen, der mich sehr zum Lachen brachte. “In 100 km Höhe beginnt das Universum…” (1)
“So, so,” dachte ich. “Das Universum beginnt also in 100 km Höhe.” Da hat jemand die Kármán-Linie als Grenze genommen, um uns Menschen vom Universum zu trennen. Wir und das Universum, das Universum und wir. Ulkig.
Hmmm…
Aber ist das nicht ein Bild, das wir insgeheim noch immer mit uns herumtragen? Sehen wir uns nicht tief drinnen als Publikum und das Universum als Theater, das nur uns zu Ehren aufgeführt wird? Eigentlich eine grotesk überhebliche Vorstellung für Bewohner eines kleinen unscheinbaren Felsen irgendwo am Rande einer ganz normalen Milchstraße, wie es viele da draußen gibt.
Ich erinnere mich da an eine Anekdote aus Bill Brysons “Eine kurze Geschichte von fast allem“.(2) Als 1994 der Komet Shoemaker-Levy 9 in den Jupiter eintauchte, wurden verschiedene Leute nach ihrer Meinung zu diesem Ereignis gefragt. Eine Aussage dazu war: “Tja. So was passiert im Weltraum.” Nach dem Motto: “Verrückter Ort, das Weltall da draußen. Gut, dass wir hier unten sind.”
Es soll sogar Menschen geben, die meinen, dass der Mensch nicht ins Weltall gehören würde:
Als ob wir wirklich eine andere Wahl hätten. Unsere Erde ist ein Raumschiff und wir selbst bestehen aus Materie, die vor Jahrmilliarden Sterne in ihren Todeszuckungen von sich gegeben haben.
Ich finde, das Universum beginnt tief in uns drinnen. Ich finde zudem, dass wir dem Universum auch etwas zurückgeben. Nämlich: Schönheit.
Wenn Schönheit im Auge des Betrachters liegt, dann sind wir es, die aus einem Wirbel aus Gasen verschiedener Temperatur etwas Schönes, etwas Staunenswertes und Ehrfurchtgebietendes machen. Weil wir Ehrfurcht und Staunen empfinden. Ich finde, das ist ein gar nicht schlechter Gedanke. Man könnte ihn sogar als schön bezeichnen. Und ich finde es schön, dass ich als Wissenschaftler dazu beitrage, indem ich zum einen diese Sichtweise vermittle und zum anderen dazu beitrage etwas Neues zu entdecken, über das sich Nachdenken und Staunen lässt. Darin sehe ich eine der Hauptaufgaben der Wissenschaft.
Deswegen beglücken uns die Astronauten auf der ISS mit solchen Bildern:
Bild einer Aurora Australis bzw. des Südlichts aufgenommen von der ISS.
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(1) Es war übrigens ein Trailer für eine Doku im National Geographic Channel, Deutschland, nur so am Rande.
(2) Kann ich sehr empfehlen. Ein sehr schönes und vor allem unterhaltsames Sachbuch.
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